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Donald Trump lügt bei Interview – Moderator kontert: "Das ist nicht wahr, Sir"


"Das ist nicht wahr, Sir"
Moderator stellt Trump in TV-Interview bloß

Von t-online, pdi

Aktualisiert am 20.07.2020Lesedauer: 4 Min.
Der US-Chef-Virologe Anthony Fauci (l.): Trump bezeichnet ihn im Interview als Panikmacher.Vergrößern des BildesDer US-Chef-Virologe Anthony Fauci (l.): Trump bezeichnet ihn im Interview als Panikmacher. (Quelle: ap-bilder)
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Für seine Corona-Politik bekommt Donald Trump selbst bei seinem Haussender Fox mächtig Gegenwind. Erst stellt der Moderator Trumps Lügen bloß, dann sorgt der US-Präsident für einen peinlichen Moment.

Eigentlich gilt Fox News als Haussender von US-Präsident Donald Trump, die Berichterstattung über Trumps Amtszeit war in den vergangenen Jahren meist positiv. Doch bei einem Interview am Sonntag war alles anders: "Fox News Sunday"-Moderator Chris Wallace stellte Trumps Lügen mit kritischen Fragen zur Corona-Krise und zur Präsidentschaftswahl bloß – und der US-Präsident geriet ins Schwitzen.

Trump begann schon bei der ersten Antwort mit einer Lüge: Die USA hätten laut dem US-Präsidenten mit die niedrigsten Corona-Sterberaten auf der Welt. "Das ist nicht wahr, Sir", konterte Wallace und präsentierte Trump ein Papier mit einer Statistik. Tatsächlich sind die USA das am härtesten von der Pandemie betroffene Land, nur in sieben Staaten ist die Sterblichkeitsrate höher.

"Es kommt aus China. Sie hätten es niemals freilassen dürfen"

Der Präsident begründete die hohe Sterblichkeitsrate damit, dass in den USA mehr getestet würde als im Ausland. Aber als der Fox-Moderator auf die steigenden Todesraten in den USA verwies, wechselte Trump schlagartig das Thema. "Es kommt aus China. Sie hätten es niemals freilassen dürfen", sagte er: "Es ist, was es ist."

Erneut versuchte der US-Präsident, die Probleme mit dem Coronavirus herunterzuspielen. Bei der Zunahme in Bundesstaaten im Süden und Westen des Landes handele es sich nur um "Flammen" oder gar "Glutherde", die rasch gelöscht würden, so Trump. Bei vielen der Neuinfektionen handle es sich um "junge Leute, die einen Schnupfen haben. Trump behauptete, dass "99,7 Prozent" aller Corona-Patienten sehr schnell wieder gesund würden.

Trump nennt Fauci "Corona-Panikmacher"

Gesundheitsexperten warnen jedoch, dass es auch bei jüngeren Menschen nach einer Corona-Ansteckung ernsthafte Krankheitsverläufe und sogar Todesfälle geben könne. In den USA melden die Behörden seit knapp zwei Wochen 60.000 bis 77.000 Neuinfektionen pro Tag – mehr als je zuvor seit Beginn der Pandemie. Besonders betroffen sind die Bundesstaaten Florida, Georgia, Texas, Arizona und Kalifornien. Seit Februar gab es Daten der Universität Johns Hopkins zufolge in den USA bereits 3,7 Millionen bestätigte Infektionen und mehr als 140.000 Todesfälle.

Die Medien übertrieben das Problem, sagte Trump im Fox-Interview. Gesundheitsexperten wie der renommierte US-Immunologe Anthony Fauci seien zudem ein "bisschen alarmistisch", sagt Trump weiter. Dieser hatte gewarnt, dass die Fälle in den USA bald 100.000 pro Tag überschreiten könnten, wenn die Amerikaner nicht die notwendigen Schritte unternehmen würden, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen.

Trump: Biden wird das Land zerstören

Trump überlässt den Kampf zur Eindämmung des Virus den Gouverneuren der Bundesstaaten und örtlichen Behörden. Er fordert eine rasche Rückkehr zur Normalität, damit sich die Wirtschaft stabilisieren kann und Schulen wieder öffnen können.

Im zweiten Teil des Interviews ging es um die Präsidentschaftswahl im November und um den bevorstehenden Wahlkampf gegen den Demokraten Joe Biden. Sein Kontrahent sei "nicht kompetent", das Land zu führen, sagte Trump in dem Interview. Der Demokrat würde "dieses Land zerstören", würde er am 3. November gewählt werden. Einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage von "Washington Post" und ABC News zufolge führt Biden derzeit deutlich vor Trump mit 15 Prozentpunkten.

