In diesen LÀndern gibt es bestÀtigte FÀlle von Affenpocken
In immer mehr LÀndern werden die ersten FÀlle von Affenpocken bestÀtigt. Nun ist auch Deutschland betroffen. Virologen sprechen von einer ungewöhnlichen Entwicklung und fordern Sensibilisierung.
WĂ€hrend FĂ€lle der eigentlich seltenen Affenpocken in immer mehr LĂ€ndern nachgewiesen werden, mahnen Experten zur Wachsamkeit. Mittlerweile wurden Infektionen in Deutschland, Spanien, Portugal, den USA, Schweden, Frankreich, Kanada, Australien und Italien gemeldet. Am Donnerstag meldete auch Belgien einen Fall. Auch Israel und die Schweiz haben Patienten mit dem Virus.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief zu einer Nachverfolgung aller Kontakte der Betroffenen auf. Die Virus-Erkrankung verursacht nach Angaben der britischen Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKHSA) meist nur milde Symptome, kann aber auch schwere VerlÀufe nach sich ziehen. Ansteckend seien nur symptomatisch Erkrankte bei engem Kontakt.
Affenpocken auch in Deutschland angekommen
Am Freitag wurde auch in Deutschland der erste Fall von Affenpocken bestĂ€tigt. Das teilte das Institut fĂŒr Mikrobiologie der Bundeswehr mit. Bei einem Patienten wurde das Virus am Donnerstag zweifelsfrei festgestellt, er habe charakteristische HautverĂ€nderungen gezeigt.
In Schweden ist am Donnerstag der erste Fall einer Infektion mit der Virus-Erkrankung Affenpocken bestĂ€tigt worden. Wie die schwedische Gesundheitsbehörde mitteilte, ist eine Person im GroĂraum Stockholm infiziert. In Italien ist ebenso eine erste Infektion mit Affenpocken festgestellt worden. Der Assessor fĂŒr Gesundheit der Region Latium, Alessio D'Amato, bestĂ€tigte das am Donnerstag. In GroĂbritannien waren am Donnerstag zwei weitere FĂ€lle von Affenpocken erfasst worden. Damit sind dort seit Anfang Mai neun bestĂ€tigte FĂ€lle aufgetreten.
USA, Kanada, Spanien, Frankreich und Portugal melden Infektionen
Auch in den USA sei eine Person aus dem Bundesstaat Massachusetts im Nordosten des Landes betroffen, teilte die US-Gesundheitsbehörde CDC am Mittwoch mit. In Spanien wurden acht Infektionen in der Hauptstadt Madrid gemeldet, wie die Nachrichtenagentur Europa Press unter Berufung auf die Gesundheitsbehörden am Mittwoch berichtete.
FĂŒr Portugal meldete die EU-Gesundheitsbehörde ECDC fĂŒnf bestĂ€tigte FĂ€lle. Australien meldete am Freitag einen ersten Fall von Affenpocken bei einem mĂ€nnlichen Reisenden, der vor kurzem aus GroĂbritannien zurĂŒckgekehrt war. Ein weiterer möglicher Fall, ein Mann, der ebenfalls kĂŒrzlich nach Europa gereist war, wird noch geprĂŒft. Beide MĂ€nner erkrankten nach ihrer Ankunft in Australien leicht und zeigten Symptome. In Kanada wurden zwei FĂ€lle in der Provinz Quebec gemeldet, die ersten bestĂ€tigten Infektionen in dem Land. Die Behörden gehen zudem 17 VerdachtsfĂ€llen nach.
Auch in Frankreich gibt es den ersten Fall. Ein 29 Jahre alter Mann aus dem GroĂraum Paris befinde sich derzeit in hĂ€uslicher Isolation, teilte die französische Gesundheitsbehörde am Freitag mit. Er sei zuvor nicht in ein Land gereist, in dem das Virus nachgewiesen worden sei. Wo die neue Seuche sonst noch droht, lesen Sie hier im Artikel.
Bei der Mehrheit der bisher bekanntgewordenen FĂ€lle sind MĂ€nner betroffen, die Sexualkontakte zu anderen MĂ€nnern hatten. FĂŒr Deutschland war zunĂ€chst kein Fall erfasst. "Dem RKI wurde bislang nie ein Fall von Affenpocken in Deutschland bekannt", hieĂ es am Donnerstagmorgen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur vom RKI.
