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USA: Trump verdoppelt Zölle auf Stahl und Aluminium – was bedeutet das?


Trump erhöht Zölle
"Eine neue Eskalationsstufe"


04.06.2025Lesedauer: 5 Min.
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Donald Trump geht bei einer Veranstaltung in einem Stahlwerk in Pennsylvania über die Bühne: Der US-Präsident verdoppelt Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte. (Quelle: IMAGO/Daniel Torok/White House/imago)
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Die USA verlangen künftig doppelt so hohe Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte. Deutschland und die EU sind angesichts dessen zunehmend resigniert.

Donald Trump macht Ernst: Wie angekündigt, hat der US-Präsident die Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium verdoppelt. Seit Mitternacht (Ortszeit, also 6.01 Uhr MESZ) gilt für Importe in die USA ein Satz von 50 Prozent – zuvor waren es 25 Prozent. Trump will damit nach eigenen Angaben Handelsungleichgewichte korrigieren und die heimische Industrie stärken.

Ausgenommen sind lediglich Stahl- und Aluminiumimporte aus Großbritannien, für die laut dem Weißen Haus weiter ein Satz von 25 Prozent gilt. Hintergrund ist ein Handelspakt, den die USA mit den Briten geschlossen haben. Für die EU-Staaten – und damit auch für Deutschland – gelten die neuen Zölle jedoch. Welche Auswirkungen hat die neue Anordnung des US-Präsidenten hierzulande?

Die USA waren Stand 2024 nach der EU der weltweit größte Stahlimporteur. Wichtigste Herkunftsländer des Stahls sind laut US-Regierung Kanada, Brasilien und Mexiko – unter den zehn größten Exporteuren in die USA ist auch Deutschland. Nach Angaben des deutschen Branchenverbands Wirtschaftsvereinigung Stahl sind die USA für die europäische Stahlindustrie der wichtigste Absatzmarkt. Aluminium beziehen die USA vor allem aus Kanada, den Vereinigten Arabischen Emiraten, China und Südkorea.

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Quelle: dpa

Stahl- und Alumniumverbände sehen hohen Druck durch US-Zölle

Laut dem Verband setzen die neuen US-Zölle die europäische Stahlindustrie "massiv unter Druck". Hauptgeschäftsführerin Kerstin Maria Rippel erklärte per Mitteilung: "Die von Präsident Trump angekündigte Verdopplung der US-Zölle auf Stahlimporte markiert eine neue Eskalationsstufe im transatlantischen Handelskonflikt." Die 50-Prozent-Zölle seien angesichts ohnehin krisenhafter Konjunktur eine "massive Belastung für die Branche".

Einerseits würden direkte Exporte in den US-Markt belastet. Schwerer wiege jedoch ein indirekter Effekt: "Traditionelle Lieferländer drohen durch die exorbitanten Zölle den Zugang zum US-Markt zu verlieren und werden in der Folge ihren Stahl in den EU-Markt umleiten." Dadurch steige der Importdruck auf Europa, wo bereits jetzt "jede dritte Tonne Stahl" importiert werde.

Auch die deutsche Aluminiumindustrie reagiert mit Sorge auf die angekündigte Verdoppelung von US-Zöllen. Eine weitere Eskalation schade nur allen Beteiligten, kritisiert der Branchenverband Aluminium Deutschland. Ein konstruktiver Dialog zwischen der Europäischen Kommission und der US-Administration sei dringlicher denn je.

Nach Darstellung des Verbandes beträgt die absolute Höhe der deutschen Aluminiumexporte in die USA rund 51.000 Tonnen oder zwei Prozent der jährlichen Produktion in Deutschland. "Dies scheint gering, jedoch treffen die Maßnahmen die Industrie in einer ohnehin angespannten Lage", hieß es mit Verweis auf die Unsicherheit für die Unternehmen. Auch der Verband Aluminium Deutschland warnt vor einem "erheblichen Importdruck auf Europa".

China schwemmt Europas Markt mit billigem Stahl

Der Druck wird insbesondere von China aufgebaut. Schon seit Jahren flutet das Land mit billigen Importen den Weltmarkt. Grund dafür sind erste US-Strafzölle auf chinesischen Stahl, die auf das Jahr 2018 zurückdatieren.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) warnte erst in der vergangenen Woche, dass die weltweiten Überkapazitäten in der Stahlproduktion den Markt destabilisieren könnten. Auch Indien und andere asiatische Länder trügen dazu bei.

Laut OECD haben sich die chinesischen Stahlexporte seit 2020 mehr als verdoppelt und 2024 einen Rekordwert von 118 Millionen Tonnen erreicht. "Dieser Anstieg hat die Stahlmärkte in den OECD-Ländern durcheinandergebracht und seit 2023 zu einer Verfünffachung der Antidumpingmaßnahmen geführt", so die Organisation.

