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EM 2021: Epidemiologe Scholz spricht sich gegen Turnier im Sommer aus


Turnier wäre "verfrüht"
Epidemiologe spricht sich gegen EM im Sommer aus

Von Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 20.01.2021Lesedauer: 2 Min.
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Joachim Löw mit Maske: Noch stellt sich der DFB-Trainer auf eine EM in zwölf Ländern ein.Vergrößern des Bildes
Joachim Löw mit Maske: Noch stellt sich der DFB-Trainer auf eine EM in zwölf Ländern ein. (Quelle: Geisser/imago-images-bilder)

Seit mehreren Tagen wird über die Fußball-EM im Sommer diskutiert. Denn noch ist sie mit Fans in zwölf verschiedenen Ländern geplant. Ein Epidemiologe zweifelt an den Plänen der Uefa.

Die Fußball-EM steht auf der Kippe. Zumindest wirkt es anhand der aktuellen Corona-Lage in ganz Europa so. Gastgeberländer wie Großbritannien und Irland kämpfen gegen die Ausbreitung einer Virus-Mutation und auch Spanien leidet stark unter den Folgen der Pandemie. Im internationalen Vergleich steht Deutschland tatsächlich gut da, dabei ist die Lage auch hierzulande nicht gerade entspannt. Die Bundesregierung beschloss am heutigen Mittwoch neue Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie.

"Damit ist bis Juni noch nicht zu rechnen"

Unter all diesen Gesichtspunkten wirkt ein internationales Fußballturnier mit vollen Stadien unrealistisch. Die Uefa will am 5. März eine Entscheidung treffen. Die Wahl soll für jeden Austragungsort auf eins von vier Szenarien fallen. Szenario eins sind volle Stadien, wie ursprünglich geplant. Szenario zwei umfasst eine Auslastung von 50 bis 100 Prozent, abhängig von der Corona-Lage vor Ort. Mit Hilfe von Corona-Schnelltests und Fiebermessgeräten sollen Infektionsketten im Stadion verhindert werden.

Doch sind diese Szenarien tatsächlich realistisch? Epidemiologe Prof. Markus Scholz sagt nein. "Ich kann mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellen, dass dies möglich sein wird. Das würde voraussetzen, dass die Pandemie völlig unter Kontrolle ist. Damit ist bis Juni noch nicht zu rechnen", so Scholz zu t-online.

(Quelle: Universität Leipzig)


Prof. Dr. Markus Scholz leitet am Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie (IMISE) der Universität Leipzig eine Arbeitsgruppe zur Genetischen Statistik und Systembiologie. Seine Arbeitsgruppe untersucht aktuell auch die Corona-Pandemie.

Die anderen zwei Szenarien umfassen entweder wenig Zuschauer (Szenario drei) oder Geisterspiele (Szenario vier). Eine Übersicht mit allen Details zu den Szenarien finden Sie hier.

Doch selbst bei Geisterspielen besteht noch eine Gefahr. Denn an den zwölf Standorten will die Uefa offenbar festhalten. Zumindest kommt eine Lösung, das Turnier nur in einem Land oder einer kleineren Ländergruppe auszutragen, in den Szenarien nicht vor.

Markus Scholz sieht das kritisch: "Ein häufiger Wechsel des Austragungsortes birgt für das typischerweise angewandte Bubble-Konzept zusätzliche Risiken, denn es gibt ja auch immer Austausche mit der jeweiligen Umgebung, zum Beispiel hinsichtlich Transport, Unterkunft und Verpflegung. Auf jeden Fall erfordert dies viel mehr Tests."

Ein entscheidender Faktor: das Engagement der Teams. "Ein weiterer Punkt ist, wie gut die Mannschaften das Bubble-Konzept jeweils umsetzen. Bei der laufenden Handball-WM sieht man ja schon, dass das nicht gut funktioniert und Mannschaften teilweise gar nicht mehr spielen können." Damit spielt Scholz unter anderem auf Kap Verde an. Die Nationalmannschaft des afrikanischen Landes konnte durch Corona-Fälle das Turnier nicht wie geplant beenden.

Scholz fasst zusammen: "Ich halte die EM im Juni deshalb für verfrüht." Eine Aussage, die auch Berti Vogts tätigte. Der t-online-Kolumnist forderte eine weitere Neuansetzung der EM im Dezember 2021. Doch durch den engen Spielplan angesichts der WM 2022 in Katar wird das kaum möglich sein. Die Uefa steht vor einer schwierigen Entscheidung.

Verwendete Quellen
  • Schriftliches Interview mit Prof. Dr. Markus Scholz
  • Eigene Recherche
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