Multiple Sklerose trifft besonders junge Menschen
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Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische und unheilbare Auto-Immunerkrankung. Mit Fortschreiten der Krankheit kΓΆnnen viele Patienten schlecht laufen oder sitzen sogar im Rollstuhl. Was viele nicht wissen: MS trifft besonders hΓ€ufig junge Menschen. Meistens tritt die Krankheit im Alter zwischen 20 und 40 auf. So auch bei Fabiola S. Die Diagnose Multiple Sklerose bekam sie an ihrem 25. Geburtstag. Trotz Symptomen wie extremen GleichgewichtsstΓΆrungen, Inkontinenz, KonzentrationsstΓΆrungen und schwerer MΓΌdigkeit gibt sie nicht auf und lebt nach dem Motto: "Was bringen dir die Jahre, wenn du sie nicht lebst?"
Botox gegen Inkontinenz bei Multipler Sklerose
Trotz ihrer Erkrankung jobbt die heue 26-JΓ€hrige und versucht, stark mit der MS umzugehen. "Offiziell habe ich MS seit dem 30.07.2012, da hatte ich mein erstes MRT des SchΓ€dels, - genau an meinem 25. Geburtstag", sagt Fabiola im GesprΓ€ch mit der Deutschen Gesellschaft fΓΌr Multiple Sklerose (DMSG). "15 Herde habe ich im KΓΆrper, neun davon im RΓΌckenmark, was sich stark auf meine Blase auswirkt und auf meine Beine. Ich habe starke Blasenprobleme und eine Botox-Therapie hinter mir."
Treppen werden zu Hindernissen
Mit Hilfe von Botox kann die Harninkontinenz in Folge von Multipler Sklerose behandelt werden. Dabei wird Botox unter Vollnarkose in den Destrusormuskel der Blase gespritzt. Das Medikament schwΓ€cht den Muskel und dΓ€mmt so den hΓ€ufigen Harndrang mit kleinen Urinmengen sowie die Inkontinenz ein. Ein solcher Eingriff wirkt dann fΓΌr mehrere Monate. Eine Entlastung fΓΌr Fabiola, denn die junge Frau mΓΆchte weiter ein mΓΆglichst normales Leben fΓΌhren. "Ich studiere trotzdem noch auf Lehramt, habe zwei Jobs an Hauptschulen als FΓΆrderkraft fΓΌr Migranten und kellnere noch immer bei einer bekannten Pizza-Kette. Die Kollegen sind nett und schicken mich zum Beispiel nie auf eine Kellnerstation, wo ich viele Treppen laufen muss." Solche Wege sind fΓΌr die MS-Kranke aufgrund ihrer GleichgewichtsstΓΆrungen nur mΓΌhsam zu bewΓ€ltigen, erst recht mit Tellern und Tabletts in der Hand.
Beine sollten vor dem "Rolli" bunt sein
Fabiola akzeptiert die Multiple Sklerose als festen Teil in ihrem Leben. Deshalb hat sie ihr auch Tattoos gewidmet. "Ich habe mir die Beine tΓ€towieren lassen, weil ich sie bunt haben will, bevor ich eventuell im Rolli lande. Habe zwei Tattoos zur MS, einmal die Songzeile von der Band Aufbau West und einmal einen Anker, der fΓΌr das Ankommen steht." Ankommen bedeutet in diesem Fall: Fabiola weiΓ endlich was mit ihr los ist und hat eine Diagnose. Damals habe ihr zunΓ€chst kein Arzt geglaubt, so die Erkrankte gegenΓΌber der DMSG. Auch ein Tattoo mit dem Schriftzug: "Der Sinn des Lebens: Leben!" gehΓΆrt zu der KΓΆrperkunst an ihren Beinen.
Phasen mit Inkontinenz und lΓ€hmender MΓΌdigkeit
Die chronische Erkrankung zu akzeptieren, ist ein langer Prozess. "Ich versuche mein Leben weiterhin normal zu gestalten und bin positiver geworden. Ich versuche, jedes Erlebnis mitzunehmen, obwohl ich Phasen habe, wo ich absolut inkontinent bin und auch so starke KonzentrationsstΓΆrungen habe, dass ich 16 Stunden am StΓΌck schlafen muss. Diese MS-Phasen bewΓ€ltige ich aber alleine, da ich einfach normal leben mΓΆchte und nicht immer bemitleidet werden will."