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Ukraine-Krieg – Die Nacht im Überblick: UN lassen Getreidefrachter weiterfahren


Trotz russischer Drohungen
Zwölf Getreideschiffe verlassen ukrainische Häfen

Von dpa, cli

Aktualisiert am 31.10.2022Lesedauer: 4 Min.
Der Hafen von Odessa (Archivbild): Ukraine braucht Einnahmen aus dem Verkauf von Getreide.Vergrößern des BildesDer Hafen von Odessa: Russland blockiert erneut die Ausfuhr von ukrainischem Getreide. (Quelle: IMAGO/STR)
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Trotz Russlands Ausstieg aus dem Getreideabkommen brechen zwölf Schiffe aus der Ukraine auf. Präsident Selenskyj berät sich mit Militärs. Ein Überblick.

Trotz des von Russland ausgesetzten Getreidelieferabkommens haben am Montag nach Angaben des ukrainischen Innenministeriums zwölf Schiffe von Häfen des Landes abgelegt. Sie sind laut dem internationalen Koordinierungszentrum in Istanbul, das das Abkommen überwacht, in Richtung Türkei unterwegs. Vier weitere sollen am Montag in Gegenrichtung die Ukraine ansteuern.

Damit trotzen die Türkei und die Ukraine der Entscheidung Russlands vom Wochenende, das von den Vereinten Nationen und der Türkei vermittelte Getreidelieferabkommen auf unbestimmte Zeit auszusetzen. Die Regierung in Moskau hatte die Einigung überraschend aufgekündigt und den Schritt damit begründet, dass die Ukraine die russische Schwarzmeerflotte auf der Halbinsel Krim massiv mit Drohnen angegriffen habe.

Das im Juli geschlossene Abkommen soll ukrainische Getreideausfuhren über das Schwarze Meer trotz des tobenden Krieges ermöglichen. Es galt als zentraler Beitrag zur Milderung der vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgelösten globalen Ernährungskrise. Die Initiative hatte die monatelange Blockade der ukrainischen Getreideausfuhren infolge des russischen Angriffskriegs beendet.

Unklar ist, wie Russland reagieren wird

Delegationen der Vereinten Nationen, der Türkei und der Ukraine hatten sich nun darauf geeinigt, die Getreideexporte aus der Ukraine über das Schwarze Meer weiterlaufen zu lassen, obwohl Russland das sichere Geleit für die Frachter aufgekündigt hat. Die russische Delegation in dem Zentrum sei von dem Ergebnis informiert worden. Unklar ist, wie Russland auf diesen fortgesetzten Schiffsverkehr reagieren wird.

Der UN-Koordinator für die Getreideinitiative, Amir M. Abdulla erklärte am Montag auf Twitter, zivile Frachtschiffe dürften weder als "militärisches Ziel noch Geisel" missbraucht werden. "Die Lebensmittel müssen weitergeleitet werden".

Auch die bisher von allen vier Parteien gemeinsam in Istanbul durchgeführten Kontrollen der Frachter sollen weitergehen. Für Montag sollen die UN und die Türkei zehn Teams stellen, um 40 wartende Schiffe abzufertigen. Die Ukrainer seien einverstanden, die Russen seien in Kenntnis gesetzt worden, hieß es von den Vereinten Nationen.

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"Die Ukraine wird von ihrer Seite alles tun, damit die Initiative zum Getreideexport weiter funktioniert", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner Videoansprache am Sonntag.

Russland sprach am Sonntag von angeblichen Beweisen, dass die Ukraine den humanitären Seekorridor für den Drohnenangriff auf die Schwarzmeerflotte in Sewastopol am Vortag missbraucht habe. Über eine Rückkehr in die Getreidevereinbarung sei nicht zu reden, solange dies nicht vollständig aufgeklärt sei, sagte Vizeaußenminister Andrej Rudenko. Moskau will diesen Angriff am Montag, dem 250. Kriegstag, auch vor den UN-Sicherheitsrat in New York bringen.

Russlands Mitarbeit im Kontrollzentrum ruht – aber nicht ganz

Bei der Sitzung der vier Delegationen im Koordinationszentrum habe die russische Seite mitgeteilt, die Mitarbeit auf unbestimmte Zeit auszusetzen, hieß es in der UN-Mitteilung. Sie wolle aber den Dialog mit den UN und der Türkei über "drängende Fragen" fortsetzen. Die russischen Vertreter wollten sich am Rande auch beteiligen, wenn die Getreideinitiative insgesamt rasche Entscheidungen treffen müsse.

Nach türkischen Angaben sind seither 9,3 Millionen Tonnen Getreide verschifft worden. Vereinbart ist, dass die Schiffe und ihre Fracht jeweils bei der Durchfahrt durch die türkische Meerenge Bosporus kontrolliert werden.

Ursprünglich galt das Abkommen bis 19. November. Es wäre aber, wenn keine Seite widersprochen hätte, automatisch verlängert worden. Moskau hatte das Abkommen zuletzt immer wieder kritisiert, weil es sich infolge der Sanktionen des Westens bei den eigenen Getreide- und Düngemittelexporten ausgebremst sieht.

Angriff auf Sewastopol trifft Russland

Der Heimathafen der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol auf der annektierten Halbinsel Krim wurde am Samstag von Flug- und Schwimmdrohnen angegriffen. Moskau spricht von einem Terrorakt und behauptet, dass die ferngesteuerten Kampfboote sich im Schutz des Seekorridors für die Getreideexporte bewegt hätten. Mindestens eine Drohne sei auf See von einem Getreideschiff aus gestartet worden. Beweise wurden in einer Mitteilung des russischen Verteidigungsministeriums vom Sonntag aber nicht angeführt. Lesen Sie hier mehr zu den Drohnenangriffen.

So etwas könnten nur kranke Menschen behaupten, entgegnete der ukrainische Staatschef Selenskyj in seiner Videoansprache. "Aber diese kranken Menschen bringen die Welt erneut an den Rand einer schweren Nahrungsmittelkrise." Für Russlands Kriegsführung gegen die Ukraine bedeutet die Attacke, dass die Schwarzmeerflotte als Herzstück der Militärmacht auf der Krim nicht sicher ist.

Ukrainischer Präsident berät mit seinen Militärs

Selenskyj beriet am Sonntag erneut mit den Spitzen der Streitkräfte und der anderen Sicherheitsorgane über den Fortgang des Abwehrkampfes gegen Russland. Dabei sei es auch um die möglichen Pläne des Feindes für die kommende Zeit gegangen, sagte er, ohne Einzelheiten zu nennen. Allerdings sind auf solche Sitzungen des Oberkommandos schon mehrfach Offensiven der ukrainischen Streitkräfte gefolgt. "Wir arbeiten täglich, um die Wiederherstellung der territorialen Unversehrtheit unseres Staates zu beschleunigen", sagte er.

Das wird am Montag wichtig

Der seit mehr als acht Monaten dauernde russische Angriffskrieg auf die Ukraine prägt auch den Besuch von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock in den zentralasiatischen Staaten Kasachstan und Usbekistan. Die Grünen-Politikerin führt am Montag zunächst Gespräche in der kasachischen Hauptstadt Astana. Kasachstan ist ein großer Energie- und Rohstofflieferant.

Russlands Krieg stelle alle Nachfolgestaaten der Sowjetunion vor die Frage, ob auch ihre Staatlichkeit zur Disposition gestellt werden könnte, sagte Baerbock. Um die Chancen zur Zusammenarbeit zu nutzen, "müssen wir endlich damit vorankommen, Zentralasien besser mit Europa zu vernetzen".

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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