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Nach Angriffen in Israel und Gaza: Hamas verkündet Waffenruhe


Nach gegenseitigen Angriffen
Hamas verkündet Waffenruhe mit Israel

Von rtr, dpa
Aktualisiert am 25.03.2019Lesedauer: 5 Min.
Explosionen in Gaza: Nach gegenseitigen Angriffen hat die Hamas eins Waffenruhe mit Israel verkündet. Israel äußerte sich zunächst nicht dazu.Vergrößern des BildesExplosionen in Gaza: Nach gegenseitigen Angriffen hat die Hamas eins Waffenruhe mit Israel verkündet. Israel äußerte sich zunächst nicht dazu. (Quelle: ap-bilder)
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Eine Rakete aus Gaza trifft ein Haus in der Nähe von Tel Aviv. Israels Luftwaffe bombardiert daraufhin Gaza-Ziele. Nun hat die Hamas eine Waffenruhe verkündet, Israel schweigt.

Isarel und die radikal-islamische Hamas haben sich am Montag nach Informationen aus Palästinenser-Kreisen auf einen Waffenstillstand geeinigt. Vermittelt worden sei die Vereinbarung von Ägypten, sagte ein Palästinenser-Vertreter. Zuvor hatte Israel nach einem Raketeneinschlag im Großraum Tel Aviv Vergeltungsangriffe im Gazastreifen gestartet. Dort seien Ziele der Hamas ins Visier genommen worden, teilte das israelische Militär mit. Die Militärführung hatte die Miliz zuvor für den Raketenangriff nördlich von Tel Aviv verantwortlich gemacht. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu betonte bei einem Besuch in Washington, Israel werde keine Angriffe auf sein Staatsgebiet dulden.

Die Vereinbarung zur Waffenruhe sei um 22 Uhr Ortszeit (21.00 MEZ) in Kraft getreten, sagte der Palästinenser-Vertreter weiter. Auch Hamas-TV berichtete von einer Einigung auf einen Waffenstillstand. Nur eine Stunde später heulten allerdings Luftschutzsirenen in Städten im Süden Israels auf. Zunächt gab es dazu keine weiteren Informationen.

Zuvor war es im Gazastreifen zu Dutzenden Explosionen gekommen. Die Sirenen von Krankenwagen waren zu hören. Bei der ersten Welle von Vergeltungsschlägen Israels seien fünf Palästinenser verletzt worden, teilten die Gesundheitsbehörden in Gaza mit. Aus Sicherheitskreisen der Palästinenser und von Hamas-Medien verlautete, eine Hamas-Einrichtung nahe Gaza-Stadt sowie ein Trainingslager im Norden des Gazastreifens seien getroffen worden. Zu den ersten Zielen gehörte auch das Büro von Hamas-Chef Ismail Hanija. Er dürfte allerdings nicht mehr dort gewesen sein. Es galt als wahrscheinlich, dass die in dem Küstenstreifen am Mittelmeer herrschende Hamas vorgewarnt war und ihre Einrichtungen vor den Angriffen evakuierte.

Angst vor Eskalation

Zuvor hatte ein palästinensischer Raketenangriff auf ein Haus nordöstlich von Tel Aviv die Sorge vor einer neuen Eskalation der Gewalt bis hin zu einem neuen Gaza-Krieg geschürt. Israel machte die im Gazastreifen herrschende Hamas am Montag verantwortlich für den Angriff, bei dem auch kleine Kinder verletzt wurden. Die israelische Luftwaffe bombardierte als Reaktion zahlreiche Ziele im Gazastreifen.

Einwohner des Küstenstreifens berichteten von lauten Explosionen. Nach Angaben der Hamas wurden zunächst zwei militärische Trainingslager im Norden des Gazastreifens getroffen.

Die Armee hatte zuvor die Verlegung weiterer Truppen in die Nähe des Palästinensergebiets am Mittelmeer angekündigt. Israels Armee sperrte am Montag Gebiete am Rande des Gazastreifens. Nach Medienberichten wurde die Raketenabwehr landesweit verstärkt und in vielen Städten Luftschutzräume geöffnet. Militante Palästinensergruppierungen drohten mit einer harten Gegenreaktion.

In Israel stehen im April Parlamentswahlen an

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu will wegen der Eskalation seine US-Reise abkürzen und direkt nach seinem Treffen mit US-Präsident Donald Trump zurückkehren. "Es gab hier einen bösartigen Angriff auf den Staat Israel, und wir werden mit Nachdruck reagieren", sagte er. Der Angriff erfolgte inmitten des Wahlkampfes vor der israelischen Parlamentswahl am 9. April.

In Israel richtete die aus Rafah im südlichen Gazastreifen abgefeuerte Rakete erheblichen Schaden an. Das Geschoss habe das Haus in der Gemeinschaftssiedlung Mischmeret direkt getroffen, sagte die Armeesprecherin. Nach Angaben von Sanitätern wurden sieben Menschen verletzt. Darunter waren auch drei Kinder – ein Baby, ein dreijähriges Kleinkind und eine Zwölfjährige. Das Gebäude wurde bei dem Einschlag weitgehend zerstört.

