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Tagesanbruch – FC Bayern: Jetzt gibt es eigentlich nur noch eine Lösung


Was heute wichtig ist
Jetzt gibt es eigentlich nur noch eine Lösung

MeinungVon Florian Wichert

Aktualisiert am 13.05.2019Lesedauer: 6 Min.
Meinung
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Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Bayern-Präsident Uli Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.Vergrößern des Bildes
Bayern-Präsident Uli Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages – heute von mir als Stellvertreter von Florian Harms:

WAS WAR?

Mehr als 80 Millionen Menschen leben in Deutschland. Knapp zehn Millionen davon zählen sich laut "Statista"-Angaben von 2015 zu den Fans des größten und erfolgreichsten deutschen Fußballvereins FC Bayern München. Und die hätten am Samstag fast den nächsten großen Erfolg zu feiern gehabt: Den 29. Deutschen Meistertitel insgesamt und den siebten hintereinander. Ein einziges Tor am vorletzten Spieltag in Leipzig hätte gereicht. Das Bier war längst kaltgestellt, die T-Shirts für Spieler und Verantwortliche bedruckt. Und nun warteten die Fans. Und warteten. Und warteten.

Vergeblich.

Das Spiel endete 0:0 – und plötzlich gibt es in der Bundesliga etwas, das es seit zehn Jahren nicht gab. Spannung und ein echtes Finale am letzten Bundesliga-Spieltag kommenden Samstag. Bayern und Borussia Dortmund: Beide können das Fernduell noch für sich entscheiden und Meister werden.

Der normale Fußballfan findet das natürlich großartig. Wer nicht Bayern-Fan ist, drückt Dortmund die Daumen. Damit nicht immer die gleichen Erster werden.

Zwischen den Vereinen fliegen unterdessen schon die Fetzen.

In Dortmund hat der Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke festgestellt, dass die Bayern jetzt alles verlieren können und die Borussen alles gewinnen. Stimmt gar nicht, sagte Bayerns Sportdirektor Salihamidzic daraufhin. Alles gewinnen könnten die Dortmunder gar nicht, weil sie im DFB-Pokal gar nicht mehr dabei sind. Aber der Watzke habe sich sowieso in letzter Zeit nicht gerade beliebt gemacht bei ihm, meckerte Salihamidzic.

Oha.

Die Bayern sind offenbar dünnhäutig. Wo der Sportdirektor schon mal dabei war, setzte er auch gleich den eigenen Trainer unter Druck. Würde Bayern Meister, würde er der Saison noch eine 2+ geben, wenn er eine Note zu vergeben hätte. Würde Dortmund Meister, wäre es für Bayern "eine Scheißsaison". Was auch immer das in einer Note ausgedrückt bedeuten würde. Eine 5? Eine 6? Oder wäre das dann noch abhängig vom DFB-Pokalfinale, das der Verein auch noch gewinnen kann?

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Eines kann man mit Sicherheit feststellen: Die 90 Minuten am kommenden Samstag gegen seinen ehemaligen Klub Frankfurt werden die wohl wichtigsten in der Karriere von Trainer Niko Kovac werden. Nach einer "Scheißsaison" wird er kaum weitermachen dürfen. Bei einer 2+ wäre das vielleicht denkbar.

Oder auch nicht.

Denn seit Kovac bei Bayern ist, wird über ihn diskutiert – außerhalb, aber insbesondere auch innerhalb des Vereins. Präsident Uli Hoeneß ist eigentlich ganz zufrieden, aber Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hätte vergangenes Jahr viel lieber den früheren Dortmund- und heutigen Paris-Trainer Thomas Tuchel zu Bayern geholt und weigert sich jetzt, Kovac eine Jobgarantie auszustellen. Er betonte zuletzt immer wieder, dass es bei so einem erfolgreichen Verein gar keine Jobgarantien geben könne und erhöhte damit den Druck. Auch dieses Wochenende hat er das wieder getan.

Wie um Himmels Willen soll Kovac da jemals in Ruhe arbeiten können? Wie soll er die Mannschaft auf die nächste Saison vorbereiten, wenn der Druck aufgrund millionenschwerer Investitionen noch viel größer wird?

