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Apple läuft bei KI-Entwicklung die Zeit davon: "Enttäuschende Vorstellung"


Apple-Fans enttäuscht
Irgendwann reißt der Geduldsfaden

  • Antje Erhard
MeinungEine Kolumne von Antje Erhard

16.06.2025 - 16:03 UhrLesedauer: 4 Min.
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Apple-Chef Tim Cook: Die neuen Produktvorstellungen enttäuschten die Fans. (Quelle: Karl Mondon/imago-images-bilder)
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Apples diesjährige Entwicklerkonferenz enttäuschte. Beim Thema KI ist die Konkurrenz vorbeigezogen. Im Ranking der wertvollsten Unternehmen rutscht der Tech-Konzern auf Platz 3. Für die Aufholjagd bleibt nicht mehr viel Zeit.

Wenn Apple früher zur Entwicklerkonferenz einlud, schaute die Welt nach Kalifornien: Weltneuheiten wurden vorgestellt, wie das iPhone oder iPad. Produkte, die Maßstäbe setzten. Doch in diesem Jahr kam wenig Neues – vor allem beim Thema KI.

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Schaut man auf das Medienecho zu Apples diesjähriger Entwicklerkonferenz, ist das am häufigsten genutzte Wort: "enttäuschend". Ein Nutzer schrieb auf X: "Steve Jobs hätte sie alle gefeuert." Steve Jobs war einer der Gründer von Apple. Er starb 2011. Er erfand das iPhone, die Basis von Apples Geschäft und Erfolg bis heute.

Wer hoch bewertet ist, muss besonders liefern

Doch der Aktienkurs zeigt: In der aktuellen Höhe muss geliefert werden. Die Aktie hat in diesem Jahr 18 Prozent verloren, steht 15 Prozent unter ihrem Allzeithoch auf rund 171 Euro. Vor allem aber ist Apple nicht mehr das wertvollste Unternehmen der Welt, sondern rangiert auf Platz 3 hinter Microsoft und Nvidia. Das Thema KI hat die beiden weit nach vorn gespült. Die Frage ist daher: Kann Apple den technologischen Vorsprung von Unternehmen wie Microsoft noch aufholen – und wenn ja, wie schnell?

Betrachten wir das Ganze differenziert: Es gab tatsächlich keinen großen Wurf auf der Produktseite bei der Entwicklerkonferenz in diesem Jahr. Die letzten Produkte wie die Kamerabrille Vision Pro floppten: zu unhandlich, selbst aus Sicht von Apple-Fans zu teuer. Ein paar durchaus sinnvolle Verbesserungen betrafen eher Anwendungen. Zum Beispiel, dass man künftig mit dem KI-Chatbot ChatGPT-Fragen zu Bildschirmfotos auf dem iPhone oder iPad stellen kann. Oder dass sich künftig Nachrichten, Telefonate und FaceTime-Videokonferenzen direkt übersetzen lassen.

Eine der großen Fragen im Vorfeld der Entwicklerkonferenz war: Wann wird die Sprachassistentin Siri mehr können als jetzt? Wann wird sie wirklich eine persönliche, individuelle Unterstützung mit natürlichen Dialogen und Hilfe durch KI? Die Antwort: unbestimmt. Schätzungsweise im nächsten Jahr. Und das ist in KI-Maßstäben eine zu lange Wartezeit. Sowohl Microsofts Copilot als auch Gemini von Google gelten als deutlich besser. Siri sei einfach nicht zuverlässig genug, sagt Apple selbst.

"Wichtige Währung" Datenschutz

Apples großer Vorteil: Die Kunden sind loyal, die meisten wenig wechselwillig. Denn Apple-Produkte sind intuitiv zu nutzen und so aufeinander abgestimmt, dass ein Systemwechsel schwierig ist. Auch ist das Unternehmen für vergleichsweise guten Datenschutz bekannt. So sollen etwa KI-Funktionen möglichst direkt auf dem iPhone oder iPad ablaufen.

Wenn deren Rechenleistung dafür nicht ausreicht, soll das über eine spezielle Cloud-Infrastruktur namens Private Cloud Compute gelöst werden, die Daten verschlüsselt verarbeitet. Apple verzichtet dabei auf externe Rechenzentren und senkt damit das Risiko mangelnden Datenschutzes. Die generierten Daten aus der Cloud Compute sollen zudem nicht dauerhaft gespeichert werden. Das dürfte viele Kunden beruhigen – Datenschutz ist eine wichtige Währung.

Antje Erhard
(Quelle: Rüdiger Jürgensen)

Zur Person

Antje Erhard arbeitet seit rund 20 Jahren als Journalistin und TV-Moderatorin. Ihr Weg führte sie von der Nachrichtenagentur dpa-AFX u. a. zum ZDF. Derzeit arbeitet sie für die ARD-Finanzredaktion in Frankfurt und berichtet täglich, was in der Welt der Börse und Wirtschaft passiert.

Wie viel Zeit hat Apple noch?

Doch es bleibt das Zeitproblem, bei Produkten und KI-Lösungen aufholen zu müssen. Nun war Apple oft nicht "first mover", sondern "best mover" – setzte also Neuerungen vielleicht nicht als Erster, dafür dann aber besser um. Noch glaubt der Markt, dass Apple aufholen kann. Die meisten Analysten, 68 Prozent, haben die Aktie auf "Kaufen" eingestuft.

Das dürfte hauptsächlich an den Verkäufen des iPhones liegen. Es ist nach wie vor Apples wichtigstes Produkt. Doch die Smartphone-Konkurrenz schläft nicht. Derzeit verkauft Samsung die meisten Geräte und ist im ersten Quartal Weltmarktführer, vor Apple. Und Chinas Konkurrenz Xiaomi holt auf.

Apropos China: Das Reich der Mitte ist für Apple ein wichtiger Markt. Dort werden auch die meisten iPhones hergestellt. Zölle auf China-Importe würden Apple daher stärker als viele andere Unternehmen treffen. Seit Jahren schon verlegt der Konzern Teile der Produktion nach Indien und will dies ausweiten. Aber so etwas dauert. Doch die Zeit drängt. US-Präsident Trump drohte mit Zöllen von 145 Prozent für Tech-Produkte aus China, die aktuell ausgesetzt sind.

"Mehr als Kosmetik" beim neuen iPhone

Mit anderen Worten: Apples Geschäft hängt vom Wohl und Wehe der US-Regierung ab. Das immerhin scheint an der Börse ausreichend im Kurs berücksichtigt. Und gerade kündigte Präsident Trump eine Zoll-Lösung mit China an. Angeblich hat man sich auf 55 Prozent Zölle geeinigt, das wären "nur" 25 Prozentpunkte mehr als bisher. Mit seiner Marktmacht dürfte Apple einen Teil der Preissteigerungen an die Kunden weitergeben können.

Das nächste iPhone sollte dann aber "abliefern", denn es wird vermutlich mehr kosten als jetzt. Da reicht dann ein wenig Kosmetik nicht. Und da sind wir wieder beim Thema Künstliche Intelligenz. Siri muss endlich mehr draufhaben als den Wetterbericht. Alles in allem: Hinkt Apple bei KI hinterher? Ja. Lässt sich das aufholen? Ja. Muss das schnell gehen? Ja. Und trotzdem in gewohnter Apple-Qualität. Börsen-Gnade und Kunden-Geduld schwinden nämlich irgendwann selbst bei Apple.

Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
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