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CDU-Vorsitz – Kandidaten Merz, Laschet, Röttgen: Die drei Fragezeichen


Rededuell der CDU-Kandidaten
So wiegt man eine Volkspartei in den Schlaf

MeinungVon Tim Kummert

Aktualisiert am 18.10.2020Lesedauer: 3 Min.
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Showdown der Kandidaten für den CDU-Vorsitz in Berlin: Röttgen, Merz, Laschet (von links).Vergrößern des Bildes
Showdown der Kandidaten für den CDU-Vorsitz in Berlin: Röttgen, Merz, Laschet (von links). (Quelle: dpa)

Am Samstagabend traten die drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz zum ersten Mal gegeneinander an. Man erfuhr dabei wenig Neues. Wenn das Rennen so weiter geht, steht die Partei vor zähen Wochen.

Der eigentliche Sieger des Abends stand nicht am Rednerpult: Es ist Tilman Kuban, der Chef des Jugendverbands der CDU, der Jungen Union (JU). Kuban ist es gelungen, die drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz, Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen, nach Berlin zu lotsen. Zum sogenannten "Pitch", der Auftaktveranstaltung beim Rennen um die Spitze der Partei.

Kuban zeigt damit, dass die Jugendorganisation mitreden will, bei der Neuwahl des Parteichefs, er baut immerhin die Bühne, auf der die Auseinandersetzung stattfand. Doch außer dem JU-Chef gab es an diesem Abend keinen Gewinner. Wenn das Rennen um den Vorsitz so uninspiriert weitergeht, stehen der CDU langatmige Wochen bis zum Parteitag bevor.

Klassische, markige Merz-Sätze

Das ging schon damit los, dass die Kandidaten sich zu Beginn maximal holzschnittartig präsentierten. Der NRW-Ministerpräsident Armin Laschet sprach über seine Regierungsverantwortung: Er zählte auf, was in seinem Bundesland schon alles erreicht worden sei, was in Deutschland dann auch folgen solle: Ein Digitalministerium, ein generationengerechter Haushalt und ein Fokus auf der inneren Sicherheit.

Der ehemalige Blackrock-Aufsichtsratschef Friedrich Merz betonte dann die Defizite in der deutschen Wirtschafts- und Finanzpolitik: "Dieses Land ist zu langsam geworden, wir sind zu träge geworden." Er feuerte die klassischen, markigen Merz-Sätze ab. Und der Außenpolitiker Norbert Röttgen sprach wenig überraschend über die dramatischen, geopolitischen Veränderungen, die "von außen" kämen.

Bis heute verrät Röttgen nicht, wer die Frau in seinem Team sein soll

Auch danach wurde es kaum tiefgründiger. Einzelne Mitglieder der Jungen Union wurden via Videokonferenz zugeschaltet und konnten ihre Fragen zu diversen Themenbereichen stellen. Doch die Kandidaten blieben an der politischen Oberfläche.

Norbert Röttgen warb für "mehr Frauen" in der Partei, sagte aber nicht, wie das gehen soll. Er selbst hat schon vor einem halben Jahr angekündigt, gemeinsam mit einer Frau zu kandidieren. Bis heute verrät er aber nicht, wer das sein wird.

Armin Laschet betonte, er sei für einen Bürokratieabbau — doch wer ist das nicht? Zudem soll es mehr Digitalisierung in den Schulen geben, das finden alle drei prima. Und Präsenzunterricht auch. In vielen Themenfeldern herrschte unter den verschiedenen Bewerbern mit ihren unterschiedlichen Konzepten angeblich große Einigkeit. So wiegt man eine Volkspartei in den Schlaf.

An Profil gewann niemand

Es ist fatal: Die CDU steht im Dezember vor einer Grundsatzentscheidung. Weiter im Stil von Angela Merkel, wie es Armin Laschet will? Eine Betonung der konservativen Seiten, für die Friedrich Merz steht? Oder doch eine Lösung mit einem CDU-Chef Röttgen und einem Kanzlerkandidaten Markus Söder?

Doch die Kandidaten am Samstagabend wirkten vor allem, als wollten sie ihre Gemeinsamkeiten statt ihre Unterschiede betonen – von denen es reichlich gibt. Die unterschiedlichen politischen Ansätze wurden nicht in der Tiefe diskutiert, an Profil gewann niemand.

Zwar lag das teilweise auch am Format, das keine Diskussion entstehen ließ, sondern den Kandidaten eine Rampe legen sollte, um ihre Positionen darzulegen.

So hat die Debatte keinem der Kandidaten genützt

Nur ganz am Schluss blitzen die Unterschiede trotzdem auf. Merz ließ anklingen, wie er die Sozialsysteme umstrukturieren will (engere Anbindung an den Arbeitsmarkt), Norbert Röttgen sprach über innere Sicherheit (die stärker betont werden solle) und Armin Laschet über die Außenpolitik (er zeigte Sympathie für eine Zone von Ländern um Europa, die zur Stabilisierung der Flüchtlingskrise beitragen sollen).

Es war genau diese Diskussion, die eigentlich die CDU verstärkt braucht. Noch zwei weitere Live-Debatten wird es vor dem Parteitag Anfang Dezember geben. Es sind die Chancen von Norbert Röttgen und Friedrich Merz. Denn so, wie die Debatte am Samstagabend lief, hat sie an den Aussichten nichts verändert. Und damit keinem der Kandidaten genützt.

Verwendete Quellen
  • Persönliche Beobachtungen des "Pitchs" am 17.10.2020
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