Sapad-Manöver steht bevor Wenn russische Militärübungen im Krieg enden

Das Sapad-Manöver steht an, die Befürchtungen im Westen sind groß. Die Vergangenheit zeigt, dass Russland Militärübungen teilweise nutzt, um Angriffe auf benachbarte Staaten zu forcieren.
In wenigen Wochen findet in Belarus das Manöver Sapad-2025 statt. Es ist die erste Militärübung dieser Dimension von Russland und Belarus seit dem Einmarsch in die Ukraine. Im Westen wächst daher nun die Sorge, dass Russland das Manöver nutzt, um einen Angriff auf die Nato vorzubereiten.
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Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass diese Sorge durchaus eine historische Grundlage hat. Denn in der Vergangenheit ging Russland mehrfach ähnlich vor – zuletzt beim Angriff auf die Ukraine. Auch das war nicht das erste Mal. Bereits während des Kalten Krieges nutzte die Sowjetunion ähnliche Taktiken.
Šumava-Manöver: Das Ende des Prager Frühlings
Im Jahr 1968 starteten in der Tschechoslowakei Liberalisierungs- und Demokratisierungsversuche der dortigen Kommunistischen Partei, der sogenannte Prager Frühling. Dabei war das Land eigentlich ein Verbündeter der Sowjetunion.
Kurz darauf fand auf Drängen der Sowjetunion das Manöver Šumava (Deutsch: "Böhmerwald") in der Tschechoslowakei statt, bei dem neben der Sowjetarmee auch die ungarische Volksarmee, die Nationale Volksarmee der DDR, die polnische Armee und die tschechoslowakische Volksarmee teilnahmen. Später sollte sich herausstellen, dass das Manöver nicht nur als Machtdemonstration des Warschauer Pakts dienen sollte, sondern auch als Probelauf für eine spätere Invasion.
Sowjetische Truppen konnten sich mit dem Territorium vertraut machen, zudem wurden im Rahmen des Manövers zusätzliche sowjetische Truppen an die Grenzen verlegt. Zwei Monate nach dem Manöver marschierten Truppen der Sowjetunion mit Unterstützung aus Polen, Ungarn und Bulgarien in die Tschechoslowakei ein und besetzten das Land in wenigen Stunden. Der Prager Frühling war wenige Tage später vorbei, zahlreiche Reformprojekte wurden beerdigt.
Georgien: Ein Manöver endete im Krieg
Ein ähnlicher Vorgang war im Jahr 2008 zu beobachten. Damals startete Russland in mehreren Regionen des Landes das Militärmanöver Kawkas mit rund 8.000 Soldaten und 700 Fahrzeugen nahe der Grenze zu Georgien. Dort fand zeitgleich ein US-Manöver statt.
Bereits im Vorfeld gab es immer wieder militärische Auseinandersetzungen, bei denen die georgische Region Südossetien im Mittelpunkt stand. Kurz nach dem Manöver brachen dort schließlich Kämpfe zwischen den georgischen Regierungstruppen und von Russland unterstützten Separatisten aus.
Schließlich intervenierte auch Russland militärisch, es kam zu der Fünf-Tage-Krieg, der allerdings ohne wirkliches Ergebnis endete. Der Konflikt war nicht gelöst, in der Folge kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen.
Krim: Vorher schon verdächtige Truppenbewegungen
Auch vor der russischen Invasion der Krim 2014 gab es eine Vorgeschichte. Bereits nach Ende des Kalten Krieges gab es in den 1990er-Jahren russische Abspaltungsversuche der Krim. Russland stationierte in der Folge bereits Truppen in der Nähe. Unter dem Vorwand der Olympischen Winterspiele in Sotschi zog Russland dann weitere Truppen im Schwarzmeerraum zusammen.
Nach dem Sturz der prorussischen Regierung in der Ukraine im Februar 2014 marschierten russische Soldaten dann auf die Krim ein und besetzten die Halbinsel. Zunächst waren die Soldaten ohne russische Hoheitszeichen unterwegs, Russland bestritt eine Beteiligung. Erst später räumte Präsident Wladimir Putin eine direkte Beteiligung des Militärs ein.
Union Resolve: Start der Ukraine-Invasion
Auch bei der russischen Invasion der restlichen Ukraine arbeitete Russland zunächst nur mit der inoffiziellen Unterstützung von Separatisten, die zunächst die Regionen Donezk und Luhansk besetzten.
Russlands offizieller Angriff begann einmal mehr zunächst mit einem Manöver. So fand die Militärübung Union Resolve vom 10. bis 20. Februar 2022 in Belarus statt. Dort wollten beiden Länder offiziell nur die Abwehr einer "externen Aggression" im Rahmen eines Verteidigungseinsatzes üben. Die Nato prognostizierte bereits im Vorfeld den größten Einsatz in Belarus seit dem Kalten Krieg.
Russland zog dort große Truppenstärken zusammen. Satellitenbilder zeigten militärische Einheiten an mehreren Orten nahe der Grenze, die mit Raketen, Mehrfachraketenwerfern und Angriffsflugzeugen bewaffnet waren. Vier Tage nach dem Ende der Übung marschierten russische Truppen in der Ukraine ein. Dabei erfolgten die Angriffe auch vom belarussischen Staatsterritorium.
Sapad-Manöver: Es gibt schlechte Erfahrungen
Nun steht das nächste Sapad-Manöver an. Es ist nicht die erste Übung unter diesem Namen, der übersetzt "Westen" bedeutet. Es findet regelmäßig alle vier Jahre statt. Zuletzt fanden 2021 Manöver an 520 Orten in Russland statt, bei denen unter anderem die schnelle Verlegung von Truppen aus den östlichen Bezirken Richtung Westen geübt wurde. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte bereits damals vor dem Manöver als eine Bedrohung seines Landes.
Bei Sapad 2017 nahmen offenbar mehr als 100.000 Soldaten teil, um den Angriff des fiktiven Landes Wejschnorija abzuwehren, das laut dem Narrativ von westlichen Mächten angestachelt worden war, einen Regimewechsel in Russland zu forcieren. Mit einer ähnlichen Argumentation griff Russland letztlich die Ukraine an.
- bpb.de: "Analyse: Militärmanöver: Scheinschlachten oder Vorboten des Krieges?"
- berliner-zeitung.de: "Der Einmarsch des Imperiums"
- bpb.de: "Russland und der Südkaukasus"
- war.ukraine.ua: "Wann und warum begann die russische Invasion auf der Krim?"