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Reform des Dax: Das sollten Sie über den Leitindex wissen


Reform des Leitindexes
Das bedeutet die große Dax-Revolution

  • Florian Schmidt
Von Mauritius Kloft, Florian Schmidt

Aktualisiert am 03.09.2021Lesedauer: 5 Min.
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Die Kurstafel an der Frankfurter Börse: Hier wird minütlich der Dax-Kurs aktualisiert.Vergrößern des Bildes
Die Kurstafel an der Frankfurter Börse: Hier wird minütlich der Dax-Kurs aktualisiert. (Quelle: dpa-bilder)

Am Freitagabend war es soweit: Deutschlands bekanntester Aktienindex, der Dax, wird auf 40 Unternehmen aufgestockt. Warum das Ganze? Und was heißt das für Sie als Anleger?

Diese drei Buchstaben kennt jeder: Dax. Seit mehr als 30 Jahren stehen sie für Deutschlands wichtigsten Aktienindex, einer Liste der größten börsennotierten Unternehmen des Landes – von A wie Adidas bis V wie Vonovia.

Bislang waren es an der Zahl genau 30, was den Dax zu einem relativ kleinen Index macht, etwa im Vergleich zum amerikanischen S&P 500, der, nomen est omen, die Aktien von 500 US-Firmen umfasst. Das aber ändert sich jetzt, der Dax steht vor der größten Reform seiner Geschichte:

Künftig wird aus dem umgangssprachlichen "Dax 30" ein "Dax 40", während der MDax von 60 auf 50 Werte schrumpft. Am Freitag hat die Deutsche Börse als Herausgeber der Index-Familie verkündet, welche Firmen mit Wirkung zum 20. September in die neue, deutlich größere erste deutsche Börsenliga aufsteigen.

Aber warum wird der Dax neu geordnet? Was bedeutet das für Privatanleger? Und welche Firmen haben die größten Chancen, in die erste Börsenliga aufgenommen zu werden? t-online beantwortet die wichtigsten Fragen zum neuen Dax 40.

Welche Werte sind künftig im Dax vertreten?

Neu im Dax sind ab dem 20. September folgende Unternehmen:

  • Airbus
  • Brenntag
  • Hellofresh
  • Porsche Holding
  • Puma
  • Qiagen
  • Sartorius
  • Siemens Healthineers
  • Symrise
  • Zalando

Nicht in den neuen Index geschafft hat es der Konsumgüterhersteller Beiersdorf, der unlängst erst in den MDax abgestiegen war. Lesen Sie hier, was Sie über die neuen Dax-Konzernen wissen sollten.

Warum kommt es zu der Dax-Neuordnung?

Die Dax-Neuordnung war länger geplant – beschleunigt wurde sie durch den Wirecard-Skandal, der Schwächen im Regelwerk des Leitindex zutage gebracht hatte. Die Regeln wurden verschärft. So ist etwa ein Dax-Ausschluss nach Ablauf einer Warnfrist möglich, erklärt der Sprecher der Deutschen Börse, Andreas von Brevern: "Das neue Index-Regelwerk soll die Qualität im Dax erhöhen und an internationale Standards angleichen."

So sieht es auch Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzgemeinschaft Wertpapierbesitz (DSW). "Es geht darum, zu verhindern, dass reine Luftnummern es bis in den Dax schaffen", sagt er mit Blick auf Wirecard. "Bereits seit Dezember 2020 müssen potenzielle Dax-Kandidaten zwei Jahre Gewinne ausgewiesen haben." Neben klassischen Geschäftsberichten müssen sie zusätzlich von Wirtschaftsprüfern zertifizierte Quartalsmitteilungen veröffentlichen, erklärt Kurz.

Wie wirkt sich die Neuordnung aus?

Der Dax habe durch die Neuordnung mehr Gewicht, so Norbert Kuhn vom Deutschen Aktieninstitut. Oder, wie Christian Kahler, Chefanlagestratege bei der DZ Bank, es im Gespräch mit t-online ausdrückt: "Der Dax wird durch die Reform mehr durchmischt, er wird etwas spritziger. Doch der riesen Wurf ist es nicht."

Auch Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der Dekabank, sieht das so. "Der Dax wird seinen grundlegenden Charakter nicht verlieren", sagt er im Gespräch mit t-online.

Anders könnte es beim MDax laufen, dem kleinen Bruder des Dax, der sprichwörtlichen zweiten deutschen Börsenliga. "Betrachtet man allein den Börsenwert der Unternehmen, wandert rund die Hälfte des MDax in den Dax." Für diese Firmen wäre das eine gute Entwicklung, so Schallmayer. "Internationale Investoren betrachten häufig nur den Dax als Leitindex. Wenn zehn weitere Firmen jetzt in der ersten Börsenliga spielen, sind sie mehr im Fokus der Anleger."

