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Markus Söder: Warum seine Absage an die Kanzlerkandidatur eine Lüge ist


Kanzlerambitionen
Niemand lügt so treuherzig wie Söder

MeinungVon Miriam Hollstein

Aktualisiert am 03.05.2023Lesedauer: 2 Min.
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Bayerns Ministerpräsident Markus SöderVergrößern des Bildes
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat in der Sendung "Lanz" erklärt, er stehe für eine erneute Kanzlerkandidatur nicht zur Verfügung. (Quelle: Sven Hoppe/dpa-bilder)

Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder hat angekündigt, nicht Kanzlerkandidat werden zu wollen. Warum man ihm das nicht glauben sollte.

Vom früheren Bundeskanzler Konrad Adenauer stammt der legendäre Spruch "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern – nichts hindert mich, weiser zu werden." In der Gegenwart personifiziert niemand dieses Prinzip besser als Markus Söder.

Kein anderer Spitzenpolitiker vermag es, so rasant im Brustton der Überzeugung eingenommene Positionen wieder abzuräumen wie der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef. Seine Karriere ist voll solcher Wendungen. Mal versuchte er, die AfD rechts zu überholen. Als die Strategie scheiterte, wurde er zu einem entschiedenen Gegner der AfD-Positionen. In seinem Amt als bayerischer Umweltminister setzte sich Söder einst für einen schnelleren Atomausstieg ein. Als jetzt die letzten drei Kraftwerke abgeschaltet wurden, forderte der Franke lautstark eine Verlängerung.

Auch schwindelt niemand so treuherzig wie Söder. Was daran liegen könnte, dass das, was er sagt, auch meist die Wahrheit ist. Aber eben nur in genau diesem Moment. Morgen ist er vielleicht schon wieder weiser geworden und behauptet das Gegenteil.

In Bayern ist das Feld für Söder bestellt

Deshalb sollte man seine jüngste Ankündigung, er stehe als Kanzlerkandidat der Union nicht Verfügung, auch nicht für bare Münze nehmen. Wahr ist sie gleichwohl, denn jetzt gerade geht es für Markus Söder vor allem darum, dass die CSU bei der bayerischen Landtagswahl gut abschneidet und seine Position gestärkt wird. Doch sollte es die CSU deutlich über 40 Prozent, vielleicht sogar zur absoluten Mehrheit schaffen, dann wird Söder noch einmal einen interessierten Blick auf das Kanzleramt werfen. Zumal in Bayern für einen Mann, der für seinen brennenden Ehrgeiz bekannt ist, das Feld dann bestellt wäre.

Das Schönste an der Hauptstadt sei, wenn man sie "nach erfolgreichen und spannenden Tagen in Berlin wieder in Richtung Bayern verlässt", hat Söder 2018 einmal gelästert. Zwei Jahre später wiederholte er den Satz. Da stand die Frage im Raum, ob es ihn zur Bundestagswahl nicht doch als Kanzlerkandidat der Union nach Berlin ziehen könnte.

Mit seiner Kandidatur überrumpelte er Armin Laschet

Nur wenige Monate später trat er gegen einen erkennbar überrumpelten CDU-Chef Armin Laschet an und hätte ihn ohne die Intervention mehrerer CDU-Granden im internen Kampf wohl auch besiegt. Der Rest ist Geschichte: Laschet verlor die Wahl, die Union flog nach 16 Jahren aus dem Kanzleramt. Bis heute sind viele in der Partei überzeugt, dass die Chancen auf einen Wahlsieg mit Söder größer gewesen wären.

Ist mit ihm also 2025 noch mal zu rechnen? Sollte es sich Söder anders überlegen, hätte er es jedenfalls mit einem stärkeren Gegenspieler zu tun. CDU-Chef Friedrich Merz hat nie Zweifel daran gelassen, dass er sich auch für das wichtigste Amt im Staat für geeignet hält. Wie entschlossen er sein kann, wenn er sich etwas vorgenommen hat, hat er in den vergangenen fünf Jahren bewiesen. Erklärt er seine Kanzlerkandidatur früh genug, wird sich die Union, die ohnehin nicht zu Rebellentum neigt, hinter ihm versammeln.

Und so könnte es tatsächlich sein, dass Söder nicht noch einmal nach der Kanzlerkandidatur greift. Nicht, weil er es nicht wollte. Sondern, weil er ob der eigenen Chancen weiser geworden wäre.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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