Rumms!
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung ΓΌbernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Die Zinsanhebung der EZB ist wahrlich historisch. Und doch dΓΌrfte der Schritt kaum ausreichen.
Auf einmal geht alles ganz schnell: So drastisch wie nie zuvor hat die EuropΓ€ische Zentralbank am Donnerstag die Zinsen in der Eurozone angehoben.
Um 0,75 Prozentpunkte steigen sowohl der fΓΌr Sparer wichtige Einlagenzinssatz als auch der Leitzins, der relevant ist fΓΌr Kredite. Ein XXL-Zinsschritt, der in der 24-jΓ€hrigen Geschichte der EZB seinesgleichen sucht. Rumms!
Damit haben sich die geldpolitischen Falken durchgesetzt β was angesichts der steigenden Preise auch bitter nΓΆtig war: Die Inflation in der Eurozone ist auf ein Rekordniveau gesprungen. Im August stiegen die Verbraucherpreise um 9,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Deutschland lag die Teuerungsrate zuletzt bei 7,9 Prozent.
Die Inflation ist weiter viel zu hoch
Umso wichtiger ist deshalb das Signal, das jetzt von EZB-PrΓ€sidentin Christine Lagarde und ihren Mitstreitern ausgeht: Wir haben verstanden, wir stemmen uns gegen die Teuerung. Wir tun alles, damit die Inflation nicht aus dem Ruder lΓ€uft. (Lesen Sie hier, wieso die Zentralbanken mit Zinsanhebungen die Inflation bekΓ€mpfen kann.)
Das ist gut so. Und dΓΌrfte doch nicht reichen. Denn mit einem Anstieg von 0,75 Prozent (fΓΌr den Einlagezins) und 1,25 Prozent (fΓΌr den Leitzins) liegen die Zinsen noch immer weit unterhalb der Inflationsrate. Erst wenn die Zins- die Inflationsraten allmΓ€hlich einholen, dΓΌrfte sich eine Trendwende bei der Teuerung abzeichnen.
Entsprechend sollte neben den Zinsen, die die EZB am Donnerstag verkΓΌndet hat, aufhorchen lassen, was Lagarde zusΓ€tzlich zur Preisprognose fΓΌr das kommende Jahr mitteilte:
ZurΓΌcklehnen kann sich die EZB nicht
Die Inflation in der Eurozone, so erwartet es die EZB, dΓΌrfte dieses Jahr im Schnitt bei 8,1 Prozent liegen. 2023 rechnen die WΓ€hrungshΓΌter damit, dass die Verbraucherpreise im Schnitt um 5,5 Prozent steigen. Erst 2024 dΓΌrfte sich die Teuerung mit erwarteten 2,3 Prozent wieder auf einem annΓ€hernd normalen Level befinden.
Das ist bemerkenswert. Noch im Juni gingen die Zentralbank-Γkonomen von deutlich niedrigeren Raten aus, nΓ€mlich von 6,8 Prozent (2022), 3,5 Prozent (2023) und 2,1 Prozent (2024). In Europa, so viel steht einmal mehr fest, bleibt es also ungemΓΌtlich. Die Inflation wird die Menschen damit lΓ€nger beschΓ€ftigen und unter Druck setzen.
Das wiederum heiΓt: Die Zinsen werden schon bald noch hΓΆher steigen mΓΌssen. ZurΓΌcklehnen kann sich die EZB nicht.
- Pressekonferenz mit EZB-PrΓ€sidentin Christine Lagarde