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Bayern: Zug entgleist in Bayern – mehrere Tote


Scholz: "Bedrückende Bilder"
Zug entgleist in Bayern – vier Tote, viele Schwerverletze

Von dpa, ann, joh

Aktualisiert am 04.06.2022Lesedauer: 6 Min.
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Mehrere Todesopfer bei Zugunglück: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen drei Bahn-Mitarbeiter. (Quelle: t-online)
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Die Ursache ist noch unklar: In Bayern ist am Freitag ein Regionalzug entgleist. Mindestens vier Menschen kamen ums Leben, es gibt viele Verletzte. Die Bergungsarbeiten gehen heute weiter.

Bei einem Zugunglück im oberbayerischen Garmisch-Partenkirchen sind am Freitag mehrere Menschen ums Leben gekommen. Das sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd t-online. Drei der mindestens vier Todesopfer lagen unter einem umgestürzten Waggon und wurden am Abend geborgen, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann BR24.

Zwölf Menschen werden laut Herrmann noch vermisst. Es könne aber sein, dass die Vermissten in Kliniken seien. Teilweise seien die Menschen so schwer verletzt, dass es noch nicht gelungen sei, die Identität zu klären.

Weitere Todesopfer nicht ausgeschlossen

Das vierte Todesopfer ist auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben. "Wir machen derzeit noch keine weiteren Angaben, auch nicht zum Alter der Toten und Verletzten", so ein Sprecher der Polizei. Zuerst sollen die Angehörigen benachrichtigt werden. Nach derzeitigem Stand gibt es darüber hinaus 30 Verletzte, 15 davon befinden sich mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Sie wurden von insgesamt 12 Hubschraubern abtransportiert.

Am Abend zogen Helfer einen weißen Sichtschutz auf, um die Opfer vor neugierigen Blicken zu schützen. Luftkissen würden gebraucht, um die weit über 100 Tonnen schweren Waggons zu heben, sagte der Vizepräsident des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, Frank Hellwig. Er hoffe, dass keine weiteren Toten gefunden werden. Dies sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht auszuschließen.

Polizei: Bergung abgeschlossen

Die Polizei teilte am Nachmittag mit, die Bergungsarbeiten seien abgeschlossen. "So weit wir das überblicken können, sind alle Menschen aus dem Zug geborgen", sagte ein Polizeisprecher am Nachmittag. Die Rettungskräfte würden die Waggons des entgleisten Zuges aber sicher noch einmal in Ruhe durchsuchen. "In so einem Bereich zu arbeiten, ist nicht ungefährlich", so der Sprecher.

Indes beginnen an der Unglücksstelle die Ermittlungen zur Ursache. "Vor Ort laufen die ersten Arbeiten", sagte ein Polizeisprecher am Freitagnachmittag. Polizei und Staatsanwaltschaft wollten mithilfe von Sachverständigen des Eisenbahnbundesamts herausfinden, warum der Regionalzug auf der eingleisigen Strecke entgleiste. Die Polizei rechne mit "langwierigen Ermittlungen". Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter sagte, am Unglück sei "kein zweiter Zug und kein anderes Fahrzeug beteiligt" gewesen.

Im Bayerischen Rundfunk (Bayern 2, radioWelt) ergänzte Bernreiter, man müsse "davon ausgehen, dass irgendeine technische Ursache entweder am Fahrzeug oder am Gleis die Ursache" sei. Die Strecke war nach Angaben eines Bahnsprechers mit elektronischen Stellwerken und moderner Sicherungstechnik ausgerüstet.

Noch ist unbekannt, wie es zu dem tödlichen Unglück kommen konnte. Die Strecke von München nach Garmisch steht allerdings schon lange in der Kritik. Mehr dazu lesen Sie hier.

Die Sicherung und Bergung der umgekippten Waggons werde indes "sicher die nächsten Tage noch in Anspruch nehmen", sagte ein Polizeisprecher am Freitag. "Das wird heute nicht mehr funktionieren." Die Sperrungen der Bahnstrecke und der parallel verlaufenden Bundesstraße 2 müssten daher "sicher übers Wochenende aufrechterhalten werden".

Sperrung wird großräumig umgeleitet

Nach Angaben von BR24 werden die Bergungsarbeiten bis in die nächste Woche dauern. Der Sender beruft sich auf entsprechende Mitteilungen des Landkreises Garmisch-Partenkirchen. Der Verkehr werde demnach großräumig umgeleitet, bereits auf der A95 in Höhe von Sindelsdorf.

Vermisstenstelle eingerichtet

Die Polizeiinspektion Flughafen München hat am Nachmittag mitgeteilt, dass eine Zentrale Vermissten- und Hinweisstelle eingerichtet worden ist. (Telefonnummer: 0800 7766350). Angehörige von Beteiligten des Zugunglücks sollen sich dort melden, ebenso wie Menschen, die Hinweise zum Unglück haben.

Was war passiert?

Der Regionalzug war am Mittag Richtung München unterwegs gewesen. Es wurde nicht ausgeschlossen, dass zum Ferienbeginn viele Schüler in der Bahn waren. Der Zug sei vermutlich entgleist, so ein Sprecher der Bundespolizei – warum, war zunächst unklar.

Drei Waggons seien umgekippt. "Die Menschen werden durch die Fenster gezogen", sagte der Bundespolizei-Sprecher. Das Unglück ereignete sich gegen 12.15 Uhr im Ortsteil Burgrain in den Loisachauen. Unter den Verletzten seien "alle Altersgruppen".

Auf Luftbildern ist zu erkennen, dass der Zug mit Doppelstockwagen auf einer einspurigen langgezogenen Kurve unterwegs war. Eine Weiche ist nicht zu sehen. Der Streckenabschnitt liegt erhöht auf einem Bahndamm, mehrere Waggons rutschten vom Damm in einen kleinen Bach. Die viel befahrene B2 führt genau vorbei.

