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Strategisches Wählen: So wählen Sie Ihre Wunschkoalition


So wählen Sie Ihre Wunschkoalition

  • Annika Leister
Von Annika Leister

Aktualisiert am 23.09.2021Lesedauer: 4 Min.
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Kanzlerkandidaten Scholz, Laschet, Baerbock: Wer will mit wem regieren?Vergrößern des Bildes
Kanzlerkandidaten Scholz, Laschet, Baerbock: Wer will mit wem regieren? (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)

Noch nie waren so viele Koalitionen nach einer Wahl denkbar wie zurzeit. Was aber, wenn man auf keinen Fall Union, Grüne oder Linke in einer Regierung haben will? Tipps zum strategischen Wählen.

Jamaika, Ampel, R2G oder doch Kenia? Nie haben sich mehr Koalitionsmöglichkeiten vor einer Bundestagswahl abgezeichnet als in diesem Jahr. Diese Vielfalt dürfte an Küchentischen und in Wahlkabinen in der ganzen Republik für rauchende Köpfe sorgen.

So manch überzeugter Grünen-Wähler etwa will auf keinen Fall, dass seine Partei am Ende in einer schwarz-grünen Koalition landet. Ganz ähnlich dürfte es einigen CDU-Wählern gehen. Und so einige SPD-Befürworter möchten zwar Olaf Scholz als Kanzler sehen – aber bloß nicht mit der Unterstützung der Linkspartei. Wo also das Kreuzchen setzen, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, am Ende auch die gewünschte Regierung zu erhalten?

"Strategisches Wählen funktioniert in diesem Jahr ganz schlecht", sagt Politikwissenschaftler Rüdiger Schmitt-Beck, Professor an der Universität Mannheim. Die Verhältnisse seien für eine exakte Anleitung viel zu offen und unklar. Einige Tipps kann Schmitt-Beck im Koalitionsdschungel dennoch geben. Allerdings immer unter dem Vorbehalt: Gewählt wird erst am Sonntag. Prognosen und Tipps für das strategische Wählen basieren auf den aktuellen Umfragen, die nur Stimmungsbilder wiedergeben. Und Wechselwähler kann es in alle Richtungen geben – die Effekte könnten sich also gegenseitig aufheben.

Das sind die möglichen Koalitionen

Für ein Zweierbündnis abseits der großen Koalition reichen die Mehrheiten vermutlich nicht aus. Das hat auch damit zu tun, dass sich immer weniger Menschen stark an eine der einst großen Volksparteien gebunden fühlen. Nach der Wahl wird es deswegen aller Wahrscheinlichkeit nach auf eine Dreierkoalition hinauslaufen. Folgende Kombinationen sind den Umfragen zufolge möglich und nicht bereits von den Parteien ausgeschlossen worden:

  • Ampel: SPD, Grüne und FDP
  • R2G/Rot-Rot-Grün: SPD, Grüne und Linke
  • Jamaika: Union, Grüne und FDP
  • Deutschland-Koalition: Union, SPD und FDP
  • Kenia-Koalition: Union, SPD und Grüne
  • Große Koalition: SPD und Union

Fast ausgeschlossen: Große Koalition und "Groko-Plus"

Eine große Koalition mit SPD und Union soll es nicht mehr geben, versprechen vor allem die Sozialdemokraten ihren Wählern. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat als klares Ziel ausgerufen, die Union in die Opposition zu drängen. SPD-Politiker Kevin Kühnert hat sogar damit gedroht, sein Parteiamt niederzulegen, sollte die "Groko" doch wiederbelebt werden.

Eine große Koalition und alle "Groko-Plus"-Varianten mit SPD, Union und einem dritten Partner könne man deswegen ausschließen, ist sich Schmitt-Beck sicher. Neben der großen Koalition fliegen deswegen auch die Kenia-Koalition (Union, SPD und Grüne) sowie die Deutschland-Koalition (Union, SPD und FDP) vom Tableau.

Das reduziert die Koalitionsoptionen erheblich. Bleiben noch drei Dreierkombinationen: die Ampel, Jamaika und Rot-Grün-Rot.

Die Kanzlerfrage: Scholz oder Laschet?