Affenpocken bislang vor allem in Afrika aufgetreten
Kliniken und Bevölkerung mĂŒssten dafĂŒr sensibilisiert werden, einen ungewöhnlichen Hautausschlag von Fachpersonal begutachten zu lassen, teilte die WHO am Mittwochabend mit. ErhĂ€rte sich der Verdacht auf Affenpocken, sollten Patienten isoliert werden. Gesundheitspersonal solle sich mit den ĂŒblichen Vorkehrungen bei Infektionen, die sich ĂŒber Kontakt oder Tröpfchen ausbreiten können, schĂŒtzen.
Affenpocken-Infektionen beim Menschen waren bislang vor allem aus einigen Regionen Afrikas bekannt. Bereits angesichts der ersten bekanntgewordenen FĂ€lle in GroĂbritannien, wo das Virus Anfang Mai nachgewiesen wurde, hatte das RKI Ărzte in Deutschland fĂŒr die Virusinfektion sensibilisiert. In einem vom RKI veröffentlichten Beitrag heiĂt es, Affenpocken sollten auch dann bei unklaren pockenĂ€hnlichen HautverĂ€nderungen als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden, wenn die Betroffenen nicht in bestimmte Gebiete gereist seien. MĂ€nner, die Sex mit MĂ€nnern haben, sollten bei ungewöhnlichen HautverĂ€nderungen "unverzĂŒglich eine medizinische Versorgung aufsuchen".
"Die jetzt auĂerhalb Afrikas auftretenden FĂ€lle sind schon ungewöhnlich und mĂŒssen genau untersucht und eine etwaige weitere Verbreitung genau beobachtet werden", hieĂ es am Donnerstag vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI). "In der Vergangenheit waren die Affenpocken-AusbrĂŒche begrenzt in der Ausbreitung", sagte der Virologe Stephan Becker von der Uni Marburg der Deutschen Presse-Agentur. Infektionsketten zwischen Menschen seien ungewöhnlich und mĂŒssten eng ĂŒberwacht werden.
Bisher keine Therapie oder Impfung
Nach UKHSA-Angaben zĂ€hlen zu den ersten Krankheitsanzeichen: Fieber, Kopf-, Muskel- und RĂŒckenschmerzen, geschwollene Lymphknoten, SchĂŒttelfrost und Erschöpfung. Es könne sich ein Ausschlag entwickeln, der sich oft ausgehend vom Gesicht auf andere Körperteile ausbreite. Der Ausschlag sehe je nach Phase unterschiedlich aus und könne Windpocken und Syphilis Ă€hneln.
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Es gibt keine spezifische Therapie und keine Impfung gegen Affenpocken. Historischen Daten zufolge schĂŒtzt aber eine Pockenimpfung gut vor Affenpocken â und das wohl lebenslang. Wie das RKI erlĂ€utert, haben weite Teile der Weltbevölkerung allerdings keinen Impfschutz.
In Nigeria wĂŒrden seit 2017 vermehrt Affenpocken-Infektionen beim Menschen diagnostiziert â und FĂ€lle in Verbindung mit Reisen dorthin vor allem im Vereinigten Königreich. Fachleute vermuten, dass der Erreger der Affenpocken in Nagetieren zirkuliert, Affen gelten als sogenannte Fehlwirte. "Infektionen können durch Kontakt mit Sekreten infizierter Tiere ĂŒbertragen werden", heiĂt es im RKI-Bericht. Ăbertragungen von Mensch zu Mensch durch Kontakte mit KörperflĂŒssigkeiten oder Krusten seien mit Infektionsketten von bis zu sechs Menschen beschrieben. "Auch die sexuelle Ăbertragung von Pockenviren ist möglich", hieĂ es.
Sander: Grund zur Panik besteht nicht
"Der aktuelle Ausbruch deutet auf eine verĂ€nderte Mensch-zu-Mensch-Ăbertragbarkeit hin", schrieb der Leiter der Klinik fĂŒr Infektiologie an der Berliner CharitĂ©, Leif Sander, am Donnerstag auf Twitter. Die nachlassende BevölkerungsimmunitĂ€t seit Ende der Pockenimpfungen trage vermutlich dazu bei.
Der Wissenschaftler beschreibt die Affenpocken als weniger krankmachend als die Pocken, es sei aber "dennoch eine ernste und in EinzelfĂ€llen tödliche Erkrankung". Grund zur Panik sieht Sander derzeit "sicher nicht": Der Ausbruch zeige aber, "wie sehr Infektionskrankheiten in einer globalisierten Welt eine stĂ€ndige Gefahr darstellen, auf die wir uns besser vorbereiten mĂŒssen".