Eben. Schlecht. Wahrscheinlich sogar gar nicht.

Und deshalb gibt es eigentlich nur eine Lösung: Die Trennung. Falls Kovac nicht selbst genug hat von dem Genörgel, müssen die Bayern reagieren und endlich mal konsequent sein. Selbst bei einer 2+. Anschließend müssen sie erst mal jemanden finden, der besser ist als Kovac. Aber das Problem haben sie sich in dem Fall selbst eingebrockt.


WAS STEHT AN?

Vielleicht sind Sie auch am Wochenende nach dem "Heute Journal" im ZDF hängengeblieben oder haben an anderer Stelle einen eigenartigen Spot zur Europawahl gesehen? Um die Werbespots der Parteien gibt es immer mal wieder Ärger. Die Öffentlich-Rechtlichen sind zur Ausstrahlung von Wahlwerbung verpflichtet, müssen Parteien eine "angemessene Sendezeit" einräumen und dürfen Spots nur ablehnen, wenn sie definitiv keine Wahlwerbung beinhalten oder offensichtlich gegen Gesetze verstoßen. Zuletzt gab es Ärger um einen Spot der Satirepartei "Die Partei", der zunächst nicht als Wahlwerbung erkennbar war.

Doch selbst wenn der Inhalt den Regeln entspricht, darf man ihn durchaus kritisch hinterfragen.

Beispiel: Der Spot der "Partei für die Tiere", der an besagtem Samstagabend lief: Schlechte Tonqualität, eine wirre Handlung und wahnsinnig schlechte Protagonisten. Ein als Captain Jack Sparrow aus "Fluch der Karibik" verkleideter "Schauspieler", dazu ein sprechender Papagei. Unabhängig von allen Inhalten, Plänen und dem Programm der Partei: Wie will man so Wähler für seine Partei oder die Wahl überhaupt begeistern?

Es ist ja nur die "Partei für die Tiere", die ohnehin keine große Rolle spielt, mag man meinen.

Doch das Problem ist exemplarisch. Auch die großen Parteien haben bislang offenbar nicht den richtigen Ton oder die bewegenden Themen gefunden, wie Florian Harms und Marc Krüger bereits im Audio-Tagesanbruch am Wochenende analysiert haben. Deshalb steuert Deutschland womöglich wieder eine Wahlbeteiligung von 48 Prozent an wie 2014 und Europa eine von durchschnittlich 43 Prozent.

Ist der Wahlkampf vielleicht einfach nicht mehr zeitgemäß? Was können die Parteien tun, um näher an die Menschen heranzukommen. Drei Vorschläge:

  • Die Parteien sollten ihre Wahlprogramme straffen. 65 Seiten bei der FDP, 76 bei der SPD und bei den Grünen gar 197 Seiten? Das ist eine Zumutung. Auch wenn wir für Sie die wesentlichen aktuellen Forderungen hier zusammengefasst haben.
  • Die Parteien sollten neue Kanäle suchen und nutzen. Wie wäre es mit Spotify, Netflix oder Amazon? Über ein paar halbherzige Versuche sind sie noch nicht hinausgekommen.
  • Vielleicht sollten die Kandidaten auch einfach mehr von sich preisgeben. Sie sollten mehr Mut aufbringen und in Sendungen oder Formaten auftreten, bei denen Sie neue Zielgruppen erreichen.

Zugegeben: In den verbliebenen zwei Wochen bis zur Europawahl wird das eng. Wählen gehen sollten Sie trotzdem. Und bis dahin die Nachrichten, Hintergründe und Infos auf unserer Europawahl-Seite im Blick behalten: Hier.


Die Woche wird bunt. Neben dem traditionell schrillen Eurovision Song Contest in Israel mit dem Finale am Samstag beginnen morgen Abend auch die Internationalen Filmfestspiele von Cannes. Der Eröffnungsfilm ist mit "The Dead Don't Die" ein etwas eigenartiger Zombie-Apokalypse-Komödien-Film, in dem Bill Murray und Adam Driver gegen Untote wie Iggy Pop kämpfen. Geschmackssache. Aber es gibt auch spannendere Werke. Eines ist gerade erst fertig geworden, weil Quentin Tarantino sich offenbar monatelang im Schnitt verkrochen hat.

