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Inflation und Energiekrise: "Kein Mieter sollte seine Wohnung aufgeben müssen"


Steigende Preise
Ein Viertel der Deutschen kann die Miete nicht mehr zahlen

Von Mauritius Kloft

Aktualisiert am 11.07.2022Lesedauer: 3 Min.
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Alte Frau: Viele Deutsche haben aktuell Sorge, die Miete nicht mehr zahlen zu können.Vergrößern des Bildes
Alte Frau: Viele Deutsche haben aktuell Sorge, die Miete nicht mehr zahlen zu können. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Lebensmittel, Tanken, Energie: Alles wird teurer. Daher wissen viele Deutsche aktuell nicht, wie sie die Miete noch bezahlen sollen.

Angesichts steigender Lebenshaltungskosten haben immer mehr Deutsche Probleme, ihre Miete oder Hypothekenzinsen zu bezahlen. Das geht aus einer Untersuchung der Direktbank ING hervor, die t-online exklusiv vorliegt.

Laut der repräsentativen Umfrage findet es knapp ein Viertel (23 Prozent) der Mieter "schwierig" oder "sehr schwierig", ihre Miete aufzubringen. Das sind mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr und der zweithöchste Wert, seit die Frage 2013 zum ersten Mal gestellt wurde. Die ING untersucht jedes Jahr, wie sich die Einstellung der Deutschen gegenüber den Wohnkosten verändert.

"Die aktuelle Entwicklung ist beunruhigend", sagt Studienautor Sebastian Franke t-online. "Vor allem jüngere Menschen, Single-Haushalte und Geringverdiener haben Sorge, ihre Miete nicht mehr zahlen zu können. Hier ist auch die Politik gefragt."

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Franke schlägt etwa "gezielte Unterstützungen" vor. "Wir brauchen jetzt keine weitere Gießkanne. Den Menschen muss passgenau geholfen werden. Kein Mieter sollte wegen der steigenden Preise seine Wohnung aufgeben müssen", sagt der Ökonom.

"Dann würden die Lebenshaltungskosten noch weiter steigen"

Zwar ziehen die Bestandsmieten im Vergleich zu Energie- oder Lebensmittelkosten langsam an. Doch: Wer einen immer größeren Anteil seines Haushaltsbudgets an Zapfsäule und Supermarktkasse lassen muss, der bekommt trotzdem eher Schwierigkeiten, seine Wohnkosten aufzubringen.

"Die Lebenshaltungskosten gehen derzeit durch die Decke. Das spüren die Deutschen deutlich – entsprechend viele Deutsche überlegen sich, ihren Konsum drastisch herunterzufahren, um die Wohnkosten zu stemmen", so der Ökonom weiter.

"Wenn sich die Lage am Energiemarkt weiter zuspitzt, würden die Lebenshaltungskosten noch weiter steigen", sagt Franke. "Nächstes Jahr werden wir voraussichtlich den höchsten Wert in der Zeitreihe sehen."

"Deutschland ist immer noch ein Mieterland"

Tatsächlich gab nur ein gutes Viertel der Mieter an, eine im Vergleich zum Einkommen niedrige Miete zu zahlen. 40 Prozent müssen hingegen zwischen einem Viertel und der Hälfte ihres Einkommens für die Miete ausgeben, 19 Prozent sogar noch mehr als das.

Beide Werte liegen deutlich höher als bei den Eigentümern. Hier gibt fast die Hälfte der Befragten mit kreditfinanziertem Eigenheim an, dass die monatliche Belastung durch die Kreditraten bei bis zu einem Viertel des Nettoeinkommens liegt. Entsprechend niedrig ist auch die Belastung für Menschen mit Wohneigentum.

Mit knapp zehn Prozent gaben zwar fast doppelt so viele Eigentümer mit Kreditfinanzierung wie vor einem Jahr an, es "schwierig" oder "eher schwierig" zu finden, die Raten des Immobiliendarlehens zu bezahlen. Allerdings ist dies immer noch der zweitniedrigste Wert der Zeitreihe.

"Deutschland ist immer noch ein Mieterland. Deswegen schlägt der hohe Wert bei den Mietern deutlich auf die Gesamtstatistik durch", sagt Franke. "Menschen mit geringem Einkommen wohnen eher zur Miete – und diese Menschen müssen natürlich einen höheren Anteil ihres Einkommens für die Lebenshaltung aufwenden. Wohneigentümer trifft die aktuelle Preisentwicklung etwas weniger."

Deutschen erwarten keine Entspannung am Immobilienmarkt

Eine baldige Entspannung der Situation am Immobilienmarkt erwartet die Mehrheit der Deutschen indes nicht. Rund drei Viertel rechnen damit, dass die Preise in ihrem Umfeld über den Zeitraum eines Jahres weiter steigen werden. Nur drei Prozent gehen von sinkenden Immobilienpreisen während der nächsten zwölf Monate aus.

Tatsächlich erwarten Experten angesichts steigender Bauzinsen, teureren Baustoffen und Lieferengpässen nach mehr als zehn Jahren eine Abschwächung des Immobilienbooms in Deutschland. Besonders wegen der steigenden Zinsen könnten sich immer mehr Leute den Kauf einer Wohnung oder eines Hauses nicht mehr leisten.

Im Zeitraum Januar bis März 2022 stiegen die Preise für Wohnimmobilien im Schnitt um 12,0 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt Ende Juni mitteilte. Damit lag die Steigerungsrate binnen eines Jahres zum vierten Mal in Folge über zehn Prozent.

Fakt ist aktuell aber noch: Nur gut ein Fünftel der Deutschen hält Wohnen hierzulande für bezahlbar. So stimmen nur 22 Prozent der Aussage zu, dass Wohnen – entweder zur Miete oder durch den Kauf einer Immobilie – für die meisten Menschen in Deutschland erschwinglich ist. 46 Prozent hingegen lehnen diese Aussage ab.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Sebastian Franke, ING
  • ING-Studie: "Mieter geraten wieder unter Druck"
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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