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Tagesanbruch: Trennung bei den Gottschalks – Hält denn gar nichts mehr? Oh doch!


Was heute wichtig ist
Es gibt sie noch, die große Liebe

MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 20.03.2019Lesedauer: 7 Min.
Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Thomas und Thea Gottschalk.Vergrößern des Bildes
Thomas und Thea Gottschalk. (Quelle: imago/Archivbild)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?

Zu den schwersten Gesten zählt es, in der Niederlage Haltung zu zeigen. Wir Menschen verlieren nun mal nicht gern. Wenn wir ein einigermaßen bedeutendes Amt bekleiden und obendrein Popularität genießen, fällt uns das Verlieren erst recht schwer. Umso größeren Respekt dürfen wir Normalos, die wir gewöhnlichen Jobs abseits des Scheinwerferlichts nachgehen, jenen Menschen zollen, deren Niederlage über alle Fernsehschirme flimmert – und die dabei trotzdem Größe zeigen. So wie Thorsten Schäfer-Gümbel. Dreimal ist er auf den hessischen Ministerpräsidentenberg zugerannt, dreimal ist er auf halber Strecke kollabiert. Nun reicht es ihm (und seinen Parteifreunden wohl auch, den Wählern ohnehin): Er lässt seine Ämter als Hessens SPD-Chef, als SPD-Bundesvize und in der Landtagsfraktion fahren und zieht sich aus dem Politikbetrieb zurück. Anders als Herr Schulz, Frau May und viele andere klebt er also nicht an seinem Sessel.

Sicher, er fällt weich. Wie in Volksparteien üblich, stellt man ihm schnell ein anderes Sesselchen hin, in diesem Fall bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit. Sicher auch: Herr Schäfer-Gümbel war weder der Erste noch der Zweite, der begriff, dass die Wähler Herrn Schäfer-Gümbel partout nicht auf dem Gipfel sehen wollten. Dennoch: Selbst wenn er spät kommt, nötigt uns der Verzicht des 49-Jährigen auf alle politischen Ämter Respekt ab. Und könnte eigentlich manchen Herrschaften zum Vorbild gereichen. Vielleicht hat ja auch Herr Seehofer gestern einen Blick nach Wiesbaden geworfen. Oder fällt Ihnen jemand noch Prominenteres ein? Na, dann schreiben Sie den Namen doch ins t-online.de-Forum.


Nach einer Katastrophe, die Hunderten Menschen das Leben gekostet hat, möchte niemand der Schuldige sein. Deshalb ist mit Vorsicht zu betrachten, was Firmen, Behörden, beteiligte Mitarbeiter von sich geben, nachdem Maschinen des Typs Boeing 737 Max 8 erst in Indonesien und dann in Äthiopien abgestürzt sind. Dennoch verdichten sich die Hinweise, dass bei den Unglücken nicht nur das Gesetz der Schwerkraft am Werk war. Sondern auch die Gesetze des Marktes.

Der Konkurrenzkampf zwischen den Giganten der Branche, Boeing und Airbus, wird mit härtesten Bandagen geführt. Wir fliegen gerne mal für 30 Euro quer durch Europa, und die Margen der Airlines stehen unter Druck. Von den Flugzeugherstellern wird vor allem eines verlangt: Wirtschaftlichkeit. Für Boeing muss es ein Schock gewesen sein, als sein Stammkunde American Airlines zum ersten Mal im großen Stil bei Airbus einkaufte. Der US-Konzern musste also sein Arbeitspferd, die Boeing 737, dringend modernisieren, um mit dem Konkurrenten Schritt zu halten. Schnell musste es gehen. Eine fliegende Spardose musste herauskommen. Aber zu was für einem Preis.

Um schnell am Markt zu sein, durfte Boeing sein Flugzeug nur so zurückhaltend verändern, dass es keiner zeitraubenden Neuzulassung unterworfen werden musste. So war es mit der 737 seit Jahrzehnten gegangen, und ein Design-Kompromiss hatte zum nächsten geführt. Am Ende war es sogar nötig, das Flugverhalten in bestimmten Situationen per Software zu korrigieren, damit der Veteran der Lüfte sich auch in seiner neuesten Inkarnation noch ungefähr so fliegen lässt wie seine Vorfahren. Nach aktuellem Erkenntnisstand ist diese Software für die Abstürze verantwortlich.