Feuerwehr, Notärzte und Polizei waren mit einem Großaufgebot vor Ort. "Es wurde Vollalarm für Feuerwehr und Rettungsdienst ausgelöst", sagte ein Sprecher der Integrierten Leitstelle im Oberland. Nach Angaben eines Sprechers der ADAC-Luftrettung waren sechs Rettungshubschrauber im Einsatz, drei davon vom ADAC, drei aus Österreich.

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"Es war schrecklich"

Ein amerikanischer Soldat war in einem der Autos auf der Straße neben der Bahnstrecke und erzählte seine Eindrücke dem "Garmisch-Partenkirchner Tagblatt": "Es war schrecklich", sagte er. "Einfach schrecklich. Plötzlich ist der Zug umgekippt." Mehr Eindrücke von vor Ort lesen Sie hier.

Sehen Sie die ersten Bilder vom Unglücksort oben im Video oder hier.

Innenministerin Faeser besucht Unglücksort: "zutiefst erschüttert"

Bundesinnenministerin Nancy Faeser machte sich am Freitagabend ein Bild von der Lage. "Ich bin zutiefst erschüttert", sagte die SPD-Politikerin. "Es ist eine furchtbare Katastrophe." Sie sei gekommen, um das tiefe Mitgefühl der Bundesregierung auszudrücken, sagte Faeser. Dieses gelte vor allem den Angehörigen, Familien und Freunden der Todesopfer. Sie sei aber auch gekommen, um ihre Solidarität mit den Rettungskräften zu zeigen und den Verletzten ihren Genesungswünsche auszudrücken. Es seien 650 Einsatzkräfte vor Ort gewesen, die Großartiges geleistet hätten, sagte die Ministerin. Binnen einer Stunde seien alle Verletzten geborgen und in Krankenhäuser gebracht worden.

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Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich bestürzt. "Unser Mitgefühl ist bei den Angehörigen, bei den Verletzten, denen wir eine baldige Genesung wünschen", sagte er am Freitag den Sendern RTL und ntv. Man versuche, diejenigen zu retten, die gerettet werden könnten. Scholz sprach von "erschütternden Nachrichten" und "bedrückenden Bildern" von der Unfallstelle.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte den Opfern und Angehörigen und bedankte sich bei den Polizei- und Rettungskräften. "Mit großer Bestürzung habe ich von dem Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen erfahren, bei dem mehrere Menschen ihr Leben verloren haben und viele verletzt worden", hieß es in einer Mitteilung, die Steinmeiers Sprecherin bei Twitter teilte.

Wissing wird am Samstag zum Unfallort reisen

Bundesverkehrsminister Volker Wissing teilte auf Twitter mit: "Die Bilder, die uns in diesen Stunden aus Garmisch-Partenkirchen erreichen, sind dramatisch. Aktuell lässt sich das gesamte Ausmaß der Katastrophe nur erahnen. Meine Gedanken sind bei den Angehörigen und Verletzten." Man stehe in engem Austausch mit der Bahn und das Ministerium werde unterstützen, wo es könne. "Unsere Experten sind bereits vor Ort, um gemeinsam mit den Ermittlungsbehörden die Unfallursache zu untersuchen", so der FDP-Politiker. Er wird am Samstag gemeinsam mit Bahnchef Richard Lutz zur Unglücksstelle reisen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder äußerte sich ebenfalls erschüttert und tief betroffen. "Wir trauern mit den Angehörigen der Opfer und wünschen allen Verletzten rasche Genesung", schrieb der CSU-Chef bei Twitter. Gerade die Schüler hätten sich auf die Pfingstferien gefreut. "Großen Respekt und Dank allen Rettungskräften für die schnelle Hilfe", betonte Söder.

Münchens Kardinal Reinhard Marx sagte am Freitagabend, er sei "schockiert und traurig, dass bei diesem schlimmen Unfall Menschen aus der Mitte des Lebens gerissen, getötet oder teilweise schwer verletzt wurden". Der Verlust, den die Angehörigen der Verstorbenen zu erleiden hätten, sei "schwer erträglich und mit Worten nicht begreifbar zu machen".

Der Zug war laut Polizei von Garmisch-Partenkirchen nach München unterwegs. Die Bahn sperrte die Strecke zwischen Garmisch-Partenkirchen und Oberau. Züge aus Richtung München wenden vorzeitig in Oberau. Aus Richtung Mittenwald wenden die Züge vorzeitig in Garmisch-Partenkirchen. Ersatzverkehr sei in Planung, hieß es auf Twitter.

Bahn spricht Angehörigen Mitgefühl aus

Die Deutsche Bahn sprach den Angehörigen ihr tiefes Mitgefühl aus. Einsatzkräfte und Mitarbeiter der Bahn seien am Unfallort, teilte das Bundesunternehmen in Berlin mit. Über die Ursache des Unglücks könne noch keine Aussage getroffen werden.

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Für die Region an der Grenze zu Österreich ist das Unglück kurz vor den Ferien auch verkehrstechnisch eine Katastrophe. Die nahe der Bahnlinien verlaufenden Bundesstraßen 2 und 23 wurden voll gesperrt. "Wir können den Verkehr im Moment nicht in Richtung Garmisch-Partenkirchen laufen lassen, weil die Rettungskräfte auf der Straße sind", sagte ein Polizeisprecher.

Wegen des Beginns der Pfingstferien in Bayern sei auf der Route mit langen Staus zu rechnen. Die Verkehrsbehinderungen werden wohl noch bis zur Mitte kommender Woche anhalten, teilte die Polizei mit.

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