"Wären ein toller Anfang" Melnyk fordert deutsche Kampfjets
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sollte auch Deutschland Kampfjets an die Ukraine liefern? Der frühere Botschafter sagt: Auch Eurofighter und Tornados sind willkommen.
Erst Panzerfäuste, dann Haubitzen und schließlich Leopard-Panzer: Die Debatten um Waffenlieferungen für die Ukraine haben in Deutschland jedes Mal hohe Wellen geschlagen. In der Frage nach westlichen Kampfjets für das überfallene Land schien die Bundesrepublik dagegen fein raus – schließlich verfügt die Bundeswehr gar nicht über die von Kiew erbetenen F-16-Jets.
Das sei aber kein Grund zur Untätigkeit, sagt jetzt der frühere ukrainische Botschafter in Berlin: "Die F-16 haben höchste Priorität", schreibt Andrij Melnyk auf Twitter. "Aber die Kampfjet-Koalition, die gerade entsteht, kann auch Eurofighter und Tornados umfassen. Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien haben zusammen 500 dieser Jets. Zehn Prozent dieser Flotte für die Ukraine wären ein toller Anfang."
F-16: USA offen für Exportgenehmigung
Tatsächlich ging es in der internationalen Debatte bislang hauptsächlich um die F-16. US-Präsident Joe Biden hat seinen Widerstand gegen deren Lieferung inzwischen aufgegeben und sich offen gezeigt für eine Exportgenehmigung – damit könnten andere Länder Jets aus ihren Beständen an die Ukraine liefern. Ob die USA eigene F-16 schicken, ist offen. Zumindest an der Ausbildung ukrainischer Piloten soll sich die US-Armee aber beteiligen. Die von Botschafter Melnyk angesprochene Kampfjet-Koalition ist ein von Großbritannien und den Niederlanden gestartetes Projekt.
Die britische Royal Air Force hat wie die Bundeswehr bislang auf den Eurofighter gesetzt und ersetzt die Flotte nach und nach durch die neuesten US-Kampfjets vom Typ F-35. Die Niederlande dagegen verfügen mit 213 Exemplaren über eine der größten F-16-Flotten in Europa, auch Kiews enger Verbündeter Polen sowie Dänemark, Italien und Griechenland haben einige dieser Jets in ihren Hangars stehen. Mehr zu den Vorteilen der F-16 aus Sicht der Ukraine lesen Sie hier.
"Russland muss Truppen zurückziehen"
Deutschland hat nicht nur 140 Eurofighter, sondern auch 85 ältere Tornado-Kampfjets im Arsenal. Allerdings ist nur ein Teil der Tornados einsatzfähig und auch der Eurofighter gilt als fehleranfällig. Ihre Tornado-Flotte will die Bundeswehr in den kommenden Jahren durch F-35 ersetzen. Dennoch scheint es derzeit unwahrscheinlich, dass sich Berlin mit eigenen Maschinen an der Kampfjet-Koalition für Kiew beteiligen wird. Nicht nur die SPD, auch FDP und Grüne betonen, dass deutsche Eurofighter und Tornados für die Ukraine nicht infrage kommen.
Politisch hat sich Kanzler Olaf Scholz (SPD) allerdings hinter die entstehende Kampfjet-Koalition gestellt. Russland solle nicht darauf setzen, dass am Ende, wenn es lange genug durchhalte, die Unterstützung für die Ukraine nachlasse, so Scholz beim G7-Gipfel in Hiroshima: "Es bleibt die Botschaft: Russland muss Truppen zurückziehen."
Andrij Melnyk war bis vergangenen Oktober Botschafter in Deutschland und fiel immer wieder durch scharfe Kritik an der zögerlichen Haltung der Bundesregierung bei der Unterstützung Kiews auf. Als Nächstes soll er sein Land in Brasilien vertreten. Brasilia steht im Ukraine-Krieg bislang eher aufseiten Moskaus. Zuletzt erregte Melnyk Aufsehen mit wenig diplomatischen Aussagen über seinen Nachfolger in Berlin.
- twitter.com: Tweet von @MelnykAndrij (englisch; Stand: 22. Mai 2023)
- bundeskanzler.de: Pressestatement von Bundeskanzler Scholz zum Gipfeltreffen der G7-Staaten am 21. Mai 2023
- Nachrichtenagentur dpa