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Briten und Russen zoffen sich bei Skripal-Sondersitzung


"Perverser Vorschlag"
Briten und Russen zoffen sich bei Skripal-Sondersitzung

dpa, Annette Birschel

Aktualisiert am 04.04.2018Lesedauer: 3 Min.
Mitglieder einer Spezialeinheit des britischen Militärs untersuchen den Tatort, an dem der russische Ex-Agent Sergei Skripal und seine Tochter vergiftet wurden.Vergrößern des BildesMitglieder einer Spezialeinheit des britischen Militärs untersuchen den Tatort, an dem der russische Ex-Agent Sergei Skripal und seine Tochter vergiftet wurden. (Quelle: Andrew Matthews/dpa-bilder)
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Eigentlich sollten sie helfen. Hinter verschlossenen Türen diskutieren die Waffenexperten des OPCW mit Großbritannien und Russland über den Skripal-Fall – doch die Diplomaten gehen aufeinander los.

Bei ihrer ersten direkten Konfrontation im Fall des Nervengiftanschlags auf den früheren Doppelspion Sergei Skripal sind Großbritannien und Russland heftig aneinandergeraten. Der Streit stand am Mittwoch im Mittelpunkt einer Sondersitzung des Exekutivrats der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) in Den Haag, die Russland beantragt hatte.

Großbritannien beharrte auf seiner Einschätzung, dass Moskau für die Attacke verantwortlich sei, und bezeichnete den Vorschlag Russlands zu gemeinsamen Ermittlungen als "pervers". Das sei ein Ablenkungsmanöver Moskaus, um Fragen auszuweichen, schrieb die britische OPCW-Delegation auf Twitter. Die EU-Staaten wiesen Vorhaltungen Russlands gegen den Westen als "total unakzeptabel" zurück.

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Der frühere russische Doppelagent Skripal war am 4. März zusammen mit seiner Tochter Julia im südenglischen Salisbury vergiftet worden. Der 66-Jährige befindet sich in einem kritischen Zustand, seiner 33 Jahre alten Tochter geht es besser. Moskau weist die Vorwürfe des Westens vehement zurück und will an den Ermittlungen beteiligt werden.

Vertreter westlicher Staaten unterstrichen in Den Haag ihre Unterstützung für Großbritannien. "Die EU weist Unterstellungen Russlands gegen Mitgliedstaaten zurück", twitterte die kanadische Botschafterin Sabine Nolke aus der Sitzung, für die auf Antrag von Russland strengste Geheimhaltung galt.

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Dagegen wollten nach Angaben russischer Diplomaten 14 Mitglieder des OPCW-Rates Moskaus Position unterstützen. Dem Exekutivrat gehören Diplomaten aus 41 Staaten an, darunter Großbritannien, Russland, die USA und auch Deutschland.

Skripal-Fall löste schwere diplomatische Krise aus

Der Streit zwischen Moskau und London hat eine schwere diplomatische Krise ausgelöst. Rund 25 westliche Staaten und die Nato wiesen als Reaktion auf den Anschlag etwa 150 russische Diplomaten aus, Moskau verwies im Gegenzug genauso viele westliche Diplomaten des Landes.

Am Mittwoch informierten die russischen Behörden die belgische Botschaft in Moskau, dass ein belgischer Diplomat das Land verlassen müsse. Das bestätigte ein Sprecher des belgischen Außenministerium in Brüssel. Auch ein Mitarbeiter der ungarischen Botschaft in Moskau wurde ausgewiesen, wie das russische Außenministerium mitteilte.

Trotz fehlender Beweise hält die Bundesregierung an dem Verdacht fest, dass Russland vermutlich hinter dem Attentat auf den Ex-Doppelagenten Skripal steckt. Die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer sagte in Berlin, Deutschland teile die Einschätzung Großbritanniens, dass es eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine Verantwortung Russlands gebe.

Kurz vor der mit Spannung erwarteten Sitzung des OPCW-Exekutivrates hatte der russische Präsident Wladimir Putin noch die Hoffnung auf eine schnelle Lösung geäußert. "Ich hoffe, dass bei dieser Diskussion ein endgültiger Strich darunter gezogen wird", sagte Putin bei einem Besuch in der Türkei am Dienstag. "Wir sind an einer vollwertigen Aufklärung interessiert."

"Westen ist bereit, einen neuen Eisernen Vorhang zu errichten"

In Moskau warnte der russische Auslandsgeheimdienst SWR den Westen vor einer Rückkehr in den Kalten Krieg. "Aus Furcht vor Veränderungen ist der Westen bereit, um sich herum einen neuen Eisernen Vorhang zu errichten", sagte SWR-Chef Sergei Naryschkin. Er nannte die Vorwürfe Großbritanniens eine "groteske Provokation, grob fabriziert von den britischen und amerikanischen Geheimdiensten".

Großbritannien hat bisher keinen Beweis vorlegen können, dass der bei dem Anschlag eingesetzte Stoff tatsächlich aus Russland stammt. Russland bestreitet das. Auch ein britisches Militärlabor hatte am Dienstag mitgeteilt, dass es den Ursprung des Giftes nicht beweisen könne. Die Experten sagten aber, dass ein staatlicher Akteur hinter dem Gift stecken müsse, weil es so schwierig herzustellen sei. Es handele sich um den Kampfstoff Nowitschok. Der war in der früheren Sowjetunion entwickelt worden.

Auch Experten der OPCW hatten Proben des Stoffes sowie Blutproben der Opfer in internationalen Labors untersucht. Die Organisation will ihre Ergebnisse in der kommenden Woche bekannt machen. Ein Bericht werde dann Großbritannien übergeben, teilte die OPCW bei der Sondersitzung mit. Großbritannien hatte bereits angekündigt, dass der Bericht auch anderen Vertragsstaaten zur Verfügung gestellt werden soll.

Verwendete Quellen
  • dpa
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