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Fracking: So befeuert Obama die US-Gasrevolution


Börsen News
Obama befeuert Amerikas Gasrausch

Von spiegel-online
18.05.2013Lesedauer: 3 Min.
Asien im Visier von US-Gasimporten: Ein LNG-Tanker vor der Küste von YokohamaVergrößern des BildesAsien im Visier von US-Gasimporten: Ein LNG-Tanker vor der Küste von Yokohama (Quelle: Reuters-bilder)
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Die USA wollen der größte Energieproduzent der Welt werden - und künftig Gas weltweit exportieren. Präsident Obama genehmigt dafür jetzt ein milliardenschweres Infrastrukturprojekt. Konzerne und Investoren hoffen, dass Amerikas Rohstoffrausch noch größer wird.

Die USA werden zum Erdgas-Exporteur

Der Gasrausch in den USA verstärkt sich: Präsident Barack Obama hat das Ziel gesetzt, die Vereinigten Staaten zum größten Energieproduzenten der Welt und zum Nettoexporteur von Gas zu machen - um so das geopolitische Gewicht der von China attackierten Supermacht weiter zu steigern. Nun stellt die US-Regierung die ersten Weichen in diese Richtung.

Gerade hat sie dem sogenannten Freeport-Projekt die Genehmigung erteilt. Im Bundesstaat Texas soll ein Terminal für Erdgas so umgerüstet werden, dass es ab 2017 keine Annahmestelle für Gaslieferungen aus dem Ausland mehr ist, sondern eine Abschussrampe für das in den USA produzierte Gas. Zwei Prozent der derzeitigen US-Gasproduktion könnten dann in Freeport auf Minus 164 Grad Celsius heruntergekühlt und per Schiff in alle Welt verkauft werden.

Die Genehmigung des sogenannten LNG-Exportterminals war erwartet worden, doch sie kam überraschend früh. Und sie stellt, mit Blick auf die bisherige US-Energiepolitik, eine Zäsur da. Vor Freeport war erst ein weiteres Infrastrukturprojekt genehmigt worden: die Umrüstung der Sabine-Pass-Anlage im US-Südstaat Louisiana, ebenfalls von Import auf Export. Das war bereits im Mai 2011. Danach wurde die Entscheidung, ob die USA verstärkt auf Gasexporte setzen sollten, vertagt.

Nun handelt die Regierung erstmals seit zwei Jahren wieder - und weckt sofort Begehrlichkeiten vieler Großindustrieller. Diese hoffen auf einen verstärkten Gasexport, der Amerikas Rohstoffrausch zusätzlich befeuert. Und damit auf Milliardengewinne.

Geopolitische Auswirkungen

Es ist allerdings umstritten, wie viel Gasexporte für die USA ökonomisch sinnvoll sind. Befürworter sagen, die Ausfuhren würden die US-Handelsbilanz in Ordnung bringen - das Verhältnis aller Einnahmen und Ausgaben aus Importen und Exporten der Vereinigten Staaten. Zudem könne man einer im Vergleich zur Kohle deutlich weniger klimaschädlichen Technologie weltweit Auftrieb geben - und Verbündete, die auf Energieimporte angewiesen sind, politisch stärker an die USA binden.

Kritiker dagegen sagen, die Ausfuhren könnten zu einem Anstieg der heimischen Energiepreise führen - was der heimischen Industrie und den US-Verbrauchern schade. Zudem konkurriere man auf dem gerade entstehenden Weltmarkt für Gas mit anderen Ländern wie Australien und Katar, die in wichtigen Importregionen einen Wettbewerbsvorteil haben könnten.

Unstrittig ist, dass jedes neue Exportterminal die Nachfrage nach US-Gas potentiell steigert - und damit in Amerika den Bedarf an einer Fördertechnologie, die in der Bevölkerung teils heftigen Protest auslöst und deren Auswirkungen auf die Umwelt von vielen Wissenschaftlern als problematisch erachtet werden.

Angezapft werden Amerikas neue Rohstoffreservoirs durch zwei moderne Fördertechniken: durch kilometerlange horizontale Bohrungen und das sogenannte Fracking, bei dem Erdgas mit Hochdruck aus verstreuten unterirdischen Quellen herausgepresst wird. Speziell beim Fracking gibt es viele ökologische Bedenken: Die Technologie verbraucht unter anderem viel Wasser, es wurden teils giftige Chemikalien im Boden verpresst, zudem befürchten US-Behörden Luft- und Grundwasserverschmutzungen und eine Verschlechterung der Lebensqualität für Anwohner.

Heftige Diskussionen um Fracking

In Deutschland hat die Fördertechnik eine heftige politische Kontroverse ausgelöst, in den USA ist sie längst flächendeckend im Einsatz. Die USA können ihren gesamten Energiebedarf dadurch bereits jetzt zu 83 Prozent selbst decken. Wenn sie künftig sogar Gas exportieren, werden die Gasschleusen noch weiter geöffnet - und Fracking bekommt zusätzlich Auftrieb.

Mit dem Freeport-Projekt hat die Regierung Obama einen Schritt in diese Richtung gemacht - und weckt damit Begehrlichkeiten. Beim US-Energieministerium liegen noch 26 weitere Anträge für LNG-Exportterminals auf dem Tisch, würden sie alle gebaut, könnten die Vereinigten Staaten rund 50 Prozent ihrer aktuellen Gasproduktion exportieren. Energiekonzerne und Investoren hoffen, dass bald weitere Projekte genehmigt werden. Und ihre Hoffnung ist nicht unbegründet.

Von der US-Regierung kamen zuletzt vermehrt Signale, dass Exporte gewollt sind. Und das Energieministerium befand Ende 2012 in einer Studie, dass die ökonomischen Vorteile von Energieausfuhren überwiegen dürften. Allzu große Erwartungen will die US-Regierung indes auch nicht wecken. Sie betont, die Entwicklungen am Gasmarkt aufmerksam zu verfolgen und Entscheidungen über den Ausbau der Exportinfrastruktur stets von den aktuellen Entwicklungen abhängig zu machen.

Experten rechnen dennoch mit einem vorsichtigen Ausbau der Kapazitäten für Ausfuhren. Sie erwarte zwar nicht, dass Obama in Kürze entscheide, den Weltmarkt mit amerikanischem Gas zu fluten, sagt Mihoko Manabe, Chefautorin einer Studie der Rating-Agentur Moody's zur Zukunft des US-Gasmarkts, dem Finanzdienstleister Bloomberg. Doch dürften bald zwei weitere Terminals genehmigt werden, schätzt die langjährige Energieexpertin. Eines in Richmond, im Bundestaat Virginia, ein anderes im kalifornischen San Diego.

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