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Talkshow-Minister? Karl Lauterbach widerspricht bei "Anne Will" vehement


Karl Lauterbach bei "Anne Will"
"90 Prozent Impfquote reichen nicht gegen Omikron"

Von Peter Luley

Aktualisiert am 13.12.2021Lesedauer: 3 Min.
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Karl Lauterbach bei "Anne Will": Der Bundesgesundheitsminister fordert die Deutschen zur Booster-Impfung auf.Vergrößern des Bildes
Karl Lauterbach bei "Anne Will": Der Bundesgesundheitsminister fordert die Deutschen zur Booster-Impfung auf. (Quelle: imago images)

Bei "Anne Will" ging es kurz um das Erscheinungsbild der Ampelregierung – und dann doch vor allem um Corona. Gesundheitsminister Karl Lauterbach erläuterte seine Strategie gegen die Virusvariante Omikron und warum er eine Impfpflicht für unumgänglich hält.

Als der Politikwissenschaftler Wolfgang Merkel eingangs die späte Nominierung Karl Lauterbachs für das Amt des Gesundheitsministers "leicht ironisch" als "Plebiszit der Talkshows" bezeichnete, wollte der angesprochene Mediziner doch mal etwas klarstellen: Er kenne Olaf Scholz seit 19 Jahren, so Lauterbach, habe auch im bisherigen Pandemieverlauf schon "eng mit ihm zusammengearbeitet" und sei daher sicher, "dass er meine Eignung nicht aus der Talkshow abgeleitet hat".

Dann ging es aber auch schon wieder mitten hinein in die Diskussion über die Notwendigkeit einer allgemeinen Impfpflicht und den Kampf gegen neue Virusvarianten. Dass für ihn beides unmittelbar zusammenhängt, machte Lauterbach in der Folge deutlich.

Die Gäste

  • Karl Lauterbach (SPD), Gesundheitsminister
  • Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen), Bundestagsvizepräsidentin
  • Norbert Röttgen, CDU-Präsidiumsmitglied und Kandidat für den Parteivorsitz
  • Wolfgang Merkel, Politikwissenschaftler
  • Dagmar Rosenfeld, Chefredakteurin "Die Welt"

"Ist wirklich schon alles getan worden, um die Menschen zum Impfen zu animieren?", wandte sich die "Welt"-Journalistin Dagmar Rosenfeld an den Epidemiologen. "Noch nicht vollständig", gab Lauterbach zurück, "aber das, was wir noch tun können, würde uns nie in den Bereich bringen, wo wir vor neuen Wellen sicher wären." Selbst eine Impfquote wie in Bremen, wo mittlerweile 90 Prozent aller Erwachsenen vollständig geimpft sind, reiche nicht für die Virusvarianten: "Wenn der Impfstoff zu 100 Prozent wirken würde, würden 90 Prozent ausreichen", so Lauterbach.

Da aber eine Doppelimpfung nur eine 35-Prozent-Wirkung gegen Omikron habe, komme man selbst mit 90 Prozent "nicht hin" – auch wenn es so gut wie keine Sterbefälle unter den Immunisierten mehr gebe. Umso wichtiger seien jetzt das Infektionsschutzgesetz und die Booster-Impfungen, um die Delta-Welle zu brechen und die Menschen vor der Omikron-Variante zu schützen. Später gelte es, "mit neuen Impfstoffen neue Wellen komplett wegzudrücken".

Fehlstart der Ampel?

Ob das Auslaufenlassen der "epidemischen Lage von nationaler Tragweite" einerseits und die Forderung einer zunächst ausgeschlossenen allgemeinen Impfpflicht andererseits nicht einen Fehlstart der Ampelregierung darstellten, wollte Anne Will dann von Katrin Göring-Eckardt wissen.

Bei der Impfpflicht sei es nicht so, dass "wir irgendetwas versäumt oder verdaddelt haben", verteidigte sich die Grünen-Politikerin, man hätte es eben mit sehr viel aggressiveren Varianten zu tun. Dann räumte sie aber doch ein, es sei ein Fehler gewesen, die Impfzentren zu schließen und – in Bezug auf das Beenden der epidemischen Lage – "damit zu suggerieren, jetzt ist die Gefährlichkeit der ganzen Sache vorbei". Man habe nur das Rechtskonstrukt ändern wollen und nicht die Sache selber – das nicht gleichzeitig gesagt zu haben, sei "nicht so schlau" gewesen.

Das wollte Norbert Röttgen natürlich deutlich drastischer formulieren: "fatal" und "einen schweren Fehler" nannte der CDU-Politiker die entsprechende Pressekonferenz vom 27. Oktober, mit der "die Verantwortungsübernahme der neuen Parlamentsmehrheit" begonnen habe. Dann sei "den gesamten November über" diskutiert worden, "das war Machtpolitik". In Wahrheit sei allen klar gewesen, dass man sich vom "verengten Freiheitsbegriff der FDP" habe verführen lassen, dass es "wirklich falsch" war, "aber es kam dann Gesichtswahrung und Taktik vor Korrektur". Das dürfe sich nicht wiederholen.

Karl Lauterbach: "Booster-Impfung ist unfassbar wertvoll"

Nach dieser Kritik wollte Karl Lauterbach dringend wieder nach vorne blicken. Es bringe nichts, "wenn wir uns gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben", befand der Gesundheitsminister und drehte den Spieß um: "In keinem anderen Land Europas wird mit diesem hohen Tempo die Booster-Impfung gemacht wie in Deutschland", lobte er den aktuellen Stand von 18,7 Millionen Geboosterten, "da danke ich sogar meinem Vorgänger."

Erneut betonte er: "Die Booster-Impfung ist unfassbar wertvoll." Bei Dreifachgeimpften betrage der Schutz auch gegen die Omikron-Variante 75 Prozent, und wer sich dennoch infiziere, erkranke in der Regel nicht schwer. "Das ist sehr nennenswert", so der SPD-Politiker.

Künftig keine Testpflicht für Geboosterte?

Er rechne damit, dass ab April/Mai neue Anti-Omikron-Impfstoffe verfügbar seien; ob dann im Herbst eine vierte Impfung nötig sei, wisse aktuell niemand. Lauterbach zeigte sich zufrieden mit seinem "ausgewogen besetzten" wissenschaftlichen Expertengremium, dem nun neben Christian Drosten, dem Chefvirologen der Berliner Charité, auch Hendrik Streeck angehört, der Leiter des Virologischen Instituts der Uniklinik Bonn.

Zudem wartete Lauterbach noch mit einer neuen Idee auf: Er werde der Gesundheitsministerkonferenz am Dienstag ein Ende der Corona-Testpflicht für Geboosterte vorschlagen. Dies könne auch als Anreiz für die dritte Impfung wirken.

Verwendete Quellen
  • "Anne Will" vom 12. Dezember 2021
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