t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikUkraine

Ukraine-Krieg | Nachtüberblick: Wolodymyr Selenskyj: "Wir zeigen keine Schwäche"


Die Nacht im Überblick
Selenskyj: "Wir zeigen keinerlei Schwäche"

Von dpa
Aktualisiert am 21.09.2022Lesedauer: 4 Min.
Wolodymyr Selenskyj gibt sich nach außen unbeeindruckt von den russischen Scheinreferenden.Vergrößern des BildesWolodymyr Selenskyj gibt sich nach außen gelassen von den russischen Scheinreferenden. (Quelle: IMAGO/Ukraine Presidency)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Die internationale Empörung über russische Scheinreferenden wächst. Der ukrainische Präsident Selenskyj gibt sich gelassen. Ein Überblick.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj reagierte demonstrativ gelassen auf die Ankündigung von Volksabstimmungen in den Gebieten Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja. Daran sei nichts Neues. "Unsere Position ändert sich nicht durch Lärm oder irgendwelche Ankündigungen", sagte er in seiner Videoansprache am Dienstag. "Wir verteidigen die Ukraine, wir befreien unser Land, und wir zeigen vor allem keinerlei Schwäche."

Selenskyj bekommt am Mittwoch die Gelegenheit, die Position der Ukraine in der UN-Vollversammlung zu verdeutlichen. Er wird dort per Video zugeschaltet, Putin wird in New York von Außenminister Sergej Lawrow vertreten. Die von Moskau angestrebte Eskalation im seit fast sieben Monaten dauernden Angriffskrieg überschattet die UN-Generaldebatte, bei der auch US-Präsident Joe Biden sprechen soll. Für die Ukraine ist Mittwoch der 210. Kriegstag seit Beginn der russischen Invasion vom 24. Februar.

Loading...
Symbolbild für eingebettete Inhalte

Embed

Ukraine bekommt Solidaritätsadressen vieler westlicher Partner

Selenskyj dankte für die einhellige Verurteilung der russischen Pläne durch viele Länder und Organisationen. "Wir haben die volle Unterstützung unsere Partner", sagte er in Kiew. Unter anderem haben Biden, Bundeskanzler Olaf Scholz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell den Moskauer Vorstoß kritisiert. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) nannte die Abstimmungen illegal und einen Verstoß gegen das Kriegsvölkerrecht. Die Scheinreferenden sind auch Thema beim Treffen der Vereinen Nationen. Lesen Sie hier unsere Analyse zur Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz vor der UN-Generalversammlung .

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock verurteilte die angekündigten Abstimmungen als Verhöhnung der Ukraine und der Vereinten Nationen. "Bei aller Vorsicht, bei aller Verantwortung, die wir haben, dürfen wir uns von dieser erneuten Provokation nicht kirre machen lassen, sondern wir müssen in der vollen Verantwortung für den Frieden in Europa die Ukraine jetzt weiterhin unterstützen", sagte die Grünen-Politikerin in den ARD-"Tagesthemen". Waffenlieferungen sollten weitergehen, "weil damit Menschenleben gerettet werden". Lesen Sie hier mehr dazu.

Chefs besetzter Gebiete bitten Putin um Hilfe

Die von Moskau gestützten Separatistengebiete Donezk und Luhansk sowie die im Krieg eroberten Regionen Donezk und Saporischschja planen vom 23. bis 27. September Volksabstimmungen. Das teilten sie am Dienstag mit. Die zeitgleichen Scheinreferenden ohne Zustimmung der Ukraine und ohne jegliche Kontrolle laufen auf einen schnellen Anschluss an Russland heraus. Sie gelten als Moskauer Reaktion auf die erfolgreiche ukrainische Gegenoffensive im Osten. 2014 hatte sich Russland die ukrainische Halbinsel Krim einverleibt und dies mit einem international nicht anerkannten Referendum zu untermauern versucht.

Wie in einem Drehbuch zu Putins Auftritt wandten sich die Verwaltungschefs von Donezk und Cherson am Dienstag direkt an den Präsidenten im Kreml. Sie baten, dass er den Beitritt zu Russland befürworten möge. "Dieses Ereignis wird die Wiederherstellung der historischen Gerechtigkeit", sagte Separatistenführer Denis Puschilin aus Donezk.

