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Tsunami-Alarm auf Hawaii: Kreuzfahrtschiff fährt ohne Touristen ab


"Die Leute weinen, es ist Chaos"
Tsunami-Alarm: Kreuzfahrtschiff lässt Hunderte Touristen zurück

Von t-online, aj

Aktualisiert am 31.07.2025 - 07:54 UhrLesedauer: 4 Min.
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Im Video: Ein Kreuzfahrtschiff legt ohne Passagiere ab. (Quelle: t-online)
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Panik am Hafen: Nach dem schweren Beben vor Russland fliehen Kreuzfahrtriesen vor möglichen Tsunamiwellen – offenbar ohne Hunderte ihrer Passagiere.

Nach dem heftigen Erdbeben vor der Halbinsel Kamtschatka im Osten Russlands kommt die Erde dort nicht zur Ruhe. In der Nacht zu Donnerstag (Ortszeit) registrierte der Geophysische Dienst der Russischen Akademie der Wissenschaften zahlreiche Nachbeben. Weitere könnten in den nächsten Wochen folgen. Für Millionen Menschen im Pazifikraum galten zwischenzeitlich Tsunami-Warnungen.

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So löste das Erdbeben auch große Sorgen bei Urlaubern auf Hawaii aus. Wegen der Tsunami-Gefahr für die zu den USA gehörende Inselgruppe im Pazifik, die Tausende Kilometer vom Erdbebengebiet vor Kamtschatka entfernt liegt, waren Strände evakuiert und Häfen zeitweise für den Schiffsverkehr gesperrt worden. In Honolulu heulten Sirenen, rund um Waikiki kam es zu Verkehrschaos. Flugverbindungen nach Maui wurden vorsorglich eingestellt, wie Gouverneur Josh Green mitteilte.

Videos in den sozialen Netzwerken zeigen die bangen Stunden einiger Urlauber. So legte mindestens ein Kreuzfahrtschiff nach der Tsunami-Warnung ohne Gäste ab, die es nicht mehr rechtzeitig an Bord geschafft hatten. Das Kreuzfahrtschiff "Pride of America" musste überstürzt aus dem Hafen ausfahren und dabei schätzungsweise 600 Gäste an Land zurücklassen, berichteten mehrere Medien.

"Die Leute weinen, es ist Chaos"

Auf der Plattform TikTok verbreiteten Nutzer Videos von Passagieren, die hektisch zum Hafen rannten – vergeblich. "Tsunami auf Hawaii und dein Kreuzfahrtschiff fährt ohne dich ab", hieß es in einem der Clips. Eine Frau sagte: "Wir sind jetzt auf dem Weg in höher gelegene Gebiete, die Leute weinen, es ist Chaos." Laut dem US-Tsunami-Warnzentrum waren im Nordwesten Hawaiis Wellen von über drei Metern möglich.

Die britische Touristin Rachael Burrows berichtete dem britischen Sender BBC, sie habe sich auf einer Vulkantour auf der großen Insel Hawaii befunden, als plötzlich Tsunami-Warnungen auf ihren Handys erschienen seien: "Die erste Meldung lautete: Tsunami – Sie sind in unmittelbarer Gefahr, verlassen Sie die Küste", so Burrows. Ihre Tour sei abgebrochen worden, man sei zum Hafen geeilt. "Wir waren zum Glück unter den letzten, die es noch aufs Schiff geschafft haben", erzählte Burrows. "Es war ziemlich beängstigend, weil in der Gegend alle Sirenen losgingen. Wir stiegen aus dem Reisebus und alle rannten los, um auf das Kreuzfahrtschiff zu kommen, weil wir aufs Meer hinaus mussten".

Nach bangen Stunden kam dann die Entwarnung: Die letzten Tsunami-Warnhinweise wurden am Mittwochvormittag (Ortszeit) für Hawaii aufgehoben. Die Behörden warnten Schwimmer und Bootsfahrer aber weiterhin vor ungewöhnlichen oder starken Wasserströmungen in einigen Küstenregionen. Größere Schäden gab es letztlich aber nicht.

