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FC Bayern: Eberl sorgt mit Kimmich-Kritik für Zündstoff – Sammer reagiert


Es geht um Kimmich
Diese brisanten Eberl-Sätze sorgen für Zündstoff


Aktualisiert am 11.04.2024Lesedauer: 5 Min.
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Joshua Kimmich: Der Rechtsverteidiger der Bayern war enttäuscht von der Leistung seines Teams.Vergrößern des Bildes
Joshua Kimmich: Der Rechtsverteidiger der Bayern war enttäuscht von der Leistung seines Teams. (Quelle: IMAGO/Jerry Andre)

Eberl äußert Kritik an Kimmich mit brisanten Sätzen, die alles andere als gut bei dem Nationalspieler ankommen. Sammer verteidigt ihn und greift seinen Ex-Klub an.

Im Mittelpunkt stand Joshua Kimmich nach dem Achtungserfolg, der dem FC Bayern mit dem 2:2 am Dienstagabend in London beim FC Arsenal gelungen ist, eigentlich nicht. Auf dem Mitternachtsbankett, zu dem der Rekordmeister anschließend im noblen Mannschaftshotel "The Landmark" geladen hatte, wurden andere (Serge Gnabry und Harry Kane) von Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen in seiner Bankettrede als Helden des Spiels hervorgehoben. Kimmich genoss den Teamerfolg eher still im Hintergrund und zog sich dann auch ziemlich bald mit seiner Partnerin Lina Meyer und seinem Sohn, die ihn nach London begleitet hatten, aufs Zimmer zurück.

Die prägenden Hauptdarsteller des Viertelfinal-Hinspiels im Emirates Stadium waren dieses Mal zweifellos andere. Aber auch Kimmich erledigte seinen Job als Rechtsverteidiger einmal mehr verlässlich. Wie gut er sich, nachdem er aus dem Mittelfeld dorthin zurückgezogen wurde, auf dieser Position mittlerweile wieder eingespielt und stabilisiert hat, hat sich offenbar auch in England herumgesprochen.

Bei seinen Angriffsbemühungen mied Arsenal seine Seite nämlich fast schon auffällig. Stattdessen hatten die Gunners offenbar Alphonso Davies als vermeintliche Schwachstelle ausgemacht und attackierte speziell in der Anfangsphase der Partie nahezu ausschließlich die von ihm besetzte linke Abwehrseite der Bayern.

Diese Eberl-Sätze sorgen für Zündstoff

Für Diskussionsstoff sorgte die Personalie Kimmich im Rahmen des Arsenal-Spiels trotzdem. Den Grund dafür hatte Sportvorstand Max Eberl bereits vorm Anpfiff geliefert, als er beim übertragenden Streamingsender Amazon Prime Video auf Kimmichs Zukunft und dessen 2025 auslaufenden Vertrag angesprochen wurde. Reporter Sebastian Hellmann fragte, ob Eberl es verstehen könne, dass Kimmich erst über eine mögliche Vertragsverlängerung entscheiden wolle, wenn der neue Cheftrainer feststehe.

Eberl zögerte, überlegte – und antwortete dann mit subtiler, aber doch deutlich zu vernehmender Kritik an Kimmich. "Man könnte sich auch für den Verein committen (bekennen, Anm. d. Red.), für den man lange spielt", sagte er und fügte schnell noch hinzu: "Aber ich kann ihn schon verstehen, dass er wissen will, wer der neue Trainer ist." Eberl sprach damit brisante Sätze aus, die nach t-online-Informationen auch alles andere als gut bei Kimmich ankamen.

Ein ziemlich harter Vorwurf, speziell für jemanden wie Kimmich, der dritter Kapitän ist, sich als Führungsspieler sowie Identifikationsfigur des Klubs sieht und seine Mannschaft in jedem Trainingsspiel mit seinem Ehrgeiz antreibt. Zur Erinnerung: Ausgerechnet das vermeintlich "fehlende Commitment" des damaligen Sportgeschäftsführers gab RB Leipzig übrigens Ende September auch als Grund für Eberls Entlassung an. Der sollte sich der Brisanz, die eine solche Wortwahl birgt, also eigentlich bewusst sein.

Eberl macht Kimmichs Zögern öffentlich

Bemerkenswert ist auch, dass es nicht Kimmich selbst, sondern Eberl war, der Kimmichs vermeintliches Zögern öffentlich machte. "Josh sagt ganz klar: 'Max, ich möchte wissen, wer neuer Trainer ist.' Dann werden sich diese Fragen auch ergeben", sagte Eberl vor zwei Wochen im Sky-Interview: "Ob er es dann möchte, ob wir es möchten, das entscheidet am langen Ende auch Joshua. Aber die erste Frage ist die Trainerfrage."

Dass auch Kimmich die Antwort darauf abwarten will, ist, speziell nach dieser Saison, eigentlich nur allzu verständlich. In der hatte Trainer Thomas Tuchel schließlich bereits in der Sommervorbereitung eine Sechserdebatte eröffnet (Stichwort: "Holding Six"), in deren Zentrum auch Kimmich stand – und ihn mittlerweile in die Abwehr zurückgezogen.