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Dann wurde es für den US-Präsidenten peinlich. Trump prahlte mit einem Wahrnehmungstest, den er bestanden habe und er forderte Biden auf, diesen Test ebenfalls zu absolvieren. "Ich habe den Test auch gemacht und er war nicht besonders schwer, ehrlich gesagt", konterte Fox-Moderator Wallace. "Da war ein Bild mit der Überschrift 'Was ist das?' und die Antwort war 'ein Elefant'."

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Der US-Präsident fühlt sich daraufhin missverstanden und erklärt, dass die letzten Fragen des Tests viel schwieriger seien. "Eine andere Aufgabe war 100 minus 7", gab Wallace zurück. "Lassen sie mich erklären", antwortete Trump. "93", sagte Wallace. Die letzten Fragen seien schwieriger, wiederholte der US-Präsident verbittert.

"Er ist geistig angeschossen"

Dabei gibt sich Trump schon im gesamten Wahlkampf Mühe, Biden als geistig senil darzustellen. Unter Biden würden außerdem die Steuern verdreifacht und der Polizei die Finanzierung entzogen werden, sagte Trump, ohne seine Aussagen zu belegen. "Die Religion wird verschwinden", fügte er hinzu und bezog sich dabei auf die Forderung von Demokraten, große Gottesdienste zu verbieten, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. "Er ist angeschossen, er ist geistig angeschossen", sagte Trump weiter über seinen Herausforderer.

Auf die Frage, ob er das Wahlergebnis im November bei einer Niederlage akzeptieren würde, hat Trump seine Position von 2016 wiederholt: "Ich muss sehen, ich werde nicht einfach ,Ja' sagen." Aber stellte voraus: "Zunächst einmal, ich verliere nicht."

Joe Biden führt einen zurückhaltenden Wahlkampf

Umfragen, die ihn schlecht dastehen lassen, bezeichnete der Präsident als gefälscht. Trumps beträchtlicher Rückstand in den Umfragen ist sowohl auf sein umstrittenes Krisenmanagement in der Corona-Pandemie zurückzuführen als auch auf den Umgang mit den Unruhen im Zuge der Anti-Rassismus-Proteste in den USA.

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Trumps Herausforderer Biden führt derweil einen Wahlkampf mit wenigen öffentlichen Auftritten, versucht aber dennoch, von den Konflikten um den Präsidenten zu profitieren. Er wirft Trump "totales und absolutes Versagen" im Kampf gegen das Virus vor.

Trump verteidigt Gebrauch der Südstaatenflagge

Einen weiteren Eklat leistete sich Trump in einem anderen Teil des Interviews. Er sieht die umstrittene Konföderiertenflagge, die als Verherrlichung der Sklaverei in den Südstaaten gilt, nicht als rassistisches Symbol. Wenn Menschen die Flagge heute einsetzten, gehe es ihnen "nicht um Rassismus", sondern um ein Symbol des von ihnen geliebten Südens, sagte Trump. Ihn störe der Gebrauch der Flagge nicht, weil er vom Recht auf freie Meinungsäußerung garantiert sei, erklärte er.

Interessieren Sie sich für US-Politik? Washington-Korrespondent Fabian Reinbold schreibt über seine Arbeit im Weißen Haus und seine Eindrücke aus den USA unter Donald Trump einen Newsletter. die dann einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

Der US-Präsident lehnte auch erneut die Umbenennung von Militärstützpunkten ab, die bis heute nach Generälen der einstigen Konföderierten benannt sind. Die Geschichte einfach auszulöschen sei falsch, sagte er. Vertreter beider Parteien im Kongress wollen die Umbenennung über einen Zusatz zum kommenden Verteidigungshaushalt verpflichtend machen. Trump hat daher gedroht, den Haushalt zu blockieren.

Symbol des Rassismus

In der aktuellen Rassismusdebatte in den USA spielt die Flagge eine starke symbolische Rolle. Die Debatte war durch den Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota angeheizt worden.

Seine Unbeholfenheit beim Umgang mit den "Black Lives Matters"-Protesten in den USA zeigte Trump auch in dem Gespräch mit Wallace. Allgemein geriet der Präsident im Laufe des Interviews immer mehr ins Schwitzen. Es kriselt in den USA: auch zwischen Trump und seinem Haussender Fox News.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und afp
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