Kretschmann über Nietzard "Verstehe nicht, was die bei uns will"

Mit einem Anti-Polizei-Pullover löste die Chefin der Grünen Jugend eine große Kontroverse aus. Nun meldet sich auch der einzige Ministerpräsident der Partei zu Wort.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat die Bundeschefin der Grünen Jugend, Jette Nietzard, zum Parteiaustritt aufgefordert. "Ich verstehe überhaupt nicht, was die bei uns will", sagte der Grünen-Politiker in Stuttgart.
Für die Positionen, die Nietzard vertrete, gebe es mit der Linken ein passendes Angebot im Parteienspektrum. Er appelliere an Nietzard und andere, die ähnliche Gedanken hätten: "Sucht euch die richtige Partei aus und verlasst uns einfach. Wir sind nicht die richtige Adresse für die Art von Gesinnung, die ihr habt", sagte Kretschmann.
Nietzard hatte sich auf ihrem privaten Instagram-Kanal mit einem Pullover gezeigt, auf dem das Kürzel "ACAB" zu lesen war. Es steht für "All Cops Are Bastards". Zudem trug sie eine Kappe mit der kapitalismuskritischen Aufschrift "Eat the rich".
Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) äußerte sich kritisch. "Für die Beleidigung unserer Polizisten mit 'ACAB' erwarte ich eine Entschuldigung. Klar ist, durch dumme Polemik werden weder Fragen des sozialen Ausgleichs noch der inneren Sicherheit auch nur einen Schritt vorangebracht", sagte der CSU-Politiker in München. Nietzards Beitrag sei geist- und geschmacklos gewesen.
Auch auf Bundesebene scharfe Kritik
Auch aus der Bundespartei hatte die Grüne-Jugend-Chefin scharfe Kritik zu hören bekommen. Grünen-Chef Felix Banaszak nannte Nietzards Beurteilung der Polizei "inakzeptabel". Der frühere Bundesagrarminister und frisch gekürte Ministerpräsidenten-Kandidat im Südwesten, Cem Özdemir, schrieb auf der Plattform X: "Die Polizei verteidigt in höchstem persönlichen Einsatz jeden Tag die Werte, die uns als Partei ausmachen. Wer das nicht kapiert hat, ist bei uns falsch." Und Baden-Württembergs grüner Finanzminister Danyal Bayaz sagte im Gespräch mit t-online über Nietzard: "Viele in unserer Partei sind es leid, ihre regelmäßigen Ausfälle zurückzuweisen."
Die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Fraktion, Irene Mihalic, erklärte im "Spiegel": "Alle Polizistinnen und Polizisten mit einem menschenverachtenden Label zu versehen, ist kein Beitrag zu einer kritisch-konstruktiven Debatte, sondern beschädigt unsere jahrelange Arbeit als Grüne im Dialog mit der Polizei." Sie erwarte daher "eine aufrichtige Entschuldigung ohne Umschweife und Relativierung".
Nietzard hatte sich unterdessen von ihrer Pullover-Aktion etwas distanziert – sie "glaube nicht, dass das der richtige Weg war, um auf die Probleme aufmerksam zu machen", erklärte sie in einem "Stern"-Podcast. Den Pulli besitze sie "als Privatperson". Nietzard ist seit Oktober 2024 Co-Sprecherin der Grünen Jugend.
- Nachrichtenagentur dpa