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Mysteriöse Objekte über den USA: Und wenn es die Russen waren?


Mysteriöse Objekte über den USA
Das gefährliche Warten

  • Bastian Brauns
Von Bastian Brauns, Washington

Aktualisiert am 15.02.2023Lesedauer: 4 Min.
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Abschuss über Alaska: Unbekannte Flugobjekte verstören die SupermachtVergrößern des Bildes
Abschuss über Alaska: Unbekannte Flugobjekte verstören die Supermacht USA. (Quelle: IMAGO/Ssgt. Taylor Crul/U.S. Air/imago images)

Nachdrücklich versucht die US-Regierung, Spekulationen über die mysteriösen Flugobjekte einzudämmen. Doch die eigene Unkenntnis wird zum Problem für den Präsidenten.

Wie problematisch das fortdauernde Unwissen der US-Regierung zu den mysteriösen abgeschossenen Objekten über dem nordamerikanischen Kontinent ist, zeigt ein Vorfall vom Beginn dieser Woche.

Vier russische Flugzeuge hatte die US-Luftwaffe am Montag in der Nähe von Alaska abgefangen. Solche Manöver gelten dicht am nördlichsten Bundesstaat der USA eigentlich als Routine und stellen wie über der Ostsee in Europa in der Regel keine akute Bedrohung dar. In einer Mitteilung gab das Nordamerikanische Luftverteidigungskommando (Norad) dann aber eine ungewöhnliche Zusatzinformation.

Nach eigener Beurteilung gehe man davon aus, "dass diese russische Flugaktivität in keiner Weise mit den jüngsten Operationen von Norad und dem nördlichen Kommando der Vereinigten Staaten im Zusammenhang mit den Flugobjekten über Nordamerika während der vergangenen zwei Wochen zusammenhängt". Weil bereits die Sowjetunion über ein ausgeprägtes Ballon-Programm verfügt hatte, waren zuletzt Vermutungen lauter geworden, dass auch Russland hinter den Objekten stecken könnte.

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Abschießen und Ausschließen

Mit den drei immer noch unbekannten, abgeschossenen Flugobjekten droht in Washington dieser Tage alles in Zusammenhang gebracht zu werden, auch Russland. Die Unruhe wird immer größer, doch der Präsident schweigt noch immer. Lediglich über seine Sprecher lässt Joe Biden immer mehr Ursachen für die ungeklärten Phänomene ausschließen. Weil man aber eben bislang nur weiß, woher die Objekte wohl nicht stammen, wird die Lage auch politisch immer ernster. Nicht zu wissen, was im eigenen Luftraum vor sich geht – das rüttelt am Selbstverständnis einer Supermacht und dem ihres Oberbefehlshabers.

Wie groß die Unkenntnis offenbar wirklich ist, zeigten zuletzt auch veröffentlichte Aufnahmen des Funkverkehrs jener Kampfpiloten, die das bislang letzte Objekt über dem Huronsee abgeschossen haben. Veröffentlicht wurde es auf der Militärfach-Website "The War Zone".

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Auffällig ist, dass selbst die Piloten wohl Schwierigkeiten hatten, das Objekt überhaupt eindeutig zu beschreiben. "Ich würde es nicht wirklich einen Ballon nennen … ich weiß nicht was … ich kann es draußen mit meinen Augen sehen", sagte einer der Piloten. "Es sieht aus wie etwas … eine Art Gegenstand, der aufgebläht ist … es ist schwer zu sagen, es ist ziemlich klein." Einer der Piloten entschloss sich am Ende dann aber doch und sagte: "Ich werde es einen Ballon nennen."

Die Piloten tauschten sich weiter aus über die Größe, die der eines Kleinwagens entsprochen habe. Außerdem sollen "Fäden" an der Unterseite des Objekts gehangen haben. Metallisch, dunkel oder schwarz soll der offenbar undefinierbare, schwebende Gegenstand gewesen sein. Zu der als achteckig beschriebenen Form des Objekts kursieren bereits fiktionale Bilder in sozialen Netzwerken.

Die Nervosität steigt mit jedem Tag

Die Ermittlungen der Behörden und Geheimdienste dauern an. Auch in Kanada wartet man noch auf die Auswertungen von jenem durch die Amerikaner abgeschossenen Wrack. Außerirdische werden nicht die Urheber gewesen sein. Joe Bidens Sprecherin Karine Jean-Pierre schloss bereits am Montag diese am wenigsten wahrscheinliche Variante aus.

