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Bei "Markus Lanz": "Anti-Merkel"? Merz reagiert auf Kritik gelassen


Lanz-Sendung zum CDU-Machtkampf
"Anti-Merkel"? Merz reagiert auf Kritik gelassen

Eine TV-Kritik von David Heisig

Aktualisiert am 14.01.2021Lesedauer: 4 Min.
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Friedrich Merz bei einer Sendung von "Markus Lanz": Der CDU-Politiker wurde zuletzt als "Anti-Merkel" bezeichnet.Vergrößern des Bildes
Friedrich Merz bei einer Sendung von "Markus Lanz": Der CDU-Politiker wurde zuletzt als "Anti-Merkel" bezeichnet. (Quelle: teutopress/imago-images-bilder)

Die Sendung von Markus Lanz belegte: Es gibt zum Glück noch andere Themen neben Virus und Pandemie. Der anstehende Kampf um den CDU-Parteivorsitz gehört zum Beispiel dazu. Als direkt Involvierter sollte Friedrich Merz dazu Auskunft geben.

Die Gäste

  • Eva Quadbeck, Journalistin
  • Friedrich Merz, CDU-Politiker
  • Ingmar Hoerr, Biologe
  • Ulf Röller, Journalist

Lanz wurde mit Merz im Laufe der Sendung nicht wirklich warm. Zwar lief der Moderator mit seine Fragen heiß, die Antworten des Politikers waren aber eher von einer gewissen Kühle geprägt. Der Unionsmann ließ sich nur schwer aus der Reserve locken. Dabei hatte Lanz doch alles so präpariert, dass alte Wunden bei Merz schnell hätten wieder aufreißen können. Dauerfehde mit Angela Merkel, Totalausfall von Merz auf dem Parteitag 2018 und Hassobjekt des Parteiestablishments – Platz für genügende Aufreger gab es.

Aber vielleicht hat Merz Antworten auf diese Themen schon zu oft gegeben, auch bei Lanz. Daher war sein Kommentar auf die Tatsache, dass der Moderator immer wieder Zitate von ihm oder seiner politischen Konkurrenz aus eigenen alten Sendungen einspielte, naheliegend: Als „Archivsendung“ bezeichnete er die aktuelle Ausgabe von Lanz.

Merz gelassen, Quadbeck kommt Lanz zur Hilfe

Mit den Rückblenden fing es früh an. Ob er nervös sei, weil er „in drei Tagen Geschichte schreiben“ wolle, fragte Lanz in der Eröffnung den Unionsmann. „Ich sitze ganz ruhig bei Ihnen“, so Merz. Der Moderator legte nach: Ob es für den Politiker schlimm sei, dass er in den letzten Monaten „nichts zu sagen“ hatte. „Das haben sie mich beim letzten Mal auch schon gefragt“, so der CDU-Kandidat. So ging es munter weiter.

Der eine fragte, der andere wich aus. Lanz ging es mit den Antworten nicht fix genug. Also stellte er unterbrechend eine neue Frage. Das wurde schnell anstrengend. Auf seine Konkurrenz zu Armin Laschet angesprochen, betonte Merz: „Der macht das gut.“ Traditionell hat der NRW-Ministerpräsident in der Union auch gute Chancen auf die Kanzlerkandidatur. „Hätten sie auch nicht besser gemacht?“, fragte Lanz. „Ich glaube nicht“, so Merz. Der Moderator stutzte.

Merz als "Anti-Merkel" bezeichnet

Besser wurde es erst, als Quadbeck sich in die Diskussion einschaltete und die Perspektive erweiterte. Für alle drei Kandidaten – Norbert Röttgen, Laschet und Merz – sei es am Samstag die „einzige Patrone, die sie in der Hülse haben“, so die Journalistin. Eine Art letzte Chance, um aus dem Ende der „Ära Merkel“ Profit zu schlagen. 2018 sei Merkel ob der Flüchtlingskrise und der unionsinternen Debatten „angezählt“ gewesen. Jetzt sei der Parteitag ein „Merkel-Look-a-like-Wettbewerb“, weil die guten Umfragewerte der Union vor allem der Empathie der Wählerinnen und Wähler für die Bundeskanzlerin geschuldet seien, so Quadbeck.

