t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikAuslandUSA

Trump-Attacke gegen Corona-Experten Fauci: "Er ist eine Katastrophe"


Corona-Krise in den USA
Trump attackiert Fauci: "Der Typ ist eine Katastrophe"

Von dpa, aj

Aktualisiert am 20.10.2020Lesedauer: 4 Min.
Donald Trump und Anthony Fauci: Der US-Präsident hat den Corona-Experten in einer internen Runde harsch kritisiert, wie mehrere Medien berichten.Vergrößern des BildesDonald Trump und Anthony Fauci: Der US-Präsident hat den Corona-Experten in einer internen Runde harsch kritisiert, wie mehrere Medien berichten. (Quelle: Carolyn Kaster/ap)

Anthony Fauci ist in den USA ein anerkannter Corona-Experte. Doch US-Präsident Donald Trump macht ihm immer wieder Vorwürfe. Nun fielen sie Medienberichten zufolge besonders heftig aus.

Rund zwei Wochen vor der US-Wahl hat Präsident Donald Trump Stimmung gegen renommierte Gesundheitsexperten und die kritische Pandemie-Berichterstattung vieler Medien gemacht. "Die Leute haben die Pandemie satt", sagte der Republikaner am Montag (Ortszeit) bei einem Wahlkampfauftritt im südwestlichen Bundesstaat Arizona. "Die Pandemie ist bald vorbei", versprach er seinen Anhängern - obwohl das im Widerspruch zur aktuellen Entwicklung in den USA steht, wo die Zahl der Neuinfektionen zuletzt wieder anstieg.

Zuvor hatte Trump den führenden US-Gesundheitsexperten Anthony Fauci Medienberichten zufolge als "Katastrophe" bezeichnet und ihm Fehler in der Pandemie vorgeworfen. Die vernichtende Kritik äußerte Trump nach Berichten des Senders CNN und der "New York Times" in einer Telefonschalte mit seinem Wahlkampfteam am Montag. "Wenn er im Fernsehen auftritt, gibt es immer eine Bombe, aber es gibt eine größere Bombe, wenn man ihn feuert. Der Typ ist eine Katastrophe", sagte Trump nach Angaben der "New York Times". "Die Leute haben es satt, Fauci und diese Idioten zu hören, all diese Idioten, die Fehler gemacht haben."

In den USA, einem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern, sind bislang mehr als 220.000 Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Seit Beginn der Pandemie haben sich mehr als 8,2 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten mit dem Virus angesteckt. Die Zahl der Neuinfektionen stieg zuletzt wieder auf etwa 50.000 pro Tag. Trump sagte nach Angaben von CNN mit Blick auf Fauci: "Wenn ich auf ihn gehört hätte, hätten wir 500.000 Tote."

Trump erntet für seine Äußerungen scharfe Kritik

Fauci ist Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten und Teil der Coronavirus-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses. Selbst in Trumps Partei regte sich angesichts seiner heftigen Kritik Widerspruch. Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im US-Senat, Lamar Alexander, teilte auf Twitter mit, Fauci sei einer der angesehensten Beamten überhaupt und habe unter sechs US-Präsidenten gearbeitet. "Wenn mehr Amerikaner auf seinen Rat hören würden, hätten wir weniger Fälle von Covid-19."

Interessieren Sie sich für die US-Wahl? Washington-Korrespondent Fabian Reinbold schreibt über den Wahlkampf, seine Arbeit im Weißen Haus und seine Eindrücke aus den USA unter Donald Trump einen Newsletter. die dann einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

Trump wiederum setzte seine Angriffe bei zwei Wahlkampfauftritten in Arizona fort. Die Menschen hätten es satt, dass Medien wie der liberale Sender CNN nur noch über die Pandemie sprächen, sagte Trump. Er warf CNN vor, so negativ über die Pandemie zu berichten, damit die Leute nicht zur Wahl gingen. "Die Leute kaufen Euch das nicht ab, CNN, ihr dummen Bastarde", sagte Trump unter dem Jubel seiner Anhänger.

Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden verurteilte Trumps Äußerungen zur Pandemie und dessen Kritik an Fauci. "Herr Präsident, Sie haben in einer Hinsicht Recht: Die Amerikaner haben es satt. Sie haben ihre Lügen über dieses Virus satt", erklärte Biden. "Sie haben es satt, zuzusehen wie noch mehr Amerikaner sterben und mehr ihre Jobs verlieren, weil Sie sich weigern, diese Pandemie ernst zu nehmen."

Fauci widerspricht dem US-Präsidenten häufig

Fauci hatte am Sonntag im Sender CBS gesagt, er sei "absolut nicht" überrascht gewesen, dass sich Trump mit dem Coronavirus infizierte. Mit Blick auf eine Veranstaltung mit Trump im Rosengarten des Weißen Hauses Ende vergangenen Monats sprach der Immunologe von einem "Superspreader-Event". Als er im Fernsehen gesehen habe, dass dort kaum Schutzmaßnahmen beachtet wurden, habe er gedacht: "Es kann nichts Gutes dabei herauskommen." Trump wiederholte am Montag, dass er nicht nur frei vom Coronavirus sei, sondern immun.

Fauci hatte CBS auch gesagt, dass das Weiße Haus seine Auftritte bei Sendern in der Pandemie kontrolliert habe. "Ich durfte sicher nicht auf viele, viele, viele Shows gehen, die mich angefragt haben." Trump sagte: "Wir lassen ihn tun, was er tun möchte." Fauci liebe es, im Fernsehen aufzutreten. Die Kommunikationsdirektorin des Weißen Hauses, Alyssa Farah, sagte dem Sender Fox News am Montag: "Es ist schwierig, den Fernseher anzuschalten und ihn nicht zu sehen." Man versuche sicherlich nicht, ihn daran zu hindern, wichtige Informationen mit der Öffentlichkeit zu teilen.

Fauci kritisierte erneut, dass Trumps Wahlkampfteam eine Aussage von ihm ohne Genehmigung und sinnentstellend in einem Wahlwerbespot verwendet habe. Er sei darüber "richtig wütend" gewesen. Der Immunologe kritisierte auch, dass er wegen seiner Arbeit Todesdrohungen bekomme und seine Familie drangsaliert werde.

Trumps Umfragewerte wegen Corona gesunken

In Umfragen stellt eine Mehrheit der Amerikaner Trump seit Monaten ein schlechtes Zeugnis für dessen Krisenmanagement in der Pandemie aus. Fauci genießt in Befragungen deutlich mehr Vertrauen als der Präsident.

Der Umgang mit der Pandemie dürfte für viele Wähler bei der Präsidentenwahl am 3. November eine große Rolle spielen. Landesweiten Umfragen zufolge liegt der Demokrat Biden deutlich in Führung. Auch viele Erhebungen aus wichtigen Bundesstaaten sehen ihn vor Trump. Doch vor vier Jahren lag Trump in Umfragen ebenfalls zurück -– und setzte sich schließlich doch gegen Hillary Clinton durch.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Neueste Artikel



TelekomCo2 Neutrale Website