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Konflikt zwischen Israel und Iran: Droht im Nahen Osten der nächste Krieg?


Konflikt mit Iran: Droht da der nächste Krieg?


Aktualisiert am 31.01.2023Lesedauer: 4 Min.
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Artillerie-Geschütze in Israel: Vor wenigen Tagen haben Israel und die USA in der Region ein Großmanöver durchgeführt.Vergrößern des Bildes
Artillerie-Geschütze in Israel: Vor wenigen Tagen haben Israel und die USA in der Region ein Großmanöver durchgeführt. (Quelle: US Central Command)

Israel und Iran befinden sich in einem Schattenkrieg. Lange fand der Konflikt wenig Beachtung – doch jetzt könnte er eskalieren. Das steckt dahinter.

Atomdrohungen, Mordanschläge, Cyberattacken: Israel und Iran sind seit Jahrzehnten Erzfeinde. Jetzt sorgt ein Drohnenangriff auf eine militärische Anlage im Iran für eine erneute Eskalation. Was steckt hinter dem Zwist im Nahen Osten – und inwieweit sind westliche Staaten involviert? t-online beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was genau ist im Iran gerade passiert?

Für die jüngste Eskalation im Konflikt zwischen Israel und dem Iran ist ein Drohnenangriff verantwortlich: Am Wochenende berichtete Irans staatliche Nachrichtenagentur Irna von einem entsprechenden Vorfall in einer Munitionsfabrik des Verteidigungsministeriums nahe der Metropole Isfahan.

Nach Angaben des iranischen Verteidigungsministeriums handelte es sich dabei um einen militärischen Angriff. Drei der Drohnen seien von der iranischen Flugabwehr zerstört worden. Mehr dazu lesen Sie hier.

Das amerikanische "Wall Street Journal" berichtete am Sonntag unter Berufung auf mit der Operation vertraute Personen, dass Israel hinter den Angriffen stehe. Eine Stellungnahme lehnte Israel bisher ab. Nun will die iranische Regierung ein Expertenteam in die Stadt Isfahan schicken, um die Hintergründe der Angriffe zu untersuchen. Neben Militärexperten sollen demnach auch Abgeordnete des Sicherheitsausschusses an den Untersuchungen teilnehmen und danach mitteilen, welche Konsequenzen die politische Führung daraus ziehen soll.

Was steckt überhaupt hinter dem Konflikt zwischen Iran und Israel?

Israel gilt seit der Islamischen Revolution im Iran 1979 als Erzfeind des Landes – und umgekehrt. Dem iranisch-deutschen Schriftsteller und Journalisten Bahman Nirumand zufolge habe der Iran damals die diplomatischen Beziehungen zu Tel Aviv abgebrochen, weil die neuen Machthaber Israel als eine Besatzungsmacht betrachteten, die ungeachtet des internationalen Rechts die Palästinenser aus ihrer Heimat vertrieben hätten.

Obwohl beide Länder keine gemeinsame Grenze haben, halten die Spannungen bis heute an: "Es ist ein Schattenkrieg, der zwischen den beiden Ländern stattfindet", sagt der Nahost-Experte Eckart Woertz im Gespräch mit t-online.

Was den Konflikt in diesen Tagen befeuert: Israels Angst vor einer nuklearen Bewaffnung des Iran. Als Reaktion auf eine "existenzielle Bedrohung" schreckte Israel auch nicht davor zurück, dem Iran indirekt mit einem Angriff auf Atomanlagen zu drohen.

Immer wieder Zwischenfälle

Die Drohnenattacke nahe Isfahan ist nicht der erste Angriff: In den vergangenen Jahren hatte Teheran Israel mehrere verdeckte Aktionen auf iranischem Boden vorgeworfen, darunter die Tötung des Wissenschaftlers Mohsen Fachrisadeh.

Der Kernphysiker war im November 2020 bei einem Attentat auf sein Auto nahe Teheran getötet worden. Die USA hatten Fachrisadeh wegen seiner Rolle im iranischen Atomprogramm mit Sanktionen belegt. Israel hat sich in der Vergangenheit nicht zu konkreten Einzelfällen geäußert.

Immer wieder berichten iranische Staatsmedien über Festnahmen, Verhaftungen und auch Hinrichtungen von iranischen Agenten, die angeblich für den israelischen Geheimdienst Mossad oder den US-Geheimdienst CIA gearbeitet haben. Die iranischen Angaben lassen sich jedoch nicht unabhängig überprüfen.

Wie groß ist das Risiko, dass der Konflikt jetzt eskaliert?

Der jüngste Drohnenangriff lasse sich durchaus als eine Eskalation in dem bestehenden Konflikt betrachten. So jedenfalls sieht es Experte Eckart Woertz im Gespräch mit t-online. Grund dafür sei aber weniger der Angriff selbst als vielmehr der Zeitpunkt: "Die Attacke fand während umfangreicher US-israelischer Manöver statt, das Wiener Nuklearabkommen (JCPoA) ist tot und Iran auf dem Weg zum nuklearen Schwellenstaat."

Die Verhandlungen über das internationale Atomabkommen mit dem Iran sind seit Monaten festgefahren. Die 2015 beschlossene Vereinbarung sollte das iranische Nuklearprogramm begrenzen und sicherstellen, dass das Land keine Atomwaffen baut. Ausgehandelt hatten es die USA, China, Russland, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und der Iran. 2018 kündigten die USA unter Ex-Präsident Donald Trump das Abkommen auf. Seither hat der Iran seine Verpflichtungen schrittweise zurückgenommen.

Ob derzeit wirklich das Risiko für einen Krieg besteht, lässt sich Experten zufolge nicht eindeutig sagen. Fest steht aber: Beide Länder sind schwer bewaffnet. Israel ist selbst Atommacht und verfügt über 90 nukleare Sprengköpfe. Der Iran hat derzeit zwar noch keine Atombombe, aber verfügt über deutlich mehr militärisches Personal.

EU-Sanktionen verschärfen Spannungen

Der Westen könnte zwar versuchen, den Konflikt zu deeskalieren. Allerdings könnten die jüngsten Sanktionen der Europäischen Union gegen den Iran sogar eher das Gegenteil bewirken. Denn dadurch, dass der Westen ein deutliches Zeichen gegen die Hinrichtungen des Mullah-Regimes setzt, verhärten sich die Fronten im Nahen Osten weiter.

Zudem verlangte auch Israels Präsident Izchak Herzog von der Nato ein entschlosseneres Handeln gegen den Iran. "Die Nato muss aufs Schärfste gegen das iranische Regime vorgehen – auch durch wirtschaftliche, rechtliche und politische Sanktionen sowie durch glaubwürdige militärische Abschreckung", sagte Herzog am Donnerstag bei einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel. Dies sei wichtig für die Stabilität des Nahen Ostens, für Europa und die Welt.

Herzog zufolge soll in einigen Monaten ein neues Kooperationsabkommen zwischen Israel und der Nato unterzeichnet werden. Israel setze sich für den Ausbau und die Vertiefung der strategischen Beziehungen zum westlichen Militärbündnis ein.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit dem Nahost-Experten Prof. Dr. Eckart Woertz am 30.01.2023
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters
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