Da habe Merz als „Anti-Merkel“ schlechtere Karten. Das sei er nicht, konterte Merz. Er habe eine andere Meinung, wolle aber Verantwortung in der „einzig verbliebenen Volkspartei“ übernehmen. „Die will sie gar nicht“, so Lanz. „Haben sie selbst gesagt.“

Gegenentwurf zum Grünen-Chef Habeck

Da war er wieder: der Versuch des Moderators, investigativ zu hinterfragen. Das ging leider so weiter: Warum Merz sich 2018 nicht in das CDU-Präsidium habe wählen lassen, wenn er Verantwortung hätte übernehmen wollen? Ob das Tragen eines grünen Anzugs im Interview mit dem Spiegel eine Koalitionsaussage in Richtung der Grünen sei? Quadbeck konnte das zum Glück noch ein wenig inhaltlich unterfüttern.

Merz sei offensichtlich der krasse Gegenentwurf zum Grünenchef Robert Habeck und dessen Lieblingsgegner. Die spannende Frage sei zudem, wie lange Merz parallel mit Merkel zusammenarbeiten könne und wie und wann sich die Frage der Kanzlerkandidatur entscheide, so Quadbeck. Die Union sei schon immer rational gewesen. Die Umfragewerte sprächen für eine Kanzlerkandidatur von Jens Spahn oder Markus Söder, Merz hätte als Vorsitzender aber einen Erstzugriff. Für die Journalistin ein Spannungsfeld. Vielleicht hätte Quadbeck die Diskussion mit Merz führen sollen. Der Moderator indes bekam beim Politiker kein Fuß in die Tür.

Und was war sonst noch?

Für Emotionalität sorgten Röller und Hoerr. Ersterer berichtete aus China, von der Corona-Situation in der Provinz Hebei, inklusive strikter Abriegelung zweier Millionenstädte und kompletten Lockdown durch die chinesische Regierung. Sollten die Bilder des Staats-TV von Massendesinfektionen, Coronatests von Millionen Bürgern in 2 Tagen und leeren Straßen auf der einen Seite Beweis für effektive Pandemiebekämpfung und Beleg für den „Vorteil eines so diktatorischen Landes“, wie Röller es beschrieb, sein, verstörte die Kehrseite der Medaille.

Das waren die persönlichen Berichte des Journalisten über das martialische Vorgehen der Behörden, brutale Behinderung der Meinungsfreiheit und Intransparenz zur Entwicklung von Ort. Wie „Bankräuber in einem Kleinbus“ kämen sein Team und er sich vor, wenn sie verdeckt vor Ort recherchieren müssten.

Der Biologe, dem Bill Gates half

Mit Ingmar Hoerr Hoerr saß ein „Anwärter auf den Nobelpreis für Medizin“ im Studio, wie Lanz es beschrieb. Der Biologe hatte in den Neunzigern den Durchbruch bei molekularen RNA-Wirkmechanismen erzielt. Eigentlich für die Krebsforschung gestartet, ist das von Hoerr mitbegründete Biopharmaunternehmen Curevac heute ein Hoffnungsträger im Kampf gegen Corona. Sein Credo: die deutsche Pharmaindustrie müsse innovativer werden. Spannend war sein Bericht, wie er vor 25 Jahren Kapital sammeln wollte und deutsche Geldgeber die Innovation als zu risikoreich erachteten.

Geholfen haben ihm dann der Unternehmer Dietmar Hopp und Microsoft-Chef Bill Gates. Den habe er in Paris im Keller eines Hotels getroffen und durch persönliche Begeisterung überzeugen können. Lanz faszinierte dabei die Aussage Hoerrs, Gates habe die vorbereitete Präsentation als Ausdruck gewünscht und er sei dann nachts in der französischen Hauptstadt auf die Suche nach einem Copy-Shop gegangen. „Der wollte die Präse nicht auf seiner eigenen Software sehen“, fragte Lanz. Berührend in der Geschichte des Biologen war, dass er selbst im Frühjahr letzten Jahres wegen eines Aneurysmas sechs Wochen im Koma lag. Als er aufwachte, war die Welt eine andere.

Verwendete Quellen
  • TV-Sendung von Markus Lanz am 12.01.2021
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