Eine Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China ist indes nicht in Sicht. Das bekräftigte US-Präsident Trump auf seiner Plattform Truth Social. Er möge den chinesischen Präsidenten Xi Jinping zwar, schrieb er. "Aber er ist sehr hartnäckig, und es ist extrem schwer, einen Deal mit ihm zu machen", hieß es in seinem Beitrag weiter.

Ökonomen rechnen mit Wirtschaftsschäden – vor allem für die USA

Aus Sicht von Ökonomen könnte dies, ebenso wie die verdoppelten Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte, vor allem den USA schaden. Bereits im März, als Trump die Strafzölle von 25 Prozent angekündigt hatte, ging das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel von kaum negativen wirtschaftlichen Folgen für die EU aus.

Demnach erwarteten die Experten einen Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) der EU von lediglich 0,02 Prozent. Das IfW Kiel hat dazu eine Simulation ausgewertet. Die Verdopplung der Zölle seit März dürfte das BIP zwar zusätzlich, jedoch nicht entscheidend belasten.

"Ganz erheblich" sei hingegen der wirtschaftliche Schaden, den die USA sich vermutlich selbst zufügen, so die Ökonomen. "Die Preise dürften um 0,41 Prozent steigen und damit die Inflationsrate steigen lassen. Die Exporte dürften um 1,37 Prozent sinken", heißt es in der Analyse.

Importe von Stahl und Aluminium würden sich "erheblich" verteuern und so auch die Produktionskosten vieler US-Industrien steigern. Den Preisanstieg wiederum dürften US-Produzenten von Stahl und Aluminium an die heimischen Kunden weitergeben – im Ausland hingegen büßen sie an Wettbewerbsfähigkeit ein.

Deutsche Unternehmen in den USA pessimistisch

Auch deutsche Unternehmen mit Sitz in den USA blicken laut einer aktuellen Umfrage deutlich pessimistischer in die Zukunft. Nur noch 14 Prozent rechnen mit einer konjunkturellen Verbesserung in den kommenden zwölf Monaten, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) hervorgeht. Ein zentraler Grund für den Pessimismus ist den Angaben zufolge die unberechenbare US-Handelspolitik.

Im Herbst 2024 – also vor Trumps Amtsantritt im Januar – lag dieser Wert noch bei 38 Prozent. Gleichzeitig gehen 44 Prozent der mehr als 100 befragten Unternehmen aktuell von einer wirtschaftlichen Verschlechterung aus – eine Versechsfachung im Vergleich zur vorigen Erhebung (sieben Prozent).

"Was wir derzeit beobachten, ist eine regelrechte Zick-Zack-Politik der US-Regierung", sagt DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. "Das schürt Unsicherheit, hemmt Investitionen und verunsichert selbst langjährig etablierte Unternehmen." Die DIHK setzt deshalb auf die Reise von Bundeskanzler Friedrich Merz nach Washington. Dort will der CDU-Politiker am Donnerstag mit Trump zusammentreffen.

EU könnte bald Gegenzölle verkünden

Noch ist indes unklar, wie die EU reagieren wird. Die EU-Kommission zumindest sparte nach Trumps Ankündigung nicht mit scharfen Worten: Trump untergrabe mit seinen Aussagen die "anhaltenden Anstrengungen", eine Verhandlungslösung für den Handelsstreit mit den USA zu erreichen. Trumps Ankündigung bedeute für die Weltwirtschaft "zusätzliche Unsicherheit" und erhöhe die Kosten für Verbraucher "auf beiden Seiten des Atlantiks". Noch vor dem Sommer soll es eine Reaktion geben.

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Die Gespräche laufen laut jüngsten Angaben aus der EU-Kommission weiter und wurden zuletzt als "sehr konstruktiv" beschrieben. Am Mittwoch soll es ein weiteres Treffen zwischen EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič und dem US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer in Paris geben.

Sollte Trump bei den verdoppelten Zöllen bleiben, könnte die EU kurzfristig Gegenzölle verhängen. Die Mitgliedstaaten hatten bereits im April den Weg dafür freigemacht. Zusätzliche Abgaben könnten unter anderem US-Produkte wie Jeans, Motorräder, Rindfleisch oder Zitrusfrüchte treffen. Auch Maßnahmen auf Industrie- und Agrargüter wie Autos, Süßkartoffeln und Whiskey werden erwogen.

Intensivere Verhandlungen zwischen der EU und den USA laufen seit der ersten Runde der Zollankündigungen von Trump. Ursprünglich hatte die EU bereits Mitte April Gegenmaßnahmen beschlossen, sie jedoch ausgesetzt, nachdem Washington eine 90-tägige Atempause gewährt hatte. Dieses Zeitfenster soll eigentlich für Verhandlungen genutzt werden. Die EU hatte bereits mehrfach betont, dass sie entscheidende Maßnahmen gegen US-Zölle einführen wird, sollten die Verhandlungen scheitern.

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