Loading...
Symbolbild für eingebettete Inhalte

Embed

Wie viele Menschen sich in den von Moskau beherrschten Teilen der Ukraine aufhalten, lässt sich kaum sagen. Die Bevölkerung dort ist seit Februar durch Tod, Flucht oder Verschleppung nach Russland stark dezimiert worden. Moskau hält trotz der ukrainischen Gegenoffensiven Schätzungen zufolge immer noch mehr als ein Sechstel des ukrainischen Staatsgebiets inklusive der Krim besetzt.

Vergebliches Warten auf Putin-Rede

Die Mediengruppe RBK und der Staatssender RT kündigten für Dienstagabend eine Rede Putins zu den von Russland als Referenden bezeichneten Abstimmungen in den besetzten Gebieten an. Doch die Zuschauer warteten vergeblich. Nach mehreren Stunden des Wartens schrieb RT-Chefin Margarita Simonjan auf Telegram "Geht schlafen!". Der TV-Propagandist Wladimir Solowjow schrieb schlicht: "Morgen".

Der russischen Regierung nahestehende Persönlichkeiten in Russland warnen den Westen in den sozialen Medien, die russischen Gebietsgewinne zu akzeptieren oder einen "vollwertigen Krieg" zu riskieren. Die Chefredakteurin des russischen Fernsehsenders RT, Margarita Simonjan, schrieb in der Nacht: "Heute ein Referendum, morgen die Anerkennung als Teil der Russischen Föderation, übermorgen werden die Angriffe auf russisches Territorium zu einem vollwertigen Krieg zwischen der Ukraine und der NATO und Russland, in dem Russland nicht mehr die Hände gebunden sind." Der ehemalige russische Präsident und Putin-Unterstützer Dmitri Medwedew äußert sich ebenfalls: "Das Eindringen in russisches Territorium ist ein Verbrechen, das es erlaubt, alle Kräfte der Selbstverteidigung einzusetzen."

Eine Annexion der Gebiete würde für Moskau bedeuten, dass es die mögliche Rückeroberung durch die Ukraine als Angriff auf eigenes Staatsgebiet darstellen könnte. Dies würde es auch erleichtern, in Russland eine Teil- oder Generalmobilmachung zu verkünden. Schnell durchgepaukte Gesetzesänderungen im russischen Parlament vom Dienstag scheinen in diese Richtung zu deuten. Allerdings verneinte der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Andrej Kartapalow, dass eine allgemeine Mobilmachung geplant sei. Der tschetschenische Machthaber und Putin-Unterstützer Ramsan Kadyrow ließ ein Video veröffentlichen, in dem er Hilfe für die Abstimmungen in Luhansk ankündigte.

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

USA wollen bei Aufklärung von Kriegsverbrechen helfen

Die USA wollen der Ukraine bei der Aufklärung russischer Kriegsverbrechen mehr Hilfe leisten. US-Justizminister Merrick Garland und der ukrainische Generalstaatsanwalt Andrij Kostin unterzeichneten am Dienstag in Washington eine entsprechende Absichtserklärung.

Die USA wollten Kiew dabei unterstützen, Menschen "zu identifizieren, festzunehmen und strafrechtlich zu verfolgen, die an Kriegsverbrechen und anderen Gräueltaten in der Ukraine beteiligt sind", sagte Garland. Es gehe darum, den Opfern ein gewisses Maß an Gerechtigkeit zu verschaffen, betonte Kostin.

Wie im Frühjahr nahe der Hauptstadt Kiew sind die ukrainischen Behörden nun auch nach der Befreiung des Gebiets Charkiw auf Massengräber gestoßen. Viele der Leichen weisen nach ukrainischen Angaben Spuren eines gewaltsamen Todes auf, was den Verdacht auf russische Kriegsverbrechen nahelegt.

Das wird am Mittwoch wichtig

Der ukrainische Präsident Selenskyj wird am Mittwoch nicht nur zur UN-Generalversammlung sprechen. Er hält auch eine Ansprache vor Vertretern der US-Rüstungsindustrie – ebenfalls per Videoschalte. Die USA sind für die Ukraine der wichtigste Waffenlieferant. Verteidigungsminister Olexij Resnikow soll ebenfalls im Rahmen des Treffens der US-Rüstungsbranche NDIA sprechen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website