FRANKFURT (dpa-AFX) - Für die Rally der drei einschlägigen deutschen Rüstungsaktien ist ein Ende noch nicht in Sicht. Vor allem trifft dies auf Rheinmetall und Renk zu, die am Vortag schon nach kleiner Pause wieder Rekorde erreichten und diese nun weiter toppten. Rheinmetall näherten sich bis auf vier Euro der 1.800-Euro-Marke und Renk wurden zeitweise erstmals über 65 Euro gehandelt.
In der Branchenrally gaben die Renk-Aktien am Dienstag den Takt vor mit einem Plus von zuletzt fast vier Prozent. Bei Rheinmetall reichte weniger Schwung für das Rekordniveau, denn sie standen zuletzt mit 1,5 Prozent in der Gewinnzone. Die Anteilsscheine des dritten deutschen Rüstungswerts, Hensoldt, zogen außerdem um 1,6 Prozent an, blieben damit aber noch unter ihrem im März aufgestellten Rekord.
Der Sektor profitiert ungebrochen davon, dass der Rückhalt der USA für andere Länder des Nordatlantikpakts Nato unter US-Präsident Donald Trump nachlässt, während in der Europäischen Union vor unberechenbaren Gefahren durch Russland gewarnt wird. Der russische Präsident Wladimir Putin lässt in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine bislang nicht locker. Rheinmetall hat seinen Kurs vor diesem Hintergrund in diesem Jahr bald nochmals verdreifacht. Im Vergleich mit dem Kriegsausbruch im Jahr 2022 sind sie schon rund das 19-fache wert.
Nach einem Telefonat mit Kremlchef Putin am Vortag versucht US-Präsident Donald Trump zwar etwas Hoffnung auf eine baldige Waffenruhe zu machen. Der Republikaner stellte sofortige Verhandlungen im Vatikan darüber in Aussicht. Trump betonte, eine gute Chance für ein Kriegsende zu sehen. Er würde sich nicht um eine Friedenslösung bemühen, wenn er davon nicht überzeugt wäre, so der US-Präsident.
Susannah Streeter von Hargreaves Lansdown spricht daher von "neuer Hoffnung auf einen Waffenstillstand zwischen der Ukraine und Russland", die aber vage bleibe. Analystin Chloe Lemarie von Jefferies stellte trotz der geforderten Gespräche fest, dass es in dem Prozess nach wie vor kaum Details gebe - weder einen Rahmen für eine Einigung noch einen Zeitplan. "Dies macht die Vorstellung, schnell eine gemeinsame Basis zu finden, unwahrscheinlich", schrieb sie.
Lemarie monierte auch, dass die USA wohl nicht der Forderung aus Europa nachkommen, den Druck auf Putin durch weitere Sanktionen zu erhöhen. "Die Entscheidung der USA, dem nicht zu folgen, zeigt, dass es weiterhin an einer einheitlichen Haltung zwischen den USA und Europa mangelt", schrieb sie. "Dies bestärkt uns in unserer Ansicht, dass Europa seine Souveränität möglicherweise selbst in die Hand nehmen muss."
In Europa machen sich Politiker auch schon Gedanken, wie es in der Ukraine weitergeht, wenn die Waffen schweigen. Estlands Verteidigungsminister Hanno Pevkur warnte zuletzt in einem Gespräch mit der "Bild" davor, dass ein Ende des Krieges die Gefahr für sein Land sogar erhöhen würde. Anleger glauben unter diesen Umständen, dass selbst bei einem Ende der Kampfhandlungen kein Anlass besteht, dass die Länder mit ihren Investitionen in die Verteidigung locker lassen.
Berenberg-Experte George McWhirter schrieb zuletzt zu Renk, dass Deutschland bis 2032 vom Bruttoinlandsprodukt 3,5 Prozent für Rüstung aufwenden dürfte. Die Nato hatte bis zuletzt nur 2 Prozent als Ziel gesetzt, das von vielen Ländern aber nicht erreicht wurde. Forderungen von Trump gehen mittlerweile bis in den 5-Prozent-Bereich. Der neue deutsche Außenminister Johann Wadephul (CDU) hatte sich zuletzt öffentlich hinter diese Forderung gestellt./tih/ag/men
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