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Ukraine-Krieg: Wie gut ist Deutschland auf eine Eskalation vorbereitet?


Putins Streitkräfte in Alarmbereitschaft
Droht uns jetzt der Dritte Weltkrieg?

Von t-online, TiK

Aktualisiert am 01.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Russische Panzer: Der Kreml hat einen breit angelegten Angriff auf Ziele in der ganzen Ukraine begonnen.Vergrößern des BildesRussische Panzer: Der Kreml hat einen breit angelegten Angriff auf Ziele in der ganzen Ukraine begonnen. (Quelle: ITAR-TASS/imago-images-bilder)
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Bislang beschränkt sich der russische Angriff auf die Ukraine, aber Kremlchef Putin droht auch anderen Ländern. Welche Folgen hätte eine Eskalation des Konflikts für Deutschland? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Wladimir Putin klang deutlich. Sehr deutlich. In seiner Ansprache zum Angriff auf die Ukraine warnte er andere Länder, dass jeder Versuch einer Einmischung zu "Konsequenzen führen würde, die Sie noch nie gesehen haben". Es klang wie eine indirekte Drohung mit Atomwaffen.

Am Sonntag ließ Putin dann die russischen Streitkräfte in Alarmbereitschaft versetzen. Das betrifft auch jene Einheiten, die über atomare Waffen verfügen. Die kaum verklausulierte Botschaft an die Nato lautete: Haltet euch da raus, das ist unser Krieg.

Doch wie weit wird Putin gehen? Weitet sich der Krieg aus? Und was heißt das für Deutschland? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

1. Was bedeutet der Krieg für Deutschland?

Zunächst, dass in Europa wieder eine militärische Auseinandersetzung stattfindet, nur rund 1.200 Kilometer von Berlin entfernt. Die Ukraine ist jedoch kein Nato-Mitglied, deshalb hat sie keinen Anspruch auf militärischen Beistand von Deutschland und anderen Nato-Staaten.

Kanzler Olaf Scholz (SPD) sagte am Donnerstag: "Deutschland verurteilt diesen rücksichtslosen Akt von Präsident Putin aufs Schärfste." Man werde sich im Rahmen der G7-Staaten, der Nato und der EU "eng absprechen". In einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj habe Scholz die "volle Solidarität Deutschlands zu dieser schweren Stunde" zugesichert, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit mit.

Einerseits will Deutschland nicht in eine militärische Auseinandersetzung hineingezogen werden, andererseits will es die Ukraine nicht im Stich lassen. Zusätzlich zum Stopp der Gaspipeline Nord Stream 2 wurden nun deutlich weitergehende Sanktionen gegen Russland verhängt: Vor allem der nun beschlossene Rauswurf russischer Banken aus dem internationalen Überweisungssystem Swift gilt als scharfes Schwert. Zuvor drohte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) Moskau mit "schweren politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen".

2. Wird es einen Dritten Weltkrieg geben?

Das ist derzeit sehr unwahrscheinlich. Solange Putin kein Nato-Mitglied attackiert, bleibt es ein regionaler Konflikt. Die Frage ist allerdings, wie rational der russische Präsident agiert. Beobachtern zufolge berät er sich nur noch im engsten Kreis, Widerspruch duldet er nicht. Sollte er seinen Blick auch auf das Baltikum richten, könnte es im schlimmsten Fall einen Flächenbrand geben.

Ob dann ein Dritter Weltkrieg droht, ist allerdings eine andere Frage. Vor einer solchen Eskalation sind die USA und die Sowjetunion selbst zu den schlimmsten Zeiten des Kalten Krieges zurückgeschreckt. Sollte Putin dennoch ein Nato-Mitglied angreifen, hätte er eine Übermacht von 30 Nato-Staaten gegen sich – dagegen wäre Russland militärisch hoffnungslos unterlegen. Allzu viele Verbündete hätte Russland in diesem Fall wohl auch nicht. Dass sich China, das noch immer stark von Exporten in den Westen abhängt, auf die Seite Moskaus schlagen würde, ist zweifelhaft.

3. Könnte Deutschland die Wehrpflicht wieder einführen?

In Deutschland ist die Wehrpflicht seit Jahren ausgesetzt, der Bundestag könnte sie aber wieder einführen. Allerdings sind die Hürden dafür hoch.

Im Grundgesetz ist der sogenannte "Verteidigungsfall" aufgeführt, der eine mögliche Voraussetzung für die Wiedereinführung wäre. Auch die Vorstufe einer möglichen "Spannung" könnte den Weg bereits ebnen. Doch beide Fälle sind seit dem Zweiten Weltkrieg nicht eingetreten. Da derzeit weder Deutschland noch einer seiner Bündnispartner bedroht wird, ist die Wiedereinführung der Wehrpflicht derzeit unwahrscheinlich.

4. Wie gut ist Deutschland auf einen Krieg vorbereitet?

An der Bundeswehr wurde über Jahrzehnte gespart. auch weil nach der Wiedervereinigung der Glaube an einen dauerhaften Frieden in Europa groß war – und man auf die Nato-Sicherheitsgarantie bauen konnte. Ausgerechnet Russland führte jedoch einen Kurswechsel herbei. Seit der Krim-Annexion 2014 stieg der deutsche Verteidigungsetat deutlich an. Trotzdem sind Teile der Bundeswehr nicht einsatzbereit, die Modernisierung wird noch lange dauern.

Das will die Ampel-Koalition nun ändern: In seiner historischen Rede im Deutschen Bundestag am 27. Februar kündigte Kanzler Olaf Scholz (SPD) eine "Zeitenwende" an: Rund 100 Milliarden Euro sollen in den nächsten Jahren in die Bundeswehr gesteckt werden, zusätzlich zum regulären Verteidigungsbudget des Bundes: "Wir brauchen Flugzeuge, die fliegen, Schiffe, die in See stechen und Soldatinnen und Soldaten, die für ihre Einsätze optimal ausgerüstet sind", so Scholz am Sonntag.

Die Regierung geht also nicht mehr davon aus, nur noch von Freunden in Europa umgeben zu sein. Die Bundeswehr soll für künftige mögliche Kampfeinsätze fit gemacht werden.

5. Könnte die Bundeswehr Wehrpflichtige einberufen?

Davon ist im Moment nicht auszugehen. Die Hürden dafür sind zwar niedriger als bei der Einführung einer Wehrpflicht, jedoch müsste ein Verteidigungs- oder Spannungsfall vorliegen. Nur dann wäre es möglich, den wehrpflichtigen Teil der Bevölkerung einzuberufen. Da Deutschland und die wichtigsten Bündnispartner jedoch zunächst nicht angegriffen werden, ist das derzeit ein eher unwahrscheinliches Szenario.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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