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Gerhard Schröder wird 80: Frisch und fesch, unser Gerd


Gerhard Schröder wird 80
Auch an seinem Geburtstag zeigt sich seine Sturheit

  • Gerhad Spörl
MeinungVon Gerhard Spörl

Aktualisiert am 07.04.2024Lesedauer: 4 Min.
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Gerhard Schröder wird 80: Die SPD hadert mit ihrem Altkanzler. (Quelle: Glomex)

Einsam ist es um Schröder geworden, und natürlich grämt ihn die öffentliche Verachtung, auch wenn er sich nichts anmerken lässt. Aus Sturheit und Dankbarkeit sagt er sich nicht von Wladimir Putin los.

Schlank ist er geworden, dank der Nahrungsumstellung. Er trinkt kaum noch Alkohol, obwohl Rotwein sein steter Begleiter gewesen war. Ihm tut auch gut, dass er Golf spielt, denn dabei hält er sich dort auf, wo er lange von Berufs wegen selten zu sehen war – an der frischen Luft. Überhaupt macht er jetzt viele Sachen, von denen er nie gedacht hätte, dass er sie je machen würde.

Gerhard Schröder war ja das "Political Animal", der ultimative Machtpolitiker mit dem Wagemut, alles aufs Spiel zu setzen. Er besiegte zuerst Ernst Albrecht in Niedersachsen und dann Helmut Kohl im Bund. Er hielt Oskar Lafontaine in Schach, bis der aufgab. Seine Agenda 2010 war ein Beispiel dafür, dass für einen Bundeskanzler das Land der Partei vorgeht, was ihm die SPD nie verzieh. Er war der Basta-Kanzler, der 2005 fast noch einmal gewonnen hätte.

Er häutete sich, erfand sich neu. Nach der Politik kam der Lobbyist, kam das Geldverdienen, kam Gazprom, kam Wladimir Putin. Diesem neuen Gerhard Schröder war nunmehr vieles egal, was ihm vorher wichtig gewesen war.

Schröder hält Putin die Treue

Heute wird er 80 Jahre alt und ist doch fit wie ein Turnschuh. In seinem zerfurchten Antlitz paart sich das Verschmitzte mit der eisernen Härte, die ihm seit jeher eigen war. Beseelt lächelt er auf privaten Fotos, die im Netz kursieren. Er grüßt samt Ehefrau Nummer fünf zum Valentinstag, er zeigt sich mit ihr im Schneegestöber und umrahmt mit ihr die sterbenskranke Antje Vollmer.

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Dass wir so viel über den postheroischen Alltag von Gerhard Schröder zu wissen bekommen, verdanken wir den Instagram-Beiträgen, welche Soyeon Schröder-Kim, seine südkoreanische Gattin, mit der Welt teilt. Zugegeben, einige Eintragungen grenzen ans Komische, und überhaupt erfahren wir mehr, als wir wissen wollen – aber 48.000 Menschen folgen dem Paar auf seiner Reise durchs Leben hier in Deutschland und dort in Südkorea. Ist doch auch eine Art Popularität, oder nicht?

An Demütigungen, auch an öffentlicher Verachtung hat es ja nicht eben gefehlt. Die SPD wollte ihn loshaben, musste ihn dann jedoch wohl oder übel für 60 Jahre Parteimitgliedschaft auf Sparflamme ehren, in Hannover, nicht in Berlin. Das Berliner Büro, das ihm zustand, haben sie ihm weggenommen, wogegen der Ex-Kanzler vergebens gerichtlich vorging. Gerhard Schröder, den alle nur Gerd nennen, ist zur verfemten Person geworden, weil er Wladimir Putin die Treue hält, auch wenn er die Invasion in der Ukraine für einen Fehler hält.

Sein Fall ins Bodenlose

Natürlich geht der Fall ins Bodenlose nicht spurlos an Gerhard Schröder vorbei. Natürlich lässt er sich nichts anmerken und hofft auf Rehabilitation noch zu Lebzeiten. Aber wahrscheinlich werden sie ihm erst im Tod Gerechtigkeit widerfahren lassen, worin die dann auch immer bestehen mag.

Manches, was ihm wie ein Mühlstein um den Hals hängt, relativiert sich bei näherer Betrachtung. In einer ARD-Sendung fragte Reinhold Beckmann im Jahr 2004 den Bundeskanzler Schröder, ob Wladimir Putin ein "lupenreiner Demokrat" sei. Lupenrein? Die Frage war suggestiv, eigentlich unzulässig, was denn sonst. Aber sollte der Bundeskanzler sagen: Nein, ist er nicht?

Im Jahr 2004 war Putin im Westen noch wohlgelitten. Ein Nein aus Schröders Mund hätte eine diplomatische Krise ausgelöst. Mit größerer Geistesgegenwart hätte er wahrscheinlich die Frage einfach zurückgegeben. Statt dessen gab er diese Antwort: "Ja, ich bin überzeugt, dass er das ist." Mit dem Wissen von viel später wurde ihm der Satz zum Verhängnis.

Aber warum hat er nicht mit Putin wegen des Überfalls auf die Ukraine gebrochen? Aus Trotz, aus Sturheit. Weil Putin ihm Gelegenheit geboten hat, gutes Geld zu verdienen – ihm, der jahrelange klamm war, auch wegen der Scheidungen. Bei Gazprom konnte sich Schröder finanziell gesundstoßen. So etwas vergisst er nicht.

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Große Feier Ende April

Um ihn ist es deshalb einsam geworden. Alte Freunde sind ihm geblieben, das schon, und werden in Alter und Isolation wichtiger denn je. Zum Beispiel die eherne Skat-Runde mit dem Malerfürsten Markus Lüpertz, mit Otto Schily und dem Unternehmer Jürgen Grossmann. Solche Rituale nehmen mit den Jahren fast sakralen Charakter an.

In Ermangelung politischer Bedeutung hat das Private in den letzten Jahren zwangsläufig an Umfang gewonnen. In seinem Leben vertraute sich der Gerd immer seinen seriellen Ehefrauen an und ließ sich von ihnen leiten. Mit seiner jetzigen Frau, 26 Jahre jünger, ist er seit sechs Jahren verheiratet. Sie konserviert ihn, hält ihn auf Diät, kauft ihm Klamotten. Nie war der Gerd besser gekleidet, wie auf Instagram zu bewundern ist.

Frisch und fesch geht der Gerd seinem 80. Geburtstag entgegen. Der Sonntag ist der Familie vorbehalten, zu der auch die beiden russischen Adoptivsöhne gehören. Freunde und Weggefährten hat Schröder dann für Ende April ins "Borchardt" eingeladen.

Auch so ein Fall von typisch Schröderscher Sturheit: Das Restaurant ist das Muss für alle, die Rang und Namen in der Hauptstadt haben und gesehen werden wollen. Und selbstverständlich werden nicht nur Boulevardjournalisten genau beäugen, wer eingeladen ist (Frank-Walter Steinmeier?) und wer nicht, wer kommt (Joschka Fischer?) und wer nicht.

Dem Gerd wird beides gefallen, die Feier und die Aufregung drumherum.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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