Dass der programmierte Flughelfer versagte, hat ebenfalls mit der hektischen Markteinführung zu tun – so lautet jetzt der Vorwurf. Die US-Luftfahrtbehörde habe gemeinsam mit Boeing Druck ausgeübt, den Zulassungsprozess zu beschleunigen. Deshalb durfte Boeing kritische Komponenten des überarbeiteten Jets mal eben selbst überprüfen, darunter die Software zur Korrektur des Flugverhaltens. Experten der Behörde sagen, ihnen sei nicht bewusst gewesen, wie stark die neue Technik die Ausrichtung des Flugzeugs beeinflusst.

Eine Überraschung muss das auch für die Piloten gewesen sein. Bevor die Maschine vor Indonesien ins Meer stürzte, hatten die Crews nicht einmal von der Existenz des automatischen Korrektursystems etwas geahnt. Es sollte sein Werk still im Hintergrund verrichten. Auf entsprechende Schulungen durfte man deshalb verzichten, was Boeing kräftig Kosten sparte. Ein Sprecher der Pilotenvereinigung bei American Airlines beschrieb sein Training für die 737 MAX: "kaum mehr als eine Stunde mit einem iPad".

Man muss es Boeing lassen: Der Konzern hat seinen Rückstand gegenüber Airbus erfolgreich aufgeholt. Mit mehr als 5.000 Bestellungen ist das neue Modell ein Verkaufsschlager, die Auftragsbücher sind prall gefüllt. Noch mehr Andrang herrschte nur bei den Trauerfeiern.


WAS STEHT AN?

Jetzt hat es also auch noch die Gottschalks erwischt: Nach mehr als 40 (vierzig!) Ehejahren hat sich das Promi-Paar getrennt. Ich gestehe: Auch ich war ein bisschen erschüttert, als ich diese Nachricht hörte – und fragte mich: Muss ich jetzt den Glauben an das Gute verlieren? Hält denn gar nichts mehr? Ob im Bekanntenkreis oder bei Prominenten, irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass mehr und mehr Beziehungen scheitern. Mit diesen betrüblichen Gedanken schlich ich gestern Abend zu Bett.

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Und dann erwachte ich heute Morgen in aller Herrgottsfrühe, schaute in den Kalender und sah: Heute ist Weltglückstag! Also ging mein zweiter Blick zu dem kurzen Artikel, in dem meine Kollegin Silke Ahrens notiert hat, wie man ganz schnell glücklich wird. Da fühlte ich mich schon besser. Und als ich dann den dritten Blick auf die wunderbaren Liebestipps unserer treuen Leserinnen und Leser warf, spätestens da wusste ich: Es gibt sie noch, die große Liebe – auch nach 40, 50 oder mehr Jahren. Hach, das ist doch schön!


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Wenn alles so läuft wie (auch er) erwartet, dann ist Manfred Weber bald der wichtigste Politiker der EU. Er ist Spitzenkandidat der konservativen Europäischen Volkspartei (EVP), als solcher wird er nach der Europawahl wahrscheinlich nächster EU-Kommissionspräsident und Nachfolger von Jean-Claude Juncker. Genau der richtige Mann also, um in dieser Woche ein paar Fragen zu beantworten: Wie geht es weiter mit dem leidigen Brexit? Oder: Muss der EVP-Vorstand bei seiner heutigen Sitzung den Anti-Demokraten Viktor Orban aus der Parteienfamilie werfen?

Darauf braucht es Antworten. Also sind unsere Politikchefin Tatjana Heid und unser Parlamentsreporter Jonas Schaible nach München gefahren und haben Weber zum Interview getroffen. Sie haben einen Mann erlebt, dem ganz offensichtlich die Geduld mit den Briten ausgeht. Obgleich er eher ein gelassener Typ ist und sich als Politikprofi diplomatisch auszudrücken weiß, sagte er Sätze wie: "Ich bin es leid, dass wir uns die gesamte europäische Agenda von der Innenpolitik in Großbritannien bestimmen lassen." Und: "Es wächst das Gefühl bei vielen: Es reicht." Wer wollte ihm widersprechen?

Webers Lösungsvorschlag überrascht allerdings: Wenn sich das britische Parlament partout nicht einigen kann, was es will, könne Großbritannien ja noch ein Referendum abhalten – und zwar noch vor der Europawahl Ende Mai. Bisher galt das als utopisch, von mehreren Monaten Vorbereitungszeit war die Rede. Papperlapapp, meint Weber. Warum? Das lesen Sie hier.