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Anders als beim zuvor abgeschossenen Ballon soll aber auch China nicht hinter den fliegenden Objekten stecken, hieß es dann am Dienstag. Und selbst Privatunternehmen und Forschungseinrichtungen kommen offenbar nicht infrage. Zumindest soll sich bislang niemand an das Weiße Haus gewandt und gesagt haben: Diese Dinger gehören uns.

Russland als Herkunftsort wurde von der US-Regierung hingegen bislang nicht ausgeschlossen. Laut "The War Zone" operiert aber auch das russische Militär mit antriebslosen Luftschiffen unter anderem vom Luftwaffenstützpunkt Kljuchi aus, ganz im Osten der Halbinsel Kamtschatka, mit rund 2.000 Kilometern Entfernung also verhältnismäßig nahe an Alaska. Belege für einen russischen Ursprung der unbekannten Flugobjekte über Nordamerika gibt es aber bislang ebenfalls keine.

Doch egal, wer hinter dem Phänomen stecken mag: Sollte das Ziel gewesen sein, Nervosität zu erzeugen, dann ist das bislang hervorragend gelungen. Selbst eine große Umweltkatastrophe im Bundesstaat Ohio, verursacht durch einen Anfang Februar entgleisten, mit Chemikalien vollbeladenen Zug, schafft es kaum, die Ufo-Fragen der Hauptstadtpresse zu verdrängen.

"Wir wissen es einfach noch nicht", versuchte Bidens Sprecherin erneut zu beschwichtigen. Man habe nur den Luftverkehr schützen wollen. Sie sagte aber zugleich, dass der Präsident natürlich "sehr involviert" sei bei der Angelegenheit. Das wiederum klang wenig beruhigend, auch wenn dieser Hinweis Führungsstärke zeigen sollte.

Hektik am Boden wegen Bedrohung im Himmel

Ausgerechnet die unbekannten Objekte scheinen das politisch notorisch gespaltene Washington zusammenzubringen. In einer als geheim eingestuften Unterrichtung von US-Senatoren beider Parteien kritisierten diese laut US-Medienberichten die Informationspolitik der Regierung. Es sei deutlich mehr Transparenz seitens der Biden-Administration nötig, damit die Bevölkerung verstehe, was da am Himmel vor sich gehe.

Dabei wurde in den vergangenen Tagen dazu so viel kommuniziert wie bei wenigen anderen Themen. Doch auf Pressekonferenzen und in Stellungnahmen konnten das Verteidigungsministerium, der Sprecher des Nationalen Sicherheitsberaters, John Kirby, die Sprecherin des Weißen Hauses oder sogar Außenminister Antony Blinken wenig Erhellendes liefern.

Senatoren von Demokraten und Republikanern bemängeln außerdem, dass die gegründete Ufo-Abteilung im Pentagon konsequent unterfinanziert sei. "Das ist für die nationale Sicherheit von wesentlicher Bedeutung. Wir müssen wissen, mit welcher Art von Bedrohungen wir es zu tun haben, wir müssen die Ressourcen und Technologien unserer Gegner kennen", sagte etwa die demokratische Senatorin Kirsten Gillibrand aus New York. Unterstützt wird sie von dem seit Jahren mit dem Thema befassten Republikaner Marco Rubio aus Florida.

Das Weiße Haus will jetzt ein eigenes Team zusammenstellen, welches die unbekannten Objekte am Himmel und deren mögliche Sicherheitsrisiken untersuchen soll. Angesiedelt sein soll es direkt beim Nationalen Sicherheitsberater Jake Sullivan, und es soll auf die bereits bestehenden Strukturen im Pentagon, Innenministerium und in weiteren Behörden zugreifen können.

Laut Aussagen von US-Beamten werde derzeit zudem "eine Vielzahl von Optionen für zukünftige Vorfälle" diskutiert. Zur Bekämpfung könnten auch sich langsam bewegende, unbemannte Flugzeuge eingesetzt werden oder Raketen, die von der Marine abgefeuert werden könnten.

Über unbekannte Flugphänomene wurde Präsident Joe Biden erstmals bereits im Juni 2021 informiert. Der innenpolitische Druck scheint jetzt groß genug geworden zu sein. Gut anderthalb Jahre später soll es schließlich Bewegung geben – nicht nur am Himmel, sondern auch am Boden.

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