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Coronavirus: Bundesregierung glaubt an Ausbreitung in Deutschland


"Zeitfenster schließt sich sehr schnell"
Die Angst vor der Covid-19-Pandemie wächst

Von afp, dpa, rtr, jmt

Aktualisiert am 24.02.2020Lesedauer: 4 Min.
Arbeiter mit Schutzanzügen auf einem Markt in Südkorea: Der Ausbruch dort alarmiert Experten.Vergrößern des BildesArbeiter mit Schutzanzügen auf einem Markt in Südkorea: Der Ausbruch dort alarmiert Experten. (Quelle: Im Hwa-young/Yonhap/ap-bilder)
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Das Coronavirus fordert nun auch in Europa Todesopfer – Experten glauben, dass es sich kaum noch eindämmen lässt. Die Bundesregierung glaubt an eine Ausbreitung in Deutschland.

Die Weltgesundheitsorganisation warnt angesichts der rasanten Ausbreitung des neuartigen Coronavirus sowie weiteren Todes- und Infektionsfällen in Italien vor einer möglichen Pandemie. Vor allem die Infektionsherde im Iran, in Italien und Südkorea seien zutiefst besorgniserregend. "Das Zeitfenster für die Eindämmung des Ausbruchs schließt sich nun sehr schnell", zitierte die britische Zeitung "The Telegraph" auch Devi Sridhar von der Universität Edinburgh, die zur weltweiten öffentlichen Gesundheit forscht.

"Alle Voraussetzungen für eine Pandemie"

Nathalie MacDermott, Expertin für Infektionskrankheiten am renommierten King's College in London, sagte zu Italien, Südkorea und Iran, dort sei nicht klar, bei wem sich die Menschen infiziert hätten. Dies weise darauf hin, dass sich die Betroffenen bei Personen angesteckt hätten, die keine oder kaum Symptome zeigten und nichts von ihrer eigenen Infektion wüssten. Somit könne sich der Erreger schnell ausbreiten, bevor die ersten Fälle überhaupt nachgewiesen werden.

"Es ist klar, dass nun alle Voraussetzungen für eine Pandemie vorhanden sind", sagte Bharat Pankhania von der Universität Exeter. "Es ist besser ehrlich zu sein und es zu sagen." Die Epidemie sei nun in Europa angekommen. Es sei möglich, dass sich das Virus in Deutschland ausbreiten werde, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn. Deutschland sei aber bestmöglich vorbereitet.

Meiste Infektionen in der Lombardei

Italien meldete bis Montag fünf Todesfälle, über einen sechsten und siebten wurde in Medien berichtet, Afghanistan, Bahrain, Kuwait und der Irak bestätigten erste Infektionen. China ergriff weitere drastische Maßnahmen zur Eindämmung des Virus. Die Länder des Schengenraums planen dennoch keine Wiedereinführung systematischer Grenzkontrollen.

Italien ist binnen kurzer Zeit zum größten Herd des neuartigen Virus in Europa geworden: Bei mehr als 220 Menschen wurden bis Montag Infektionen nachgewiesen. Bei allen Todesopfern handelte es sich um ältere Menschen, viele von ihnen litten bereits unter Vorerkrankungen. Die meisten Infektionen wurden in der norditalienischen Region Lombardei gemeldet, von dort stammen auch vier der fünf Todesopfer. Außerdem sind Venetien, das Piemont, die Emilia-Romagna sowie Trentino-Südtirol und Friaul-Julisch Venetien betroffen. Sie grenzen teilweise an Frankreich, Österreich, die Schweiz oder Slowenien.

Seit dem ersten Todesfall am Freitag ergriffen die italienischen Behörden drastische Maßnahmen gegen das Virus. Elf Ortschaften, zehn in der Lombardei und eine in Venetien, wurden abgeriegelt. Der Karneval in Venedig wurde abgebrochen, andere Großveranstaltungen wurden abgesagt. Schulen in den betroffenen Regionen bleiben vorerst geschlossen ebenso wie viele Lokale und Kinos.

Der Regionalpräsident der Lombardei, Attilio Fontana, warnte ebenso wie Mailands Bürgermeister Beppe Sala vor Panikkäufen. Es gebe genügend Nachschub, versicherten sie. In Mailand, der Hauptstadt der Lombardei, war die U-Bahn am Montag zur Hälfte leer, auch die berühmte Scala und der Dom blieben geschlossen.

Keine Grenzkontrollen im Schengenraum

Trotz der wachsenden Sorge vor dem Virus planen die 26 Staaten des Schengenraums nach Angaben der EU keine Wiedereinführung systematischer Grenzkontrollen. Die Grenzen zu Italien blieben zunächst weiter offen.

Allerdings führte die Viruskrise in Italien in der Nacht zum Montag zu stundenlangen Verspätungen: Nachdem bei zwei deutschen Reisenden in einem Eurocity aus Venedig nach München zwischenzeitlich der Verdacht auf den Erreger aufgekommen war, schlossen die österreichischen Behörden den Zugverkehr über die Brennerroute. Der Verdacht bei den beiden Frauen bestätigte sich jedoch nicht, der Zugverkehr wurde wieder freigegeben.

Auf Mauritius mussten Dutzende Passagiere einer Alitalia-Maschine aus Rom an Bord bleiben, die aus den am schwersten betroffenen italienischen Regionen stammten. In Lyon im Südosten Frankreichs wurden die Passagiere eines Busses aus Mailand am Aussteigen gehindert, nachdem der Fahrer ähnliche Symptome wie bei einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus gezeigt hatte.

Mehr als 2.500 Tote in China

China, wo die Zahl der Todesopfer nach Behördenangaben bis Montag um weitere 150 auf insgesamt 2.592 stieg, reagierte mit weiteren drastischen Maßnahmen. Wegen der Epidemie wurde die für Anfang März geplante Sitzung des Nationalen Volkskongresses verschoben – zum ersten Mal seit der Kulturrevolution. Der Verkauf und Verzehr von Wildtieren wurde zudem komplett untersagt. Es wird vermutet, dass der Erreger auf einem Markt in der zentralchinesischen Millionenstadt Wuhan von einem Wildtier auf den Menschen übergegangen war.

Inzwischen hat sich das Virus auf rund 30 Länder ausgebreitet: Afghanistan, Bahrain, Kuwait und der Irak meldeten am Montag erste Infektionsfälle. Der größte Herd des Virus außerhalb von China bleibt Südkorea. Dort stieg die Zahl der bestätigten Infektionen bis Montag um weitere 161 auf 763.

Im Iran stieg die Zahl der Todesopfer von acht auf zwölf, insgesamt 64 Menschen infizierten sich nach Behördenangaben. Ein Abgeordneter der besonders betroffenen Stadt Kom warf der Regierung in Teheran vor, "nicht die Wahrheit" über das tatsächliche Ausmaß der Epidemie zu sagen. Einer iranischen Nachrichtenagentur zufolge sprach er von "50 Toten" allein in Kom.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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