Der Familienvater erzählte dem israelischen Fernsehen, die Familie sei nach dem Heulen der Alarmsirenen in einen Luftschutzraum gerannt. Nicht alle hätten es jedoch bis zum Einschlag geschafft. "Wir stehen alle unter Schock."

Bundesregierung appelliert an Konfliktparteien

Die Bundesregierung verurteilte den Angriff aufs Schärfste. "Angesichts der aktuellen Eskalation ist es essenziell, dass nun von allen Zurückhaltung geübt wird und die Gewalt endet", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts.

Israelische Politiker des rechten Lagers und der Opposition kritisierten, Netanjahu gehe nicht hart genug gegen die Hamas vor. Energieminister Juval Steinitz, Mitglied von Netanjahus Sicherheitskabinett, sagte der Nachrichtenseite "ynet": "Es kann sein, dass die Hamas die Rakete absichtlich geschossen hat, um Regierungschef Netanjahu vor den Wahlen bloßzustellen."

Die Partei Die Neue Rechte warf Netanjahu nach dem Raketenangriff eine Beschwichtigungspolitik im Gaza-Konflikt vor: "Man muss ehrlich sagen: Netanjahu ist gegenüber der Hamas gescheitert."

Nach dem neuen Raketenangriff aus dem Gazastreifen wollte Israel zwei Brigaden – Infanterie und Panzer – in die Nähe des Palästinensergebiets verlegen. Außerdem solle eine begrenzte Anzahl von Reservisten in verschiedenen Einheiten für spezifische Aufgaben einberufen werden, sagte eine Armeesprecherin. Es handele sich um eine von der Hamas selbst hergestellte Rakete. Sie habe eine Reichweite von rund 120 Kilometern – das ist etwas weniger als die Entfernung von Berlin nach Magdeburg.

Proteste gegen Lebensbedingungen im Gazastreifen

Israel ordnete nach dem neuen Raketenangriff die Schließung der Grenzübergänge in den Gazastreifen und die Einschränkung der Fischereizone vor der Küste an.

Mischmeret liegt rund 30 Kilometer nordöstlich der Küstenmetropole Tel Aviv. Zuletzt war während des Gaza-Kriegs 2014 eine Rakete so weit nördlich eingeschlagen. Das Geschoss schlug damals in der Küstenstadt Chadera ein, rund 120 Kilometer nördlich vom Gazastreifen. Am 14. März hatte es den ersten palästinensischen Raketenangriff auf Tel Aviv seit 2014 gegeben. Daraufhin hatte Israels Luftwaffe rund 100 Ziele in dem Palästinensergebiet am Mittelmeer bombardiert. Damals hieß es, die beiden Geschosse seien versehentlich abgefeuert worden.

Eine entscheidende Frage ist, was die Hamas zu dem Angriff motiviert haben könnte. Die radikalislamische Organisation stand zuletzt auch intern stark unter Druck. Es kam zu Straßenprotesten gegen die harten Lebensumstände im Gazastreifen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte, die Hamas-Polizei sei brutal gegen die Demonstranten vorgegangen. Mehr als 1000 Menschen seien in diesem Monat festgenommen worden. Die Proteste richteten sich unter anderem gegen Steuern, die Hamas erhebt, etwa auf Zigaretten und Lebensmittel. In dem Küstenstreifen leben rund zwei Millionen Menschen unter schwierigen Bedingungen. Es mangelt unter anderem an Trinkwasser und Strom.

Hat die Hamas ein Interesse an einem Krieg mit Israel?

Der frühere US-Botschafter in Israel, Dan Shapiro, schrieb bei Twitter, Hamas könnte eine neue Eskalation herbeiführen, um von den internen Protesten abzulenken. "Wie könnten sie ihre Öffentlichkeit besser ablenken, ihre Wut weg von der Hamas und in Richtung Israel lenken, als eine harte israelische Reaktion zu provozieren?"

Der palästinensische Politik-Experte Mustafa al-Sawaf in Gaza sagte: "Die Straßenproteste zeigen den Ernst der Lage im Gazastreifen, dass die Spannungen wegen der harten Bedingungen jederzeit explodieren könnten." Die Hamas habe aber nach seiner Einschätzung kein Interesse an einem neuen Krieg mit Israel.

Bei Konfrontationen an der Gaza-Grenze, die seit einem Jahr andauern, sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza mehr als 260 Palästinenser von israelischen Soldaten getötet und Tausende verletzt worden. Am ersten Jahrestag der Proteste, dem 30. März, wird mit neuen Großkundgebungen gerechnet. Die Demonstranten fordern unter anderem ein Ende der 2006 verhängten Blockade des Gazastreifens, die Israel und Ägypten mit Sicherheitsinteressen rechtfertigen.


Die Hamas wird von der EU, Israel und den USA als Terrororganisation eingestuft.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen Reuters, dpa
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