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Wahlkampf bei "Markus Lanz": "Laschet und Söder sind Provinzpolitiker"


Wahlkampf bei "Markus Lanz"
"Laschet und Söder sind Provinzpolitiker"

Von Nina Jerzy

Aktualisiert am 29.01.2021Lesedauer: 3 Min.
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Martin Schulz bei "Markus Lanz" (Archivbild): Der ehemalige Kanzlerkandidat der SPD erteilt im Wahlkampf Ratschläge.Vergrößern des Bildes
Martin Schulz bei "Markus Lanz" (Archivbild): Der ehemalige Kanzlerkandidat der SPD erteilt im Wahlkampf Ratschläge. (Quelle: H. Hartmann/Future Image/ imago images)

Martin Schulz schreibt die möglichen Unions-Kanzlerkandidaten als "Provinzpolitiker" ab. Auch die Grünen kriegen ihr Fett weg. Schulz rudert zurück, ist aber stolz auf sich und rät Scholz: Lerne von mir.

Martin Schulz lässt sich im Wahlkampf nicht mehr ausbremsen. Der ehemalige SPD-Kanzlerkandidat ging am Donnerstagabend bei "Markus Lanz" in die Vollen. Das Mäkeln des Gastgebers an dem SPD-Spitzenkandidaten Olaf Scholz ging Schulz sichtlich derart auf die Nerven, dass er nicht mehr an sich halten konnte. Natürlich könne niemand mit 15 Prozent Kanzler werden, räumte er mit Blick auf die aktuellen Umfragewerte seiner Partei ein. Aber die Leute würden sich fragen, wer nach Angela Merkel (CDU) am besten die Interessen Deutschlands auf internationaler Bühne verteidigen könne. "Da glaube ich, dass Olaf Scholz mit seiner Erfahrung gute Chancen hat, gegen die Provinzpolitiker aus Aachen und München zu bestehen", meinte Schulz mit Blick auf die Parteichefs Armin Laschet (CDU) und Markus Söder (CSU).

"Provinzpolitiker?", hakte Lanz ungläubig nach. Sein Gast ließ sich nicht beirren und trat gegen Laschet nach. "Ja gut, das ist der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Er sagt zwar immer, das ist die siebtgrößte Volkswirtschaft in Europa. Da hat er auch recht. Viel gemacht draus hat er bis dato nicht." Da wollte auch "Welt"-Chefredakteurin Dagmar Rosenfeld den Ausdruck nicht auf den Ministerpräsidenten sitzen lassen. "Jetzt regen Sie sich nicht so auf", wetterte Schulz zunächst, erkannte aber, dass er übers Ziel hinausgeschossen war. "Sie haben recht", räumte er ein. "'Provinzpolitiker' nehme ich jetzt mal zurück, sagen wir jetzt mal 'Landespolitiker'."

Martin Schulz und die Provinz

An dem Fauxpas hatte Schulz bei allem Blaffen dann doch zu knabbern. "Der Begriff des Provinzpolitikers ist ungerecht. Da hab ich gar nicht dran gedacht: Ich bin aus Würselen, das ist noch kleiner als Aachen", sagte der einstige SPD-Kanzlerkandidat und stellte klar: "Ich ärgere mich jetzt ehrlich gesagt über mich selbst. Gerade auch beim Armin Laschet tut mir das leid. Denn eigentlich ist er ein netter Kerl. Ich finde ihn sehr sympathisch. Aber ich glaube nicht, dass er Olaf Scholz gewachsen ist." Könnte Laschet Kanzler?, hakte Lanz nach. "Ne", erwiderte der Gast – und versuchte es kurz darauf diplomatischer auszudrücken: "Ob er das könnte, weiß ich nicht, aber Olaf Scholz ist der Bessere."

(Einen ähnlichen Kurs fuhr der ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments bei der Frage, ob Frankreich bei der EU-Bestellung von Corona-Impfmitteln darauf gedrängt haben könnte, dass der französische Pharmakonzern Sanofi berücksichtigt wird. "Ich würde sagen, das ist so", beantwortete er die Frage des Moderators und stellte kurz darauf klar: "Ich weiß es nicht, aber ich halte es durchaus für möglich.“)

Die Grünen blieben selbstverständlich nicht verschont. Das höchste Exekutivamt, das Parteichefin und mögliche Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock bislang innegehabt habe, sei seines Wissens nach die Leitung ihres Abgeordnetenbüros, sagte Schulz. Baerbock sei wie Laschet nett und sympathisch, aber nicht erfahren genug, um in diesen schweren Zeiten als Kanzlerin zu bestehen. Und Robert Habeck?, wollte Lanz wissen und schickte beschwichtigend hinterher: "Der war ja Minister." "In Schleswig-Holstein. Landwirtschaftsminister", entgegnete Schulz trocken und Lanz hätte sich am liebsten vor Lachen im Sitz gekringelt.

Schulz: Merkel überschattet alles

Er hat jedenfalls noch Vertrauen in seine Partei. "Ich glaube schon, dass die SPD mit Olaf Scholz eine gute Chance hat, ein gutes Ergebnis einzufahren" und: "Die SPD wird sehr einheitlich und sehr geschlossen in diesen Wahlkampf gehen." "Meinungsumfragen entscheiden nicht die Wahlen", konterte er Hinweise auf die bescheidenen Beliebtheitswerte der Sozialdemokraten. "Im Moment ist es so, dass die Popularitätswerte von Angela Merkel alles überschatten", zeigte sich Schulz überzeugt und sprach von einem "Wahlkampf der Post-Merkel-Ära".

Am Ende wollte Lanz noch wissen, welchen Rat Schulz Scholz für den Wahlkampf mit auf den Weg geben würde. "Höre auf dich selbst", erwiderte der Gast, ohne nachdenken zu müssen. Sein großer Fehler sei es gewesen, sich im Streben nach dem Kanzleramt selbst untreu geworden zu sein. Ein verbaler Ausrutscher wie die "Provinzpolitiker" sei für ihn typisch, dasselbe gelte aber auch für die umgehende Entschuldigung. "Das hätte ich in einem Wahlkampf nicht gemacht", erinnerte sich Schulz. So wolle er sich aber nie mehr verhalten.

"Ich bin ein impulsiver Mensch, mir rutscht manchmal so etwas heraus. Dann nehme ich das wieder zurück und versuche, es auch zu korrigieren. Das habe in einer bestimmten Phase meines Lebens nicht gemacht.

Hätte ich es anders gemacht, wäre ich bei mir selbst geblieben, glaube ich, hätte ich ein besseres Ergebnis geholt." Eins wollte Schulz am Ende aber doch noch klarstellen: "Wenn wir die 20,5 Prozent holen, die ich bei der letzten Wahl geholt habe, hätten wir schon fünf Prozent mehr, als wir jetzt in den Umfragen haben."

Verwendete Quellen
  • "Markus Lanz" vom 28. Januar 2021
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