Trump attackiert Fauci: "Der Typ ist eine Katastrophe"
Anthony Fauci ist in den USA ein anerkannter Corona-Experte. Doch US-PrĂ€sident Donald Trump macht ihm immer wieder VorwĂŒrfe. Nun fielen sie Medienberichten zufolge besonders heftig aus.
Rund zwei Wochen vor der US-Wahl hat PrĂ€sident Donald Trump Stimmung gegen renommierte Gesundheitsexperten und die kritische Pandemie-Berichterstattung vieler Medien gemacht. "Die Leute haben die Pandemie satt", sagte der Republikaner am Montag (Ortszeit) bei einem Wahlkampfauftritt im sĂŒdwestlichen Bundesstaat Arizona. "Die Pandemie ist bald vorbei", versprach er seinen AnhĂ€ngern - obwohl das im Widerspruch zur aktuellen Entwicklung in den USA steht, wo die Zahl der Neuinfektionen zuletzt wieder anstieg.
Zuvor hatte Trump den fĂŒhrenden US-Gesundheitsexperten Anthony Fauci Medienberichten zufolge als "Katastrophe" bezeichnet und ihm Fehler in der Pandemie vorgeworfen. Die vernichtende Kritik Ă€uĂerte Trump nach Berichten des Senders CNN und der "New York Times" in einer Telefonschalte mit seinem Wahlkampfteam am Montag. "Wenn er im Fernsehen auftritt, gibt es immer eine Bombe, aber es gibt eine gröĂere Bombe, wenn man ihn feuert. Der Typ ist eine Katastrophe", sagte Trump nach Angaben der "New York Times". "Die Leute haben es satt, Fauci und diese Idioten zu hören, all diese Idioten, die Fehler gemacht haben."
In den USA, einem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern, sind bislang mehr als 220.000 Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Seit Beginn der Pandemie haben sich mehr als 8,2 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten mit dem Virus angesteckt. Die Zahl der Neuinfektionen stieg zuletzt wieder auf etwa 50.000 pro Tag. Trump sagte nach Angaben von CNN mit Blick auf Fauci: "Wenn ich auf ihn gehört hÀtte, hÀtten wir 500.000 Tote."
Trump erntet fĂŒr seine ĂuĂerungen scharfe Kritik
Fauci ist Direktor des Nationalen Instituts fĂŒr Infektionskrankheiten und Teil der Coronavirus-Arbeitsgruppe des WeiĂen Hauses. Selbst in Trumps Partei regte sich angesichts seiner heftigen Kritik Widerspruch. Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im US-Senat, Lamar Alexander, teilte auf Twitter mit, Fauci sei einer der angesehensten Beamten ĂŒberhaupt und habe unter sechs US-PrĂ€sidenten gearbeitet. "Wenn mehr Amerikaner auf seinen Rat hören wĂŒrden, hĂ€tten wir weniger FĂ€lle von Covid-19."
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Trump wiederum setzte seine Angriffe bei zwei Wahlkampfauftritten in Arizona fort. Die Menschen hĂ€tten es satt, dass Medien wie der liberale Sender CNN nur noch ĂŒber die Pandemie sprĂ€chen, sagte Trump. Er warf CNN vor, so negativ ĂŒber die Pandemie zu berichten, damit die Leute nicht zur Wahl gingen. "Die Leute kaufen Euch das nicht ab, CNN, ihr dummen Bastarde", sagte Trump unter dem Jubel seiner AnhĂ€nger.
Der demokratische PrĂ€sidentschaftskandidat Joe Biden verurteilte Trumps ĂuĂerungen zur Pandemie und dessen Kritik an Fauci. "Herr PrĂ€sident, Sie haben in einer Hinsicht Recht: Die Amerikaner haben es satt. Sie haben ihre LĂŒgen ĂŒber dieses Virus satt", erklĂ€rte Biden. "Sie haben es satt, zuzusehen wie noch mehr Amerikaner sterben und mehr ihre Jobs verlieren, weil Sie sich weigern, diese Pandemie ernst zu nehmen."
Fauci widerspricht dem US-PrÀsidenten hÀufig
Fauci hatte am Sonntag im Sender CBS gesagt, er sei "absolut nicht" ĂŒberrascht gewesen, dass sich Trump mit dem Coronavirus infizierte. Mit Blick auf eine Veranstaltung mit Trump im Rosengarten des WeiĂen Hauses Ende vergangenen Monats sprach der Immunologe von einem "Superspreader-Event". Als er im Fernsehen gesehen habe, dass dort kaum SchutzmaĂnahmen beachtet wurden, habe er gedacht: "Es kann nichts Gutes dabei herauskommen." Trump wiederholte am Montag, dass er nicht nur frei vom Coronavirus sei, sondern immun.
Fauci hatte CBS auch gesagt, dass das WeiĂe Haus seine Auftritte bei Sendern in der Pandemie kontrolliert habe. "Ich durfte sicher nicht auf viele, viele, viele Shows gehen, die mich angefragt haben." Trump sagte: "Wir lassen ihn tun, was er tun möchte." Fauci liebe es, im Fernsehen aufzutreten. Die Kommunikationsdirektorin des WeiĂen Hauses, Alyssa Farah, sagte dem Sender Fox News am Montag: "Es ist schwierig, den Fernseher anzuschalten und ihn nicht zu sehen." Man versuche sicherlich nicht, ihn daran zu hindern, wichtige Informationen mit der Ăffentlichkeit zu teilen.
Fauci kritisierte erneut, dass Trumps Wahlkampfteam eine Aussage von ihm ohne Genehmigung und sinnentstellend in einem Wahlwerbespot verwendet habe. Er sei darĂŒber "richtig wĂŒtend" gewesen. Der Immunologe kritisierte auch, dass er wegen seiner Arbeit Todesdrohungen bekomme und seine Familie drangsaliert werde.
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Trumps Umfragewerte wegen Corona gesunken
In Umfragen stellt eine Mehrheit der Amerikaner Trump seit Monaten ein schlechtes Zeugnis fĂŒr dessen Krisenmanagement in der Pandemie aus. Fauci genieĂt in Befragungen deutlich mehr Vertrauen als der PrĂ€sident.
Der Umgang mit der Pandemie dĂŒrfte fĂŒr viele WĂ€hler bei der PrĂ€sidentenwahl am 3. November eine groĂe Rolle spielen. Landesweiten Umfragen zufolge liegt der Demokrat Biden deutlich in FĂŒhrung. Auch viele Erhebungen aus wichtigen Bundesstaaten sehen ihn vor Trump. Doch vor vier Jahren lag Trump in Umfragen ebenfalls zurĂŒck -â und setzte sich schlieĂlich doch gegen Hillary Clinton durch.