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Vor BVB gegen PSG – Stefan Effenberg: "Würde nicht auf Paris wetten"


Trotz starker Offensive
Was Borussia Dortmund kapieren muss

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

Aktualisiert am 18.02.2020Lesedauer: 6 Min.
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Sancho und Haaland stehen für Dortmunder Offensivgefahr. Doch die ganze Mannschaft muss nach hinten arbeiten, sagt Stefan Effenberg.Vergrößern des Bildes
Sancho und Haaland stehen für Dortmunder Offensivgefahr. Doch die ganze Mannschaft muss nach hinten arbeiten, sagt Stefan Effenberg. (Quelle: imago-images-bilder)

Wie die Chancen der deutschen Klubs in der K.-o.-Phase der Champions League stehen und wie Guardiola nach der Sperre für Manchester City handeln sollte.

Ein halbes Jahr lang haben wir auf diese Begegnungen gewartet. Am heutigen Dienstag beginnt die K.-o.-Phase der Königsklasse mit den Spielen Borussia Dortmund gegen Paris Saint-Germain und Atlético Madrid gegen den FC Liverpool. Der Fokus liegt natürlich auf den deutschen Klubs. Am Mittwoch spielt RB Leipzig bei Tottenham Hotspur.

Die Champions League wird natürlich überschattet von der Entscheidung der Uefa, Manchester City ab der kommenden Saison aufgrund "schwerwiegender Verstöße" gegen das Financial Fairplay (FFP) für zwei Jahre vom Wettbewerb auszuschließen. Der Klub hat nach Erkenntnissen der Uefa-Prüfer über mehrere Jahre hinweg unerlaubte Geldspritzen von Besitzer Scheich Mansour bin Zayed verschleiert.

Die Strafe trifft Manchester City ins Mark

Die Entscheidung ist natürlich richtig. Die Vereine müssen sich an die Regeln halten. Halten sie sich nicht daran, müssen sie bestraft werden. Diese Strafe ist nachvollziehbar und selbst verschuldet. Es war klar, dass es irgendwann mal einen Topklub erwischt, zumal Manchester und PSG schon mal eine dicke Geldstrafe bekommen haben. Die Sperre ist nun natürlich noch mal eine Nummer größer und wird den Verein Hunderte Millionen Euro kosten.

Sie trifft Manchester City ins Mark. Denn der Titel in der Champions League ist der, für den die Scheichs angetreten sind. Das ist der Pokal, den sie unbedingt und mit aller Macht gewinnen wollen. Dafür haben sie Trainer Pep Guardiola und diverse Stars verpflichtet. Noch nie hat Manchester City diesen Titel gewonnen.

Sie sollten die Situation als Chance begreifen

Die Strafe erinnert mich ein bisschen an den Zwangsabstieg von Juventus Turin aus der italienischen Serie A aufgrund "strukturierten Sportbetrugs". Es sind natürlich zwei komplett verschiedene Fälle, dennoch gibt es Parallelen. 2006/07 musste Juve mit minus neun Punkten in der Serie B starten. Stars wie Fabio Cannavaro, Gianluca Zambrotta, Lilian Thuram, Zlatan Ibrahimovic oder Patrick Vieira verließen den Verein. Die Weltmeister Gianluigi Buffon, Alessandro Del Piero und Mauro Camoranesi sowie die Stürmer David Trezeguet und Pavel Nedvěd dagegen setzten ein Zeichen und blieben dem Verein treu. Sie haben Verantwortung übernommen – und das hat ihnen persönlich null geschadet, sondern im Gegenteil sogar geholfen. Und Juventus ist heute stärker denn je.

Was ich damit sagen will: Auch für Manchester City ist das eine Chance – oder zumindest sollten sie die Situation so begreifen. Der Verein kann sich, wenn das Urteil bestehen bleibt, neu aufstellen und in zwei Jahren stärker zurückkommen.

Bayern ist glücklich mit Hansi Flick

Was macht Trainer Pep Guardiola? Das scheint die große Frage zu sein. Für mich ist klar: Er hat einen Vertrag bis 2021 und steht in der Verantwortung, die Situation anzunehmen. Gerade dann, wenn er von den Regelverstößen wusste. Man unterschreibt Verträge, um sie zu erfüllen.

Natürlich wird er nun wieder mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht. Und tatsächlich gab es einige Trainer, die zurückgekehrt sind und großen Erfolg hatten: Jupp Heynckes oder Ottmar Hitzfeld. Die Situation ist allerdings aktuell eine andere. Der FC Bayern ist derzeit sehr glücklich mit Hansi Flick als Cheftrainer. Der hat bereits ein Zeichen gesendet, indem er versichert hat, als Cheftrainer bleiben zu wollen und nicht als Co-Trainer oder Teammanager. Wenn es weitergeht wie zuletzt, spricht auch nichts dagegen, einen längerfristigen Vertrag einzugehen. Das bedeutet: Bayern braucht Guardiola aktuell nicht – und er hat ohnehin eine Verantwortung in Manchester.