Einfacher als strategisch für eine bestimmte Koalition zu wählen, ist es bei dieser Wahl, seine Stimme gegen eine bestimmte Koalition einzusetzen. Wer eine rot-grün-rote Koalition unter einem Kanzler Olaf Scholz verhindern will, kann sein Kreuz bei der CDU setzen. Eine starke Union macht auch die Ampel aus SPD, Grünen und FDP unwahrscheinlicher. Wer einen CDU-Kanzler Armin Laschet verhindern möchte, kann im Umkehrschluss Scholz den Rücken stärken.

Glückliche Grünen-Wähler: Vermutlich auf jeden Fall in der Regierung

Grünen-Wähler können sich Schmitt-Beck zufolge jetzt schon freuen: "Ihre Partei wird wohl auf jeden Fall in der Regierung mit dabei sein", erklärt er. Denn die Grünen werden für alle realistischen Regierungskombinationen gebraucht. Wer aber deren Zusammenarbeit mit der konservativen Union unwahrscheinlicher machen will, könne bei dieser Wahl auch erwägen, SPD zu wählen, sagt Schmitt-Beck. "Das könnte mit Blick auf die aktuellen Umfragen die Mehrheiten hin zu einem Bündnis mit SPD und Grünen stärken."

Umgekehrt könne, wer Union, Grüne und FDP in einem Bündnis sehen will, von den Grünen hin zu den Konservativen oder Liberalen wechseln. Wünscht sich der Wähler aber, dass die Grünen möglichst viel Einfluss in einer Regierung haben, sei das Wechseln zu anderen Parteien widersinnig, so Schmitt-Beck.

Eher links wählen für Rot-Rot-Grün – mit einer Gefahr

Tatsächlich strategisch wählen kann, wer eine Regierung mit SPD, Grünen und Linkspartei favorisiert. Die Linke nämlich dümpelt in Umfragen bei sechs Prozent – es ist nicht ausgeschlossen, dass sie unter die Fünf-Prozent-Marke fällt. Kann sie dann nicht mindestens drei Direktmandate erringen, fliegt sie aus dem Bundestag. "Wer R2G haben möchte, der sollte die Linke stärken, damit die Kombination überhaupt möglich ist", sagt Schmitt-Beck.

Aber: Dass es selbst mit einer starken Linken tatsächlich zu dem linken Bündnis kommt, ist mehr als ungewiss. Grüne und SPD zeigen sich distanziert und haben bereits zahlreiche Bedingungen für eine mögliche Koalition gestellt. Sowohl SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz als auch Grünen-Spitzenkandidatin Annalena Baerbock bevorzugen die wirtschaftsliberale FDP als Koalitionspartner.

Das Wechseln zur Linken stellt für die Wähler auch eine Gefahr dar: Wer aus dem Lager der SPD oder der Grünen kommt, könnte die beiden Parteien schwächen und so die Möglichkeit für eine Ampelkoalition verbauen (siehe nächster Punkt).

Ampel und Jamaika: Starke CDU oder SPD könnte helfen

Für das bei Wählern besonders beliebte Ampelbündnis hat Schmitt-Beck allerdings schlechte Nachrichten: Es ist fast unmöglich, es gezielt und sicher strategisch zu stärken. Eine starke FDP könnte sich der ihr inhaltlich näherstehenden Union zuwenden, SPD und Grüne doch eher mit den Linken liebäugeln. Eine kleine Möglichkeit zur Schützenhilfe sieht Schmitt-Beck dennoch: die SPD wählen – und so die Chance darauf erhöhen, dass sie als Partei mit der größten Zustimmung zuerst mögliche Partner zu Gesprächen einlädt. Scholz' Favoriten wären allem Bekunden nach tatsächlich Grüne und FDP.

Diese Strategie kann auch anwenden, wer ein Jamaikabündnis bevorzugt. In diesem Fall müsste aber das Kreuz bei der Union statt bei der SPD gesetzt werden.

Eine Garantie, dass die Strategie aufgeht, gibt es nicht, warnt Schmitt-Beck. Während in anderen Ländern fest geregelt ist, dass die erstplatzierte Partei den Auftrag zur Regierungsbildung als Erste bekommt und mögliche Partner zu Gesprächen einladen darf, gibt es diese Regel in Deutschland nicht. In der Öffentlichkeit sei die Legitimation voranzugehen, für den Wahlgewinner zwar besonders hoch. "Am Ende aber ist alles möglich."

Verwendete Quellen
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