Wir haben keine Stimme. Die da oben machen doch eh, was sie wollen. Die hören nicht auf uns Bürger. So lautet das Vorurteil vieler Menschen über Politiker. Es ist falsch. Die da oben sind erstens gar nicht so weit oben, sondern nur Entscheider auf Zeit und hören zweitens meistens genau hin, was sich in der Bevölkerung tut, weil sie nun mal von deren Zustimmung abhängig sind. So geschieht es jetzt auch beim Streit um das europäische Urheberrecht. CDU und SPD hatten sich in Brüssel auf eine Neuregelung eingelassen, die absehbar Großkonzerne wie Google und Facebook bevorzugt und deutsche Digitalunternehmen sowie Onlinekünstler benachteiligt. Im Web, aber auch auf den Straßen vieler Städte erhob sich daraufhin großer Protest. Am kommenden Samstag sind in ganz Europa Großdemonstrationen geplant. Das scheint die Entscheider zu beeindrucken.

Einer, der sich dabei stark engagiert, ist Peter Smits. Falls Ihnen der Name nichts sagt, fragen Sie bitte mal Ihre Kinder oder Enkel, die dürften ihn kennen. Im Internet ist Smits ein Superstar: Mehr als 2,3 Millionen Zuschauer hat sein YouTube-Kanal, in dem er normalerweise Videospiele kommentiert. Politik spielte in dieser Welt bislang eine Nebenrolle – doch das ändert sich durch den Angriff der EU-Politiker auf das freie Internet. Im Gespräch mit meiner Kollegin Laura Stresing und mir erklärt Smits, wo genau das Problem liegt.


Angela Merkels Kabinett diskutiert heute die Eckwerte des Bundeshaushalts 2020 und des Finanzplans bis 2023. Anschließend will Finanzminister Olaf Scholz auf einer Pressekonferenz darüber informieren. Wer regelmäßig auf Twitter unterwegs ist, kennt seine Planung schon.


Auf dem Friedhof im Zürcher Vorort Rehalp wird heute der verstorbene Bruno Ganz zu Grabe getragen. Ich kann es noch immer nicht fassen, dass ich diesen wunderbaren, unvergleichlichen Schauspieler nun nicht mehr auf der Bühne brillieren sehen kann.


Es gibt die Fußballstars, die vergoldete Steaks verzehren. Es gibt die Fußballstars, die in 25.000 Euro teuren Klamotten zur Nationalmannschaft anreisen. Und es gibt Nico Schulz. Einen Typen, der erfrischend bodenständig ist und sich einen feuchten Kehricht um Laufstege und Luxus schert. Der Berliner soll im Neuaufbau der DFB-Elf eine wichtige Rolle spielen und hat trotz seiner Jugend schon eine Menge erlebt. Vor dem Länderspiel der neuen Löw-Truppe gegen Serbien, das Sie heute ab 20.45 Uhr im Liveticker meiner Sportkollegen verfolgen können, hat sich unser ebenfalls bodenständiger Fußballexperte David Digili mit Schulz unterhalten: über dessen schwerste Zeit, über Gefahren für junge Spieler – und darüber, was im Leben wirklich zählt.


WAS LESEN?

Obwohl ständig über Russland berichtet wird, bleiben dieses riesige Land, seine Bewohner und seine politische Führung uns oft seltsam fremd. Warum erscheinen Politik und Gesellschaft dort so nationalistisch, verlangen die Bürger nicht stärker nach Demokratie, Meinungsfreiheit, internationalem Ausgleich? Das fragen wir uns ein ums andere Mal. Und dann hören wir von dem neuen Buch der Autorin Masha Gessen. Es erkläre Russland meisterhaft – so detailliert und zugleich schlüssig, dass man die Brüche und Entwicklungen dort endlich verstehe. Puh, so ein dickes Buch, denken wir, wann sollen wir denn das auch noch lesen? Und dann sehen wir, dass die Kollegen des Deutschlandfunks eine prägnante Zusammenfassung des Werkes veröffentlicht haben, für deren Lektüre wir nicht Stunden, sondern nur Minuten benötigen. Also schnell lesen!


WAS AMÜSIERT MICH?

Kennen Sie diese unhöflichen Rüpel, die sich einen Dreck um die Würde anderer Menschen scheren? Im fernen Asien zeigt uns ein couragierter Herr, wie man solche Tunichtgute in die Schranken weist.

Ich wünsche Ihnen einen couragierten Tag

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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