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Coronavirus in den USA – New York ist neues Epizentrum: "Schlimmste kommt noch"


Coronavirus-Krise
New York ist das neue Epizentrum: "Das Schlimmste kommt noch"


Aktualisiert am 24.03.2020Lesedauer: 3 Min.
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Times Square am Montag: Die Touristen-Hotspots sind größtenteils leer.Vergrößern des Bildes
Times Square am Montag: Die Touristen-Hotspots sind größtenteils leer. (Quelle: Carlo Allegri/reuters)

Die Corona-Fälle in den USA nehmen stark zu – besonders New York ist betroffen. Die Verantwortlichen richten eindringliche Appelle an die Bürger und an Präsident Trump.

Der New Yorker Bürgermeister tritt jetzt Tag für Tag im Fernsehsender CNN auf, um der Nation klarzumachen, wie sehr sich die Lage in seiner Metropole zugespitzt hat. Am Montag formulierte Bill de Blasio es so: Wenn seine Krankenhäuser in dieser Woche keine zusätzlichen Beatmungsgeräte bekämen, "dann werden wir Leben verlieren".

Die Kapazitäten New Yorks sind bald erschöpft, weiß der Bürgermeister. In der Neun-Millionen-Metropole verbreitet sich das Coronavirus rasant. Am Montagnachmittag (Ortszeit) waren bereits über 12.000 Fälle nachgewiesen – Dunkelziffer unbekannt.

Die Coronavirus-Krise weitet sich in den USA in hoher Geschwindigkeit aus. Rund 100 Millionen Amerikaner leben nun unter einer mehr oder weniger strikten Form von Ausgangssperre. Nach China und Italien haben die Amerikaner die drittmeisten Fälle zu beklagen. Die drei Bundesstaaten, die am heftigsten betroffen sind, sind der Staat Washington und Kalifornien an der Westküste und in erster Linie New York an der Ostküste.

Zehntausende Betten fehlen

Jeder zweite der nachgewiesen infizierten Amerikaner lebt im Bundesstaat New York. Dort sind bereits 115 Einwohner an der Krankheit Covid-19 gestorben. Die Krankenversorgung steht laut den Aussagen der Verantwortlichen vor der Überforderung. New York City ist die am dichtesten besiedelte Stadt der Vereinigten Staaten – das begünstigt offensichtlich die Ausbreitung des Coronavirus. An einem üblichen Tag benutzen fünf Millionen Passagiere die U-Bahn.

Tag um Tag richten nun der Gouverneur des Bundesstaats sowie der Bürgermeister von New York City eindringliche Appelle an ihre Bürger – aber auch an die Bundesebene, ihnen endlich Hilfe zu schicken.

Gouverneur Andrew Cuomo warnte in seiner täglichen Krisen-Pressekonferenz vor einer "Welle", die auf das Gesundheitssystem zurolle und bald "brechen" werde. Cuomo schlägt seit Wochen Alarm. Anders als US-Präsident Donald Trump redete der Demokrat das Ausmaß der Krise zu keinem Zeitpunkt klein. Laut Cuomo fehlen in New York Zehntausende Betten. Außerdem herrscht ein Mangel an Schutzkleidung und Masken.

Cuomo ordnete die Krankenhäuser an, ihre Bettenkapazitäten um mindestens 50 Prozent zu steigern. Auf einen Aufruf an pensionierte Ärzte und Pfleger, in den Dienst zurückzukehren, habe er 30.000 Rückmeldungen bekommen. Erste Hilfe vom Bund kommt: Im Javits-Konferenzzentrum in Manhattan wird mithilfe des Katastrophenschutzes Fema ein Notkrankenhaus aufgebaut. 2.000 Betten sollen dort zukünftig bereitstehen.

"Unsensibel, arrogant, selbstzerstörerisch"

Die US-Marine wird ihr Krankenschiff Comfort, das ebenfalls über 1.000 Betten verfügt, entsenden – es dürfte allerdings noch Wochen dauern, bis es einsatzbereit im New Yorker Hafen ankommt.

Doch all das könnte nicht reichen. Am vergangenen Dienstag hatte Coumo gesagt, sein Staat benötige zehn Mal so viele Betten auf Intensivstationen wie es derzeit gebe.

Am Montag kritisierte Cuomo heftig jene Bewohner der Metropole, die weitreichende Ausgangssperren missachteten. "Das ist unsensibel, arrogant, selbstzerstörerisch und respektlos gegenüber anderen", sagte er, "und es muss aufhören." Er macht seit Langem Druck auf seinen Parteifreund, den Bürgermeister de Blasio, härtere Maßnahmen zu ergreifen.

Interessieren Sie sich für US-Politik? Unser Washington-Korrespondent Fabian Reinbold schreibt über seine Arbeit im Weißen Haus und seine Eindrücke aus den USA unter Donald Trump einen Newsletter. die dann einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

"Wir sind jetzt das Epizentrum"

Bilder von verlassenen Sehenswürdigkeiten wie dem Times Square machen seit Tagen die Runde. Die Touristen sind verschwunden. Auch die Schulen sind dicht. Doch am Wochenende waren auch zahlreiche New Yorker Bürger in Gruppen unterwegs. Spielplätze und Parks sind nach wie vor geöffnet.

Seit Sonntagabend sind in New York alle "nicht notwendigen" Geschäfte und Firmen geschlossen, Ausnahmen gibt es für Apotheken, Supermärkte, Autowerkstätten. Auch in Gefängnissen mehren sich Berichte über Infizierte – betroffen ist auch der wegen sexueller Übergriffe verurteile Ex-Hollywood-Mogul Harvey Weinstein.

De Blasio schlägt nun einen ähnlichen Ton wie Cuomo an: "Wir sind in New York City jetzt das Epizentrum der Krise in den Vereinigten Staaten." Er warnte vor einer Zuspitzung der Lage. "Das Schlimmste kommt noch. Der April wird viel schlimmer als der März. Und ich fürchte, der Mai könnte schlimmer werden als der April."

De Blasio greift immer wieder US-Präsident Trump, der bis vor Kurzem in New York gelebt hat, für dessen ausgebliebene Hilfeleistung an. Trump "rühre keinen Finger für seine Heimatstadt", klagte der Bürgermeister zuletzt am Sonntag im Fernsehen.

De Blasio und Cuomo wollen trotz ihrer Konflikte dieselben Dinge von der Bundesregierung: Trump soll den großflächigen Einsatz des Militärs anordnen, damit Soldaten die Krankenhäuser entlasten. Außerdem soll der Präsident ein Gesetz anwenden, mit dem die Bundesregierung Firmen zwingen kann, Beatmungsgeräte, Masken und anderes medizinisches Material zu Festpreisen zu produzieren.

"Wenn der Präsident nicht handelt", so de Blasio, "werden Menschen sterben, die sonst hätten überleben können."

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