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"Once upon a time ... in Hollywood" wurde nachträglich aufgenommen und wird in Cannes seine Weltpremiere feiern – 25 Jahre nachdem Tarantino dort für sein Meisterwerk "Pulp Fiction" die Goldene Palme gewann. Allein die Namen, die er für seine Hommage an das Hollywood seiner Jugend verpflichtet hat, sind spektakulär: Brad Pitt, Leonardo DiCaprio, Al Pacino, Kurt Russell, Tim Roth, Margot Robbie.

An der Côte d'Azur werden dazu aber noch ganz andere Gäste erwartet, die deutlich überraschender sind: Dieses Mal dürfte der argentinische Fußballer Diego Maradona für eine Doku vorbeischauen, und auch der Spielfilm "Rocketman" über Elton John wird mit Spannung erwartet – angeblich will er selbst über den roten Teppich laufen. Ein vielversprechendes Programm.


Weniger vielversprechend: US-Präsident Donald Trump empfängt heute im Weißen Haus Ungarns Ministerpräsidenten Viktor Orban. Ein Treffen, das Zündstoff bietet. Kongressmitglieder gleich beider US-Parteien haben Vorbehalte. "In den vergangenen Jahren ist die Demokratie in Ungarn erheblich erodiert", haben der republikanische Vorsitzende des Senatsausschusses für Außenpolitik, Jim Risch, und dessen ranghöchster Demokrat Bob Menendez in einem gemeinsamen Brief an Präsident Donald Trump geschrieben. Mehrere demokratische Abgeordnete haben auf antisemitische und ausländerfeindliche Äußerungen Orbans verwiesen und Trump aufgefordert, das Treffen abzusagen. Das hat er – wenig überraschend – nicht getan. Trump und Orban wollen über eine Vertiefung der Beziehung sprechen. Hoffentlich nicht zu tief.


In Brüssel treffen sich die EU-Außenminister, um über das gefährdete Atomabkommen mit dem Iran zu beraten sowie die jüngsten Entwicklungen in Libyen und in der Sahelzone.


Am kommenden Wochenende wird zwar die deutsche Meisterschaft entschieden, die Saison ist damit aber noch nicht vorbei. Eine Woche später, am 25. Mai, geht es noch um den DFB-Pokal. Holt der FC Bayern seinen 19. Titel in diesem Wettbewerb oder gelingt RB Leipzig bei der Finalpremiere der erste Erfolg? Falls Sie noch nicht wissen, wo Sie das Spiel verfolgen wollen, habe ich einen Vorschlag: Bewerben Sie sich hier und schauen Sie das Spiel gemeinsam mit unserem Kolumnisten Stefan Effenberg und mir in unserem Newsroom in Berlin Mitte. 3 x 2 Plätze sind noch frei.


WAS LESEN ODER ANSCHAUEN?

Deutschland ist für Frauenhändler bisher ein angenehmes Pflaster. Sie werden meist nur zu Geld- oder Bewährungsstrafen verurteilt, wenn überhaupt. Jetzt wächst allerdings international der Druck, das Land nicht zum "Puff Europas" verkommen zu lassen. Dietmar Seher hat hier aufgeschrieben, was das bedeutet.


WAS AMÜSIERT MICH?

Insgesamt 380 Sendungen sind Rekord. Nach 39 Jahren bei der ARD hat Gerhard Delling (60) am vergangenen Samstag zum letzten Mal die "Sportschau" moderiert. Ein guter Anlass, sich zum Abschied noch mal die besten Momente seiner 12-jährigen Zusammenarbeit mit Günter Netzer anzuschauen.

Ich wünsche Ihnen einen lustigen Start in die Woche. Morgen schreibt mein Kollege Peter Schink den Tagesanbruch.

Ihr

Florian Wichert
Stellvertretender Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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