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FDP fordert: "Wir brauchen eine digitale Hochschule für ganz Europa!"


Forderung der FDP
"Wir brauchen eine digitale Hochschule für ganz Europa"

MeinungEin Gastbeitrag von J. Brandenburg und K. Kuhle

20.10.2020Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Eine Studentin lernt zu Hause am Laptop (Symbolbild): Die FDP wünscht sich eine nicht-analoge, europäische Universität.Vergrößern des Bildes
Eine Studentin lernt zu Hause am Laptop (Symbolbild): Die FDP wünscht sich eine nicht-analoge, europäische Universität. (Quelle: damircudic/getty-images-bilder)

Bislang funktioniert das System der europäischen Universitäten dezentral. Zwei FDP-Politiker, Konstantin Kuhle und Jens Brandenburg, wollen das ändern. Sie fordern

Kaum ein Begriff steht so sehr für europäische Erfolgsgeschichten wie das Erasmus-Programm. Mit dieser finanziellen Förderung durch die Europäische Union, die ursprünglich für Auslandsaufenthalte an Universitäten gedacht war, erleben heute viele Tausend Europäerinnen und Europäer in unterschiedlichen Institutionen eine lehrreiche und prägende Zeit im Ausland. Das Programm hat bis heute sogar für über eine Million Erasmus-Babys gesorgt: Kinder von Paaren, die sich während des Austausches kennengelernt haben.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das heutige "Erasmus+" noch immer nur einen begrenzten Teilnehmerkreis erreicht. Nur wer jung und geografisch mobil ist, kann zumeist von den Lehrangeboten anderer Mitgliedsstaaten profitieren. Es wird Zeit, die Vision einer europäischen Bildungsunion weiter voranzutreiben. Das Versprechen, durch Qualifikation und Austausch die eigenen Chancen zu verbessern, muss für alle Europäerinnen und Europäer erlebbar werden.

Macrons Vorstoß ist nur ein weiterer Fördertopf aus Brüssel

Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron hat schon in seiner Grundsatzrede zur Zukunft der EU am 26. September 2017 an der Pariser Sorbonne-Universität eine neue Vision für den europäischen Bildungsraum formuliert: Europäische Hochschulen sollen die Union enger zusammenbringen und gesamteuropäische Bildung vermitteln. Doch diese große Vision ist in der Umsetzung schnell an die Grenzen nationalstaatlicher Interessen und bürokratischer Bedenkenträger gestoßen. Das Ergebnis ist keine Hochschule nach europäischen Recht, sondern nur ein weiterer Fördertopf aus Brüssel. Das heißt konkret: Die europäischen Hochschulen sind eigentlich nur Kooperationsnetzwerke weniger nationaler Hochschulen, ein Fortschritt, aber kein großer.

Jens Brandenburg studierte Politik und Volkswirtschaftslehre. Anschließend arbeitete er in einer Unternehmensberatung, heute ist er Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag für Studium und Bildung. Konstantin Kuhle, 31, ist der innenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion. 2017 zog er das erste Mal in den Bundestag ein, zudem ist der Jurist auch Generalsekretär der FDP in Niedersachsen. Kuhle war zuvor Chef der "Jungen Liberalen".

Der nächste Schritt wäre eine europäische Hochschule, an der wirklich alle Europäerinnen und Europäer gemeinsam lernen können – unabhängig von zeitlichen oder finanziellen Ressourcen und von örtlicher Gebundenheit. Es ist absurd, die europäische Bildungsmobilität im Zeitalter der Digitalisierung weiterhin an die Bereitschaft zum physischen Wohnortwechsel zu knüpfen. Die EU ist bereit für eine Europäische Digitale Universität! Über ein Onlineportal sollen die besten Lehrangebote aus ganz Europa verfügbar werden. Die 45-jährige Chemikerin aus Warschau soll die Vorlesung zu den neuesten Forschungsergebnissen der Universität Maastricht besuchen können. Der 21-jährige Maschinenbaustudent aus Berlin soll sein Onlinestudium flexibel aus Lehrangeboten der renommiertesten Professorinnen und Professoren ganz Europas zusammenbauen können. Und die 55-jährige Erzieherin aus Paris soll auf dem Heimweg in der Straßenbahn ihrer Leidenschaft zur Kunstgeschichte über eine Onlinevorlesung der Universität Rom nachgehen können, nicht als Ersatz für persönliche Auslandsaufenthalte, sondern als zeitgemäße Ergänzung im Lebensalltag.

Die erste europäische Hochschule muss kein reines Onlineprojekt sein

Google bringt heute schon jeden Text und jede Quelle auf das Smartphone. Aber die akademische Einordnung und Orientierung beschränkt sich meist auf exklusive Kreise immatrikulierter Studierender vor Ort. Die European Digital University soll das ändern. Sie eröffnet der gesamten Bevölkerung einen direkten Zugang zur Vielfalt und Qualität der europäischen Hochschullehre. Das Alter, die Kinder, der Beruf, der Geldbeutel, die Pflege von Angehörigen, der Freundeskreis, körperliche Einschränkungen, Heimweh – alles keine Gründe mehr, auf die besten Vorlesungen und Seminare Europas zu verzichten. Egal, in welcher Lebenssituation. Und diese erste europäische Hochschule muss kein reines Onlineprojekt bleiben: Europäische Studiengänge wie European Law, European History oder European Business Administration könnten die European Digital University neben digitalen Lerneinheiten auch mit dezentralen Blockseminaren physisch erlebbar machen.

Die Bundesregierung sollte ihre EU-Ratspräsidentschaft nutzen, ein neues Kapitel in der europäischen Bildungsgeschichte aufzuschlagen. Das Corona-Semester hat gezeigt, dass digitale Lehre funktionieren kann. Die European Digital University kann ein europäisches Leuchtturmprojekt werden. Die Einführung der Physikprofessorin aus Madrid und der Philosophiekurs aus Paris wären schon bald für jeden auf dem Tablet greifbar. Für mehr Erasmus-Babys wird die Online-Uni kaum sorgen. Aber sie ist die Chance, Emmanuel Macrons großer Vision endlich Leben einzuhauchen. Denn wer zusammen lernt, der wächst auch zusammen.

Verwendete Quellen
  • Gastbeitrag der FDP-Politiker Kuhle und Brandenburg
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