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Lohn-Niveau in Deutschland: Millionen Deutsche von Armut gefährdet


Mehr als 13 Millionen Armutsgefährdete
"Deutschland hat ein millionenfaches Lohnproblem"

Von dpa
Aktualisiert am 21.07.2025 - 14:31 UhrLesedauer: 3 Min.
Warnstreik von Arbeitern im Sozial- und Erziehungsdienst (Symbolbild): Für den Linken Abgeordneten Dietmar Bartsch bedeuten alle Gehälter unter 20 Euro die Stunde ein Armutsrisiko im Alter.Vergrößern des Bildes
Warnstreik von Arbeitern im Sozial- und Erziehungsdienst (Symbolbild): Für den Abgeordneten Dietmar Bartsch (Die Linke) bedeuten alle Gehälter unter 20 Euro pro Stunde ein Armutsrisiko im Alter. (Quelle: IMAGO/Peter Henrich / HEN-FOTO/imago-images-bilder)
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Millionen Deutsche arbeiten trotz Vollzeitjob für Bruttolöhne unter 2.750 Euro. Das Problem trifft besonders den Osten.

Jede und jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte verdient in Deutschland weniger als 2.750 Euro brutto im Monat. Das waren zuletzt rund 4,6 Millionen Menschen, wie eine der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vorliegende Antwort der Bundesregierung an den Linken-Abgeordneten Dietmar Bartsch zeigt. 40 Prozent oder 9,2 Millionen der Gehälter liegen unter 3.500 Euro.

Das macht aus Bartschs Sicht klar: "Deutschland ist kein Hochlohnland, sondern hat ein millionenfaches Lohnproblem." Bei teils horrenden Mietkosten und gestiegenen Preisen für Lebensmittel und Energie sei es für Millionen Menschen eine Herausforderung, die zwingenden Kosten des Alltags zu stemmen.

"Politische und soziale Unverschämtheit"

Aus Sicht der Industrie wird Deutschland manchmal als "Hochlohnland" bezeichnet. Für eine geleistete Arbeitsstunde haben Unternehmen vergangenes Jahr im Schnitt 43,40 Euro an Bruttoverdiensten und Lohnnebenkosten gezahlt.

Für die Betroffenen haben die Löhne im unteren Segment nach Einschätzung von Bartsch harte Folgen. "Eine politische und soziale Unverschämtheit ist es, dass genau diejenigen die Armutsrentner von morgen sein werden", sagte er.

Menschen im Ruhestand besonders oft von Armut betroffen

Hintergrund ist laut der Linken, dass ein Monatsbruttolohn von mehr als rund 3.300 Euro – rund 20 Euro pro Stunde – nötig ist, um eine gesetzliche Rente auf dem Niveau der Armutsrisiko-Schwelle zu erhalten. Andere Formen der Altersvorsorge sind hier nicht berücksichtigt.

In Deutschland gilt eine Person laut Statistischem Bundesamt als armutsgefährdet, wenn sie mit ihrem Nettoeinkommen unter 1.378 Euro im Monat liegt. 15,5 Prozent – rund 13,1 Millionen Menschen – sind in Deutschland armutsgefährdet. Laut dem Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbands sind Menschen im Ruhestand mit 19 Prozent überproportional betroffen.

Viele Renten unter Schwelle für Armutsrisiko

"Löhne unter 3.500 Euro sind faktisch eine Garantie für Renten auf Armutsniveau", sagte Bartsch. Wie viele Menschen aktuell weniger aus der gesetzlichen Rentenkasse bekommen als für eine Rente oberhalb der Armutsgefährdungsschwelle nötig, hatte Bartsch im Juli bereits abgefragt. Unter 1.300 Euro Rente erhalten demnach – Stand 31. Dezember 2024 – mehr als jede und jeder Vierte mit mindestens 45 Jahren in der Rentenversicherung.

Allerdings macht die gesetzliche Rente laut dem jüngsten Alterssicherungsbericht nur 53 Prozent der Bruttoeinkommen der Über-65-Jährigen aus (2023). Hinzu kommen etwa private Vorsorge (6 Prozent), Betriebsrenten (7 Prozent), weiteres Erwerbseinkommen (13 Prozent) sowie Transferleistungen und anderes (21 Prozent).

Ost-West-Gefälle

Regional sind die Einkommen in Deutschland ziemlich unterschiedlich verteilt. In den ostdeutschen Flächenländern verdienen rund 60 Prozent der Vollzeitbeschäftigten weniger als 3.500 Euro im Monat. Unter den Flächenländern hat Baden-Württemberg im Verhältnis am wenigsten Menschen in dieser unteren Lohngruppe (33,6 Prozent). Im Osten sind es bei fast jeder und jedem Dritten sogar unter 2.750 Euro.

Am wenigsten Beschäftigte mit einem Lohn unter 2.750 Euro sind es in Hamburg (rund 15 Prozent) – am meisten in Mecklenburg-Vorpommern (36 Prozent). Mehr als jede und jeder Fünfte sind es in allen Ostländern sowie in Schleswig-Holstein (24 Prozent), Niedersachsen (23 Prozent), in Rheinland-Pfalz und dem Saarland (jeweils 21 Prozent). Bundesweit verdienen 20,9 Prozent weniger als 2.750 und 41,6 Prozent weniger als 3.500 Euro.

Ein Prozent verdient mehr als 213.286 Euro

Aktuell reicht die Lohnspreizung in Deutschland von 20 Prozent der Vollzeitbeschäftigten, die im Jahr auf 77.000 Euro oder mehr kommen, bis 10 Prozent mit 32.500 Euro oder weniger. Liegt der eigene Verdienst beispielsweise bei 42.000 Euro, verdienen rund 30 Prozent der Vollzeitbeschäftigten gleich viel oder weniger. Mit einem Verdienst von 66.000 Euro gehört man zu den 30 Prozent mit den höchsten Verdiensten.

1 Prozent der Vollzeitbeschäftigten verdiente nach diesen jüngsten Zahlen im Jahr 2024 mehr als 213.286 Euro brutto. Bartsch folgert aus dem Lohngefüge: "Deutschlands Beschäftigte brauchen eine ernsthafte Lohnoffensive."

Enttäuscht über Mindestlohn

Bartsch sprach von einem "Versagen der sozialen Marktwirtschaft". Der schwarz-roten Regierung warf der Linken-Politiker vor, keinen Mindestlohn von 15 Euro als unterste Lohngrenze festgeschrieben zu haben. Dies schade dem Lohnniveau insgesamt.

Damit spielt Bartsch darauf an, dass die Bundesregierung die anstehende Mindestlohnerhöhung nicht per Gesetz bestimmen will. Die dafür zuständige Mindestlohnkommission mit Spitzenvertretern von Gewerkschaften und Arbeitgebern hatte beschlossen, dass der Mindestlohn in Deutschland zum 1. Januar 2027 in zwei Stufen auf 14,60 Euro pro Stunde steigen soll – Anfang kommenden Jahres von heute 12,82 auf 13,90 Euro. Die Regierung möchte die Empfehlung umsetzen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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