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Schuldneratlas 2023: Wo die Deutschen die höchsten Schulden haben


Wie sieht es in Ihrer Region aus?
Hier haben die Deutschen die höchsten Schulden

Von t-online, llb

Aktualisiert am 15.11.2023Lesedauer: 3 Min.
Wenn die Kreditrate nicht mehr bezahlt werden kann, droht Ärger.Vergrößern des BildesKreditfinanzierung: Viele Menschen haben in den letzten drei Jahren ihre Rücklagen aufgebraucht, um steigende Lebenshaltungskosten zu bestreiten. (Quelle: Tijana Simic)
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Der Schuldenberg der Deutschen wächst, die Zahl der Überschuldungen auch. Schauen Sie in unserer interaktiven Karte nach, wie es um Ihre Region bestellt ist.

Die private Auskunftei Creditreform hat am Mittwoch den "Schuldenatlas 2023" vorgestellt. Die Überschuldungslage ist ambivalent, heißt es darin. Auf den ersten Blick hat sie sich leicht verbessert – nur noch 5,65 Millionen Menschen gelten 2023 in Deutschland als überschuldet. Die gute Nachricht: mit minus 233.000 Fällen ist das offiziell ein erneuter Tiefstand.

Wann liegt eine Überschuldung vor?

Überschuldung liegt vor, wenn ein Schuldner die Summe seiner fälligen Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen längeren Zeitraum nicht begleichen kann – oder kurz: die Gesamtausgaben die Einnahmen übertreffen.

Aber: "Die vermeintlich guten Werte trügen leider", sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform. "Ohne statistische Sondereffekte messen wir erstmals seit 2019 einen Überschuldungszuwachs." Hintergrund: Im Rahmen der Restschuldbefreiung werden die Schufa-Einträge von Personen, die ein Insolvenzverfahren durchlaufen, bereits nach sechs Monaten automatisch gelöscht, obwohl das Gericht noch keine Entscheidung getroffen hat. Nach alter Lesart gibt es rund 17.000 Fälle mehr als 2022.

Leichter Anstieg bei der Überschuldungsquote

Mit einer Überschuldungsquote von 8,51 Prozent liegt der Wert leicht über dem des Vorjahres. In den vergangenen drei Jahren war die Zahl der überschuldeten Menschen rückläufig: Das wurde unter anderem damit begründet, dass es während der Corona-Pandemie weniger Möglichkeiten gab, Geld auszugeben. Zudem lagen vor der massiven Zinsanhebung durch die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen knapp über null, sodass Kredite billig waren.

"Die multiplen Krisen, insbesondere die anhaltende Inflation und die hohen Zinsen, verteuern das Leben der Verbraucher stetig", so Hantzsch weiter. "Die Konsumlust der Bürger wächst aber wieder, obwohl fast alles deutlich teurer ist. Das wird viele finanziell überfordern." Da die Folgen einer Überschuldung, Stichwort Privatinsolvenz, erst zeitverzögert auftreten, rechnen die Analysten mit steigenden Fallzahlen in den kommenden Monaten.

Hier leben die meisten überschuldeten Menschen

Menschen mit der höchsten Überschuldungsquote leben im Landkreis Bremerhaven. Hier kann fast jeder fünfte Haushalt seine Schulden nicht mehr bezahlen. Auf den Plätzen zwei bis fünf folgen die Städte Pirmasens (16,72 Prozent), Gelsenkirchen (16,62 Prozent), Neumünster (16,02 Prozent) und Duisburg (15,89 Prozent).

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Die Menschen mit der geringsten Überschuldungsquote leben in Eichstätt, Erlangen-Höchstadt, Schweinfurt, Aichach-Friedberg und Neumark in der Oberpfalz. In diesen Städten ist nicht einmal jeder Zwanzigste von Überschuldung betroffen. Die Zahl der Überschuldungsfälle ist 2023 in beiden Teilen Deutschlands auf ähnlichem Niveau zurückgegangen – wenn auch nicht so stark wie in den Vorjahren.

Anzahl der Ratenkredite gestiegen

Dass die Schulden und damit auch die Überschuldung von Privathaushalten in Zukunft weiter steigen könnten, belegt auch eine Auswertung der Auskunftei Schufa. Laut Kreditkompass stieg die Zahl neu abgeschlossener Ratenkreditverträge bis Ende des vergangenen Jahres 2022 von 7 auf 9,1 Millionen. Dabei haben vor allem die Kleinkredite unter 1.000 Euro stark zugelegt. Zum Vergleichszeitraum ein Jahr zuvor entsprach das einem Zuwachs von 90 Prozent.

Grund für die Kreditabschlüsse waren vor allem "Buy-Now-Pay-Later" (sprich: jetzt kaufen, später bezahlen)-Angebote von Zahlungsdienstleistern im Onlinehandel, die vor allem auf Jüngere und Frauen abzielen. Bei diesen beiden Gruppen steigt die "weiche" Überschuldung gegen den Trend, erläutert Michael Goy-Yun, Geschäftsführer von Creditreform Boniversum und Microm.

"Weiche Überschuldung" auf dem Vormarsch

Ursache für die weiche Überschuldung sind die drastisch gestiegenen Lebenshaltungs- und Energiekosten, die den finanziellen Spielraum der Verbraucher im vergangenen Jahr deutlich eingeschränkt haben. Vor allem die sogenannten "Dauerüberschuldeten" aus den unteren sozialen Schichten hatten unter der Preisentwicklung zu leiden.

Bei der jüngsten Alterskohorte (bis 29 Jahre) gebe es erstmals seit 2013 sogar eine Zunahme der Überschuldungsfälle und der Gesamtquote. Den geringsten Rückgang der Überschuldungsquote verzeichneten die über 70-Jährigen – in der Langzeitbetrachtung. Die Entwicklung der Altersgruppen sei jedoch gegenteilig gelagert, so Goy-Yun weiter. Während sich vor allem junge Menschen (unter 30 Jahre) in den vergangenen zehn Jahren immer weniger überschuldeten, stieg die Überschuldungsquote der über 60-Jährigen im gleichen Zeitraum signifikant an.

Auswirkungen zeigen sich mit Verzögerung

"Die Überschuldung von Verbrauchern ist eng an die konjunkturelle Entwicklung geknüpft. Dabei sind die wirtschaftlichen Aussichten ungewiss, aber durch die Bank trübe", so Hantzsch. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat erst kürzlich seine Prognose erneut nach unten korrigiert. In diesem Jahr soll die deutsche Wirtschaft um 0,5 Prozent schrumpfen. Gründe dafür sind eine geringe Nachfrage durch Handelspartner und eine Schwäche der Industrieproduktion.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Krise auch bei den Verbrauchern ankommt. Die Lage am Arbeitsmarkt bleibt angespannt. Deutschland befindet sich beim Wachstum auf den letzten Plätzen. "Wenn produzierende Unternehmen dem Wirtschaftsstandort Deutschland den Rücken kehren, kostet das gut bezahlte Arbeitsplätze und die finanzielle Sicherheit der Beschäftigten", so Hantzsch.

Verwendete Quellen
  • creditreform.de: "SchuldnerAtlas Deutschland 2023 – Rückkehr der Überschuldung"
  • Schufa.de: "Verschuldung und Zahlungsstörungen im regionalen Vergleich"
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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