Attacken des FC Bayern Woher kommt die Hoeneß-Wut auf Löw und den DFB?
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Uli Hoeneß setzt seine Attacken auf den DFB unvermindert fort. Der Präsident des FC Bayern soll sogar einen Boykott der deutschen Nationalmannschaft ins Spiel gebracht haben. Doch woher kommt diese Wut? Eine Spurensuche.
Man stelle sich als Arbeitgeber vor, man überlasse einer anderen Firma sein Spitzenpersonal, bezahlt dieses, doch die Arbeitnehmer kommen krank oder durch einen Arbeitsunfall geschwächt zurück.
Bundesliga-Klubs müssen Nationalspieler stellen
So läuft es nicht selten im Profifußball. Den Kern der deutschen Nationalmannschaft bilden mittlerweile (natürlich) der FC Bayern, (wieder) der BVB und (neuerdings) RB Leipzig. Jene drei Klubs also, die Stand heute in der Bundesliga um die Meisterschaft kämpfen werden. Verletzungsgefahr wird freilich gerne vermieden.
Aber: Die Klubs sind verpflichtet, Nationalspieler zu abzustellen. Rechtlich regelt das, möglichen Patriotismus mal ausgeklammert, der sogenannte Grundlagenvertrag zwischen Deutscher Fußball Liga (DFL) und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB). "Der DFL e.V. erkennt die Abstellungsverpflichtung der Spieler seiner Vereine und Kapitalgesellschaften zur Bildung einer starken A-Nationalmannschaft ausdrücklich an", heißt es in diesem.
Uli Hoeneß: Boykott der Nationalmannschaft?
Nun ist Uli Hoeneß bekannt dafür, eine mitunter eigenwillige Sicht auf die Dinge zu haben. Und so brachte der Präsident des FC Bayern laut "Sport Bild" im Streit um den Platz im deutschen Tor sogar einen Boykott durch den Rekordmeister ins Spiel. Als Strafe, als Sanktion, sozusagen, sollte der DFB auch nur darüber nachdenken, Manuel Neuer gegen Marc-André ter Stegen einzutauschen. Auch wenn er inzwischen zurückruderte.
Es ist nicht die erste Attacke aus dem Süden. Immer wieder gab es gegenseitigen Groll. t-online.de erklärt, was Hoeneß so wütend macht.
2000: Kokain-Affäre um Christoph Daum
Im Herbst 2000 erschütterte die Kokain-Affäre um den designierten Bundestrainer Christoph Daum Fußball-Deutschland. Hoeneß bezichtigte Daum, der ab 1. Juli 2001 einen Vertrag beim DFB hatte, öffentlich des Drogenkonsums.
In einem Interview mit der Münchner "Abendzeitung" sagte der heute 67-Jährige: "Der DFB kann doch keine Aktion keine Macht den Drogen starten, und Herr Daum hat vielleicht etwas damit zu tun." Hoeneß legte öffentlich nach, als er im Fußball-Talk "Doppelpass" des DSF anrief: "Es kann nicht sein, (...) dass es ja gar kein Problem ist, wenn ein Bundesligatrainer oder Bundestrainer drogenabhängig ist. Was wollt ihr denn eigentlich?"
Der DFB wirkte überrumpelt, Daum beteuerte seine Unschuld, willigte einer Haarprobe ein, die letztlich den Kokain-Konsum nachwies. Wäre es nicht dazu gekommen, wäre Daum womöglich doch Bundestrainer geworden. "Wenn Christoph Daum nicht so bescheuert gewesen wäre, eine Haarprobe zu machen, dann hätte ich das Spiel nie gewinnen können", meinte Hoeneß Jahre später im "Audi Star Talk".
2006: Lehmann statt Kahn im DFB-Tor
"Wir haben ja schon mal so ein Chaos erlebt. Das war während der WM 2006. Da war der Herr Bierhoff auch mitverantwortlich bei Oliver Kahn und Jens Lehmann", sagte der Bayern-Boss zuletzt der "Bild" in der Diskussion um Neuer und ter Stegen – und griff DFB-Manager Oliver Bierhoff direkt an.
Die Bayern machten nie einen Hehl daraus, dass sie die Degradierung des langjährigen Stammkeepers und Kapitäns der deutschen Nationalmannschaft 2006 kurz vor der Heim-WM nicht verstehen konnten, am wenigsten Kahn selbst.
Seither gilt der einstige Bayern-Torwart als scharfer Kritiker des Bundestrainers, gleichzeitig ist er ein Vertrauter von Hoeneß. 2016, nach dem Aus im EM-Halbfinale, stellte Kahn vor Millionenpublikum im ZDF die Frage, ob es für Löw nicht besser gewesen wäre, nach dem WM-Triumph 2014 aufzuhören. Um dann nach dem WM-Debakel 2018 einen Neuanfang unter dem alten Bundestrainer zu bezweifeln: "Es ist die Frage, ob Löw auch den sogenannten Scherbenaufleser kann." Ab Januar rückt Kahn nun in den Vorstand des FC Bayern auf.
2013: Hoeneß-Intimus Sammer kritisiert den DFB
In diesem war einst Matthias Sammer als Sportvorstand. Auch die Personalie des Europameisters polarisierte, löste er seinen bis 2016 laufenden Vertrag als Sportmanager des DFB schließlich im Juli 2012 auf, um sich unmittelbar dem FC Bayern anzuschließen.
Kein Jahr später teilte Sammer, ein weiterer Hoeneß-Vertrauter, von München aus gegen den DFB aus und forderte eine Reform des Sportdirektoren-Jobs. "Einen guten Idioten werden sie sonst nicht mehr finden", meinte Sammer damals. Der DFB antwortete in Form des damaligen Generalsekretärs Helmut Sandrock: "Wir reden den Bayern auch nicht in deren Organisation und Personal hinein." Und Löw ließ Sammer ausrichten: "Dann soll er doch zurückkommen."
2018: Rummenigge nennt DFB "Amateure"
Sammer und Hoeneß tauschten sich damals freilich über den DFB aus, in dessen Trikot Hoeneß als Spieler 1972 Europameister und 1974 Weltmeister geworden war. Heute spricht sich der (Noch-) Bayern-Präsident in DFB-Fragen mit Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge ab, wie er bekräftigte.
Der DFB sei "eigentlich nur noch durchsetzt von Amateuren", hatte Rummenigge, den Hoeneß einst als Manager zum Spieler des FC Bayern machte, zur Aufarbeitung des WM-Debakels 2018 gesagt. Es dokumentiert, wie auf der Geschäftsstelle der Bayern an der Säbener Straße in München über den Deutschen Fußball-Bund gedacht wird.
2019: Löw schmeißt Müller, Boateng und Hummels raus
Das DFB-Krisenmanagement sah schließlich nach der verkorksten WM 2018 vor, mit Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng im Frühjahr drei Bayern-Spieler auszusortieren. Hoeneß sprach kürzlich von einer "unmöglichen Ausbootung unserer drei Spieler".
Aus der Säbener Straße ist zu hören, dass den Bayern vor allem die Art und Weise missfiel, wie ihnen die Entscheidung des Bundestrainers mitgeteilt wurde. "Uns hat überrascht, dass dies im Rahmen eines unangekündigten Besuches erfolgte", schrieben Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidzic, noch ein Hoeneß-Intimus, in einer Stellungnahme.
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2019: Hoeneß attackiert DFB wegen Manuel Neuer
Als die Causa Neuer/ter Stegen aufkam, zeigte schließlich der Vereinspräsident selbst seinen ganzen Unmut. "Wir werden den Leuten ein bisschen Feuer geben. Das können wir", sagte Hoeneß in Richtung DFB. Und legte nach: "Deren Stärke ist es ja, in den Wald zu gehen und zu pfeifen."
Das Boykott-Szenario ist in dieser Gemengelage unwahrscheinlich, da ein Verein nicht nur per Grundlagenvertrag, sondern auch durch die Statuten des Weltverbands Fifa zur Abstellung von Nationalspielern verpflichtet ist. Dass Hoeneß dennoch drohte, zeigt wohl seinen ganzen Ärger. Und, dass das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen ist.
- eigene Beobachtungen
- web.de: "Bayerns traditionelle Attacken auf den DFB"