Schiff musste zwei Stunden früher ablegen als geplant

Das Unternehmen Norwegian Cruise Line erklärte gegenüber dem Branchenportal "Cruise Fever", man habe auf die offizielle Tsunami-Warnung des Bundesstaates Hawaii reagiert und das Schiff "Pride of America" bereits um 16 Uhr – zwei Stunden früher als geplant – aus dem Hafen von Hilo ablegen lassen. "Um die Sicherheit unserer Gäste und Besatzung zu gewährleisten, musste die "Pride of America" Hilo umgehend verlassen", teilte ein Sprecher mit.

Demnach seien alle Passagiere vorab per SMS informiert und aufgefordert worden, höher gelegenes Terrain aufzusuchen – sollten sie es nicht rechtzeitig zurück an Bord schaffen. Gäste, die an organisierten Landgängen der Reederei teilnahmen, seien direkt zu einer örtlichen Highschool gebracht worden, einem "ausgewiesenen sicheren Ort", an dem auch Erfrischungen bereitstanden.

Das Schiff sei aus Sicherheitsgründen auf See geblieben. Eine Rückkehr in den Hafen sei erst möglich, sobald eine Sicherheitsprüfung durch lokale Behörden und die US-Küstenwache abgeschlossen sei.

Entwarnung für Hawaii und die US-Westküste

In vielen Ländern war die Sorge nach dem Beben groß, dass meterhohe Tsunamiwellen schwere Schäden entlang der Küsten am Pazifik anrichten könnten – auch in Erinnerung an die verheerenden Tsunami-Katastrophen an Weihnachten 2004 im Indischen Ozean und im März 2011 im japanischen Fukushima. Auch andere Pazifik-Anrainer wie Japan, Kolumbien oder der US-Bundesstaat Oregon hatten Küstengebiete evakuiert.

Die meisten Warnungen wurden dieses Mal aber schon nach Stunden wieder aufgehoben oder heruntergestuft. Die befürchtete Katastrophe blieb zunächst aus. Auch in Japan reichte die Höhe der Flutwellen kaum über einen Meter hinaus.

Ebenso wurden in den westlichen US-Bundesstaaten Alaska, Washington und Oregon die Tsunami-Warnungen wieder aufgehoben. In Kalifornien war am Mittwochnachmittag (Ortszeit) nur noch in einem Küstenabschnitt ein Hinweis auf starke Strömungen in Kraft. Im Raum Los Angeles waren die Strände nach vorübergehender Sperrung wieder zugänglich.

Doch auch einen Tag nach dem starken Beben gab es bisher nicht überall Entwarnung. In Chile evakuierten die Behörden die Küstengebiete des Landes. In der Ortschaft Hanga Roa auf der zu Chile gehörenden Osterinsel im Pazifik sei die Küstenpromenade gesperrt worden, berichtete der Radiosender Cooperativa. Der Großteil der Bevölkerung lebe allerdings in höher gelegenen Gebieten, die als sicher gelten.

Wie groß ist die Gefahr von Nachbeben?

Mit 8,8 war das Hauptbeben laut der US-Erdbebenwarte USGS das weltweit stärkste seit der Katastrophe von Fukushima im März 2011, welches seit Beginn der Messungen überhaupt nur von fünf Beben übertroffen wurde. Laut der Russischen Akademie der Wissenschaften war es zudem das heftigste Beben in der Region seit 1952. Das Zentrum der Erschütterung lag den Angaben zufolge in der offenen See, etwa 130 Kilometer vor der nur dünn besiedelten Küste Kamtschatkas, und relativ tief unter dem Meeresboden.

"Es wird in den kommenden Wochen und Monaten zu Nachbeben in der Region kommen, die aber sehr wahrscheinlich nicht mehr die Magnitude des Hauptbebens erreichen werden", sagte Heidrun Kopp vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel dem Science Media Center (SMC). Generell seien Nachbeben gefährlich, da sie bereits beschädigte Infrastruktur komplett zerstören können. "Im vorliegenden Fall wären weitere Schäden vermutlich auf die Halbinsel Kamtschatka begrenzt."

Dort brach wenige Stunden nach dem Hauptbeben auch der höchste Vulkan aus. Am Kegel des 4.750 Meter hohen Kljutschewskoj sei ein starkes Glühen zu beobachten, teilten Wissenschaftler mit. An einer Flanke laufe Lava herab, und Explosionen seien zu hören. Der auch als Kljutschewskaja Sopka bekannte Berg liegt etwa 400 Kilometer nördlich der Regionalhauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski.

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