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Die kleinste Bank Deutschlands


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Die kleinste Bank Deutschlands

dapd, t-online, dapd

Aktualisiert am 06.01.2012Lesedauer: 3 Min.
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Im baden-württembergischen Gammesfeld steht die kleinste Bank Deutschland. Die Raiffeisenbank hat einen Vorstandsvorsitzenden, der in Personalunion auch noch den Geldschalter besetzt, sich um Überweisungen kümmert und am Ende selbst putzt. Das könnte auch der Grund dafür sein, dass Peter Breiter für einen Bankvorstand bemerkenswerte Sätze von sich gibt. "Hier wird jeder gleich behandelt, ob er jetzt einen Euro oder eine Million Euro auf dem Konto hat", sagt der 40-Jährige. "Wir streben ja nicht danach, groß zu werden."

Breiter betreibt mit seinem Institut sozusagen den Gegenentwurf zum Turbokapitalismus. Von der Mitarbeiterzahl ist es die kleinste Bank Deutschlands. Weitere Angestellte gibt es nicht, lediglich einen ehrenamtlichen Vorstand und einen Aufsichtsrat.

Nur die Einwohner können Kunden werden

Der Mann für alles lässt nur Gammesfelder als Kunden zu. Etwa 800 Kunden zählt die Bank, 310 von ihnen halten genossenschaftliche Anteile. Breiter schätzt, dass es deutschlandweit nur sechs oder sieben Banken mit einer geringeren Bilanzsumme gibt. Aber für ihn reichen die gut 24,4 Millionen Euro aus dem Jahr 2010 aus: "Wir wollen die Gammesfelder so gut es geht bedienen", sagt Breiter.

Gammesfeld ist ein kleiner Ort im Landkreis Schwäbisch-Hall, die bayerische Grenze ist fünf Kilometer entfernt, das Touristenstädtchen Rothenburg ob der Tauber in unmittelbarer Nähe. Die Raiffeisenbank in der Mitte des Ortes ist ein recht unscheinbarer Bau aus den 1960er Jahren. Und erinnert ein bisschen an ein Museum.

Die Bank aus der Vergangenheit

Neben den Bankräumen ist ein altes Warenlager, das inzwischen nicht mehr genutzt wird. Über die Laderampe erreicht der Besucher die Eingangstür zur Bank. Daneben prangt noch das alte, inzwischen bei allen anderen Instituten abgelöste Raiffeisen-Schild: zwei überkreuzte Pferdeköpfe.

Breiter arbeitet hinter einem mit grünem Kunststoff beklebten Tresen. Auf einem Tisch steht eine alte Walther-Rechenmaschine, an der die Tagesumsätze verrechnet werden. Die Überweisungen tippt er auf einer Adler-Schreibmaschine.

Ein-Mann-Bank geht eigentlich nicht

Museum auf der einen Seite - aber auch ein bisschen Punk. Der zeigt sich zumindest in der rebellischen Haltung der Bank und im Bestreben, sich nicht anzupassen. An der Wand hängt ein Kalenderblatt mit einem Brecht-Spruch: "Daß du dich wehren mußt, wenn Du nicht untergehen willst, wirst du doch einsehen."

Breiters Vorgänger Fritz Vogt hatte das in den 80er Jahren durchexerziert. Zuvor hatte die Bankenaufsicht das Vier-Augen-Prinzip bei Geschäftsleitern eingeführt - in einer Ein-Mann-Bank schlichtweg unmöglich. Vogt zog vor Gericht, behielt das Zwei-Augen-Prinzip bei und riskierte damit mehrere Jahre Gefängnis. Am Ende bekam er recht, denn die zweite Person musste nicht hauptamtlich beschäftigt sein, wie die Richter entschieden.

Traditionsbewusster Nachfolger

2008 übernahm Breiter als Nachfolger Vogts. "Mir war es wichtig, dass das, was der Fritz geleistet hat, nicht endet", sagt er. Der gelernte Bankkaufmann und gebürtige Gammesfelder wechselte von einer Bank in Rothenburg auf die Vorstandsposition der Mini-Bank. Weil er keine Qualifikation für einen solchen Posten hatte, machte er am Wochenende Schulungen und schrieb eine Studienarbeit über die Erhöhung des Gewinns der Raiffeisenbank durch Provisionserlöse.

Die darin formulierten Ideen setzte er allerdings nie um - den Punk bewahrte er sich. Bei der jährlichen Prüfung durch die Bundesbank werde regelmäßig kritisiert, dass der Gewinn der kleinen Raiffeisenbank zu gering sei - knapp 40.000 Euro im Geschäftsjahr 2010. "Aber das ist ja gewollt, wir wollen uns nicht bereichern", sagt Breiter. Er legt das Geld der Bank "ganz, ganz langweilig" als Festgeld an.

Die Bank, die als letzte umfallen will

Das bringt zwar nicht viel Gewinn, aber Sicherheit. "In der Finanzkrise haben ja alle Bankvorstände geschwitzt, ich habe da gar keine Aufregung gehabt", sagt er. Dennoch beobachtet er die Entwicklungen in der Schuldenkrise mit Sorge. "Wenn jetzt alle Banken umfallen, fallen wir auch um", sagt Breiter. Und fügt hinzu: "Aber als letztes."

Die Haltung hat ihm inzwischen deutschlandweit Berühmtheit eingebracht. "In der Finanzkrise war es brutal", erzählt Breiter. Von Hamburg bis München hätten die Leute angerufen, weil sie ihr Geld bei der Bank lassen wollten, obwohl die nicht einmal Online-Banking anbietet. Bei zwei Prozent Zinsen auf das Sparkonto und 3,5 Prozent auf einen Kredit sind die Konditionen dafür vergleichsweise gut. Breiter hat aber selbst Millionenbeträge abgelehnt. Groß werden - das will die kleine Bank ja nicht.

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