Die gleiche taktische Maßnahme ergriff zwar auch Bundestrainer Julian Nagelsmann mit Blick auf die anstehende Heim-EM. Kimmich sieht sich und seine größten Stärken aber nach wie vor und vor allem zukünftig primär als Mittelfeldspieler. Mit 29 Jahren steht er nun vor der Unterzeichnung eines der wichtigsten Verträge seiner Karriere. Die Planungssicherheit ist ihm daher wichtig.

Der Ball liegt eigentlich bei Bayern

Unter Druck ist Kimmich dabei nicht, schließlich ist das zehnte Vertragsjahr, in das er mit der nächsten Saison gehen würde, bereits in seinem bestehenden Kontrakt fixiert. Sofern Bayern auf eine schnelle Entscheidung hinwirken möchte, und möglicherweise sogar einen Verkauf des Nationalspielers in diesem Sommer erwägen sollte, liegt der Ball dabei eigentlich klar beim Verein – und nicht beim Spieler.

"Bisher hat noch keiner mit mir gesprochen. Schauen wir mal, was passiert", sagte Kimmich, als er Anfang März auf den Stand der Vertragsverhandlungen angesprochen wurde. Nach t-online-Informationen hat diese Aussage nach wie vor unverändert Bestand.

Es gab auch noch kein entsprechendes Signal vom Klub an Kimmich, wie man konkret mit ihm in Zukunft plant. Oder, um es mit Eberls Worten zu sagen: Auch der Verein hat sich nach wie vor noch nicht zu seinem Spieler "committet". Ausgang offen. Auch ein möglicher Abschied von Kimmich ist jedenfalls nicht ausgeschlossen.

Sammer: Kimmich-Abschied "wäre eine Bankrott-Erklärung"

Laut Matthias Sammer käme das einer Katastrophe gleich. "Für den deutschen Fußball und für uns in der Bewertung mit ihm, wäre es eigentlich eine Bankrotterklärung, wenn er weggehen würde", sagte Sammer im Vorfeld des Arsenal-Spiels bei Amazon Prime Video. Sammer, der von 2012 bis 2016 selbst einst Sportvorstand des FC Bayern war, hatte Kimmich vor neun Jahren nach München geholt und bei Trainer Pep Guardiola in die Lehre geschickt.

"Wir haben völlig vergessen, was er geleistet hat und welchen Charakter er mitbringt. Ich würde hinterfragen, ob wir in unserem System solche Spieler nicht mehr schützen müssen und in kritischen Phasen stabilisieren müssen, um wieder von ihnen zu profitieren", mahnte Sammer.

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"Wir müssen Typen wie ihn natürlich auch manchmal sportlich kritisieren, aber nie als Typ infrage stellen", sagte Sammer, der sich bei seinem Plädoyer für Kimmich fast schon in Rage redete. "Das Hierarchische haben wir in Vergessenheit geraten lassen, weil solche Typen eine Mannschaft führen", so Sammer weiter: "Von Ottmar Hitzfeld habe ich eins gelernt: Führungsspieler lasse ich als Verein nie zu, infrage zu stellen."

Comittement? "Wo hat Joshua das in kritischen Phasen gespürt?"

Als Moderator Hellmann darauf hinwies, dass Bayern und Tuchel genau das getan hätten, antwortete Sammer: "Nicht nur Bayern. Auch viele Experten, die sich an ihm abgearbeitet und ihn kritisiert haben", so der 54-Jährige: "Ich habe das immer als falsch empfunden, weil sie nicht differenziert haben: Zu sagen, ok, man kann sportlich mal ein paar Themen finden. Aber man muss den Wert herausarbeiten, den solche Charaktere in der Stabilität einer Mannschaft bedeuten."

 
 
 
 
 
 
 

Angesprochen auf Eberls Commitment-Aussage reagierte Sammer ebenfalls deutlich und holte zur deutlichen Kritik an seinem Ex-Klub aus. Eberl sei noch nicht lange da, sagte Sammer, und nahm seinen Nachfolger damit in Schutz: "Aber wo hat Joshua in den kritischen Phasen das gespürt? Grundsätzlich gehe ich voran, aber wer nimmt mich in so einer schwierigen Phase auch jetzt und trägt mich in so einer Phase? Weil, genau das bekommst du dann alles zurück."

Dass Sammer Kimmich derart leidenschaftlich verteidigte, mag neben der gemeinsamen Bayern-Vergangenheit auch damit zusammenhängen, dass er ihm in bestimmten Charakterzügen als Spieler sehr ähnlich war. In Kimmichs grenzenlosem Ehrgeiz und dessen Erfolgsbesessenheit dürfte er sich zum Beispiel durchaus wiedererkennen. Fehlendes Commitment bei genau der Sache, für die sie stets mit allen Mitteln und aller Macht kämpfen, ist etwas, das in ihrer Welt nicht existiert. Das war früher schon bei Sammer so und ist nun bei Kimmich nicht anders.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen und Recherche als Reporter vor Ort in London
  • Aussagen von Max Eberl und Matthias Sammer bei Amazon Prime Video
  • Aussagen von Joshua Kimmich in der Mixed Zone am 9. März in der Allianz Arena
  • sport.sky.de: "Kimmich, Musiala, De Zerbi: Das große Eberl-Interview"
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