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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.China limitiert Seltene Erden Das ist ein neuer Schlag für die Autoindustrie

China hat die meisten Seltenen Erden weltweit. Aktuell limitiert und kontrolliert das Land die Ausfuhren – auch nach Europa. Das ist ein neuer Schlag für die Autoindustrie.
Seltene Erden sind eine Gruppe von 17 Metallen, die selten sind auf der Welt. China hat 70 Prozent davon im Boden. Und limitiert derzeit die Ausfuhr. Das Land macht damit Druck auf die USA und die EU, um deren Zollpolitik zu ändern: Die USA haben einen Zollkrieg gegen China angezettelt, der derzeit pausiert. Die EU beschränkt Importe chinesischer E-Autos massiv.
Chinas Antwort trifft die Wirtschaft weltweit hart, etwa die Autoindustrie. Seltene Erden werden für E-Autos gebraucht, für leistungsstarke Magneten in Elektromotoren und Hybridautos. Auch Diesel und Benziner kommen nicht ohne die Metalle aus: In Lautsprechern, Displays oder in Sensoren etwa für Scheibenwischer sind Seltene Erden verbaut.
Die wichtigsten Elemente dabei sind Neodym, Praseodym und Dysprosium, weil man mit ihnen besonders starke Magnete bauen kann, die viel Leistung auf engem Raum erzeugen – unerlässlich für Elektromotoren.

Zur Person
Antje Erhard arbeitet seit rund 20 Jahren als Journalistin und TV-Moderatorin. Ihr Weg führte sie von der Nachrichtenagentur dpa-AFX u. a. zum ZDF. Derzeit arbeitet sie für die ARD-Finanzredaktion in Frankfurt und berichtet täglich, was in der Welt der Börse und Wirtschaft passiert.
Wie viele Seltene Erden braucht ein Auto?
Der Bedarf für den Autobau variiert je nach Fahrzeugtyp und Antrieb: Auf einen Benziner oder Diesel kommen oft weniger als 100 Gramm. Bei einem großen Elektro-SUV allerdings kann der Bedarf das Zehnfache sein. Das schlägt sich in den Herstellungskosten nieder.
Wegen der geopolitischen Lage und des knapperen Angebots aus China stiegen zuletzt die Preise für Seltene Erden. Ein Beispiel: Neodym kostet derzeit laut metal.com gut 65.000 US-Dollar pro Tonne. Vor einem Jahr war es noch 20 Prozent weniger. Dysprosium ist deutlich teurer, kostet 450.000 US-Dollar pro Tonne. Im Januar waren es laut Strategic Metals Invest noch 28 Prozent weniger.
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Reichen die Vorräte?
Weltweit gibt es große Vorkommen, abgesehen von China zum Beispiel auch in Australien, Kanada, Russland. Die Probleme: Der Abbau ist kompliziert, teuer und umweltschädlich. Das meiste wird in China aus dem Boden geholt und verarbeitet.
In vielen Branchen herrscht daher Nervosität angesichts der Zukunft: Wer bekommt künftig wie viel, von wem und zu welchen Bedingungen? Das sind die großen Fragen auch bei Chipherstellern, Windradbauern und Handyproduzenten.
Unternehmen wie etwa die Autohersteller versuchen, ihre Abhängigkeit zu verringern, zum Beispiel durch Recycling alter E-Motoren und die Erschließung neuer Lieferketten außerhalb Chinas. Das löst das unmittelbare Problem zur Neige gehender Vorräte aber nicht. Und es betrifft ja nicht nur China und die Seltenen Erden.
Rohstoffwege als politisches Druckmittel
Wer geostrategisch begünstigt ist, nutzt seine Position immer öfter aus. China begrenzt die Lieferung Seltener Erden. Der Iran droht mit der Schließung einer weltweit wichtigen Schifffahrtsroute, der Straße von Hormus. Durch sie gehen 20 Prozent der weltweiten Ölexporte. Lesen Sie hier mehr dazu.
Rebellen schießen im Roten Meer auf Schiffe, die dann lange, teure Umwege in Kauf nehmen müssen. Russland hatte 2023 Gaslieferungen nach Deutschland eingestellt. Alle Beispiele zeigen Abhängigkeiten auf. Kurzfristige Lösungen gibt beziehungsweise gab es nicht.
Kaum Raffinerien außerhalb Chinas
Allein die Drohung, Angebote zu verknappen oder Wege zu blockieren, lässt die Preise steigen und die Nervosität gleich mit. Im Falle der Seltenen Erden versucht die EU nun, Rohstoffe aus der Ukraine oder Serbien, Australien oder Kanada zu beziehen. Das ist gut und richtig.
Ein Problem bleibt dabei aber weitgehend ungelöst: China hat nicht nur die meisten Seltenen Erden, es verarbeitet auch 85 Prozent der weltweiten Vorkommen. Das können weltweit nur wenige Raffinerien. Und das wiederum heißt: Selbst wenn neue Standorte erschlossen werden, wird der Aufbau neuer Produktionsstätten dauern.
Die Industrie, auch die deutsche, bleibt verwundbar und nicht ausreichend auf Versorgungsengpässe vorbereitet. Ohne China wird auf absehbare Zeit hierzulande kein E-Auto gebaut werden können.
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