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2. Bundesliga: HSV, Hertha, Schalke – Drei große Namen mit drei Problemen


Mehr zur 2. Bundesliga

Es geht wieder los
Der Kampf um den Aufstieg beginnt heute

Von Benjamin Zurmühl

28.07.