Aber was genau heißt das für den MDax? "Der MDax als kleiner Dax-Bruder wird endlich seinem Namen als Midcap-Index gerecht", urteilt Schallmayer. Midcaps sind mittelgroße börsennotierte Unternehmen.

Ein weiterer Vorteil sei: "Die verbleibenden Titel sind eher gleichgewichtet. Denn ein Unternehmen wie Airbus mit einem Börsenwert von rund 60 Milliarden Euro verzerrte bislang den MDax stark." Der MDax gebe nun ein besseres Abbild von mittelgroßen Unternehmen, so Schallmayer.

Doch es gibt auch kritische Stimmen über die Entwicklung des MDax. "Bislang war es stets so, dass im MDax Aufsteigerfirmen waren, die sich dort entwickelt haben – und dann in den Dax wechselten", sagt Kahler. "Nun werden diese Erfolgsfirmen herausgenommen. Der MDax ist – zumindest für die nächsten 12 bis 24 Monate – der klare Verlierer der Reform." Dann werde er sich wieder erholt haben.

Wird der Dax künftig weiter wachsen?

Nein, das ist unwahrscheinlich. "Die jetzige Reform geht in die richtige Richtung. Wir werden sicher auf absehbare Zeit keinen Dax 50 sehen", sagt Joachim Schallmayer. "Das hängt aber auch mit der Unternehmensstruktur in Deutschland zusammen. Es gibt vergleichsweise wenige Aktiengesellschaften. Das liegt vor allem an der fehlenden Aktienkultur und den schlechteren Finanzierungsmöglichkeiten für Firmen."

Als Beispiel nennt er Biontech. "Dass ein Börsenaufsteiger wie Biontech, ein deutsches Unternehmen, das so vielen Menschen Hoffnung brachte, in den USA gelistet ist, ist ein ernst zu nehmendes Signal für den hiesigen Aktienmarkt", sagt Schallmayer. Anlage-Experte Kahler geht noch weiter: "Wir haben in Deutschland einen Börsenstar verschlafen."

Dass man den Dax nachhaltiger gestalten könne, halten beide Aktienmarkt-Experten nicht für nötig. "Anleger haben die breite Auswahl, wenn es um nachhaltige Aktienindizes geht. Wir brauchen keinen grünen Leitindex."

Ohnehin gelte, ergänzt Schallmayer: "Die Unternehmen richten sich mit der Zeit immer nachhaltiger aus. In ein paar Jahren ist der Dax viel grüner."

Was ändert sich für Privatanleger?

Erst einmal wenig. Denn: Der Punktestand des Dax wird nach der vollzogenen Vergrößerung am 20. September nicht sprunghaft in die Höhe schnellen, weil dann zehn Unternehmen mehr im Index gelistet sind. Im Detail jedoch kommt es darauf an, ob Sie Ihr Geld über Aktien, Fonds oder ETFs in die Dax-Werte investieren.

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Für alle, die Geld in Dax-ETFs ansparen, "bedeutet die Neuordnung, dass sich der Index erweitert und damit eher vielfältiger wird. Für sie gibt es eigentlich keinen Grund, im Depot etwas zu ändern", so Anlegerschützer Kurz. Denn der Clou bei ETFs ist ja gerade, dass ein Computeralgorithmus den Dax automatisch nachbildet und die neuen Mitglieder der Indexliste kurz nach der Anpassung von selbst aufnimmt.

Auch Anleger mit Dax-nahen, klassischen Fonds können sich entspannt zurücklehnen, sagt Norbert Kuhn vom Aktieninstitut. "Die Anpassung an die neue Dax-Ordnung wird im September vom Fondsmanager übernommen."

Orientieren Sie sich mit Einzeltiteln eng am Dax, muss Sie gegebenenfalls nachjustieren. Kuhn erklärt: "Entweder, Sie haben das Geld zur Verfügung und legen dieses in die zehn Aufsteiger an. Oder Sie müssen umschichten." Also alte Titel verkaufen und in Neulinge investieren.

"Hat man sich bisher auf den Dax konzentriert und erweitert sein Anlagespektrum jetzt um die zehn Aufsteiger, steigen die Möglichkeiten der Streuung", so Kuhns Einschätzung. Kahler ergänzt: "Anleger sollten sich internationaler aufstellen. Allein auf den Dax zu schauen reicht oftmals nicht aus."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Joachim Schallmayer
  • Gespräch mit Christian Kahler
  • Rangliste Qontigo
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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