Es braucht Bekenntnisse der Spieler

Was machen die Stars von Manchester City? Aus meiner Sicht können sie an Glaubwürdigkeit und Respekt gewinnen, wenn sie sagen: "Ich ziehe das hier durch und gehe diesen schwierigen Weg mit." So wie Buffon oder Del Piero damals bei Juventus. Wenn die Spieler wechseln, haben sie noch lange keine Garantie, dass sie anderswo die Champions League gewinnen. Und zwei Jahre sind keine zehn Jahre. Sie sollten sich darauf konzentrieren, etwas Neues aufzubauen und stärker wiederzukommen. Sie müssen jetzt einfach die richtigen Entscheidungen treffen und ein Zeichen setzen für alle, die Manchester City im Herzen tragen. Das geht am besten mit Bekenntnissen von Spielern und Trainer.

Aber schauen wir auf die deutschen Klubs und ihre Chancen, die ich grundsätzlich als sehr gut einstufen würde.

Favre ist der richtige Trainer für den BVB

Der BVB hat in dieser Saison bisher zwei Gesichter gezeigt: Das eine hat mich total begeistert, das andere nicht. Dortmund muss einfach eine gewisse Kompaktheit reinbekommen. Vorn ist die Borussia ohnehin gefährlich. Die Dortmunder müssen schlicht kapieren und umsetzen, was bei Bayern München ein Franck Ribéry oder Arjen Robben über die Jahre gelernt haben: nach hinten mitzuarbeiten und richtig mit zu verteidigen. Und zwar nicht alibimäßig.

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Dieses ganze Gerede über Trainer Lucien Favre habe ich nie verstanden. Dortmund hat in dieser Saison mal brillant gespielt. Mal dachte man: "Das ist doch nicht der BVB." Ich denke, da stehen die Spieler in der Pflicht. Ich glaube nicht, dass Favre viel falsch macht. Die Spieler müssen nur umsetzen, was er von ihnen verlangt. Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass Favre der richtige Trainer für Borussia Dortmund ist.

Ich würde nicht auf Paris wetten

Gegner Paris hat die Gruppe A in der Vorrunde souverän mit 16 von 18 Punkten deutlich vor Real Madrid gewonnen und wird in Dortmund heute alle Topstars an Bord haben. Und trotzdem hat Dortmund auf jeden Fall eine Chance. Paris ist leichter Favorit – mehr auch nicht. Die Gruppenphase zählt nicht mehr. Und PSG-Trainer Thomas Tuchel weiß, dass es nicht einfach wird, in Dortmund zu bestehen.

Und noch schwerer wird es, wenn er mit seiner Mannschaft im Rückspiel einen möglichen Rückstand drehen muss. Dortmund hat in den vergangenen Jahren immer wieder fantastische Spiele in der K.-o.-Phase der Champions League gemacht und ich gehe fest davon aus, dass das auch gegen Paris gelingen wird. Ganz einfach, weil der Gegner es hergibt. Ich würde so weit gehen, dass ich sage: Ich würde nicht auf Paris wetten.

Auch Leipzig hat aus meiner Sicht gute Chancen, ins Viertelfinale einzuziehen.

Werner hat das Vertrauen des Trainers

In London zu bestehen, ist alles andere als einfach. Tottenham stand im vergangenen Jahr im Finale der Champions League und hat in der Liga die vergangenen drei Spiele gewonnen, auch gegen Manchester City. Trotzdem zähle ich sie nicht zu den Favoriten in dieser Saison. Tottenham ist zu knacken. Das ist keine Übermannschaft. Und mit Harry Kane ist der Toptorjäger verletzt.

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Mitentscheidend ist natürlich, ob Timo Werner wieder trifft. In der Bundesliga hat er seit vier Spielen nicht getroffen. Für seine Verhältnisse ist das eine Ewigkeit. Sorgen machen brauchen wir uns aber ganz sicher nicht. Wichtig ist, dass er das Vertrauen des Trainers hat – und das hat er. Da können wir die Uhr danach stellen, wann er wieder trifft – hoffentlich schon im Hinspiel gegen Tottenham.

Werner kann bei jedem Topklub spielen

Nachdem er im vergangenen Sommer mit seinem Verbleib bei RB Leipzig offensichtlich die richtige Entscheidung getroffen und sich persönlich und sportlich noch mal weiterentwickelt hat, kann er nun mit Leipzig Geschichte schreiben und einen großen Titel mit dem Klub gewinnen – das ist eine riesige Motivation.

Natürlich sind wir uns einig, dass Werner seine Karriere nicht in Leipzig beenden wird. In absehbarer Zeit wird er sicherlich nach England oder Spanien gehen. Ob es der FC Liverpool wird? Wer weiß. Da gibt es sicher einige Vereine, die infrage kommen. Werner kann bei jedem Topklub der Welt spielen.

Bayern wird sicher weiterkommen

Auch bei Bayern. Für den Bundesliga-Tabellenführer geht es nun allerdings auch erst mal um den Einzug ins Champions-League-Viertelfinale. Bayern spielt erst kommende Woche das Achtelfinal-Hinspiel beim FC Chelsea. Ich bin mir aber sicher, dass sie weiterkommen.

Im Kampf um den Titel sehe ich insgesamt weiterhin Juventus Turin, den FC Liverpool, Barcelona oder Real Madrid vorn. Der FC Chelsea allerdings hat in dieser Saison Probleme. In der Gruppenphase wäre er fast gescheitert und in der Premier League hat er 35 Punkte Rückstand auf den FC Liverpool und hinkt auch hinter Manchester City und Leicester hinterher. Das ist nicht mehr der FC Chelsea vergangener Jahre, der Bayern beispielsweise im "Finale dahoam" den Champions-League-Titel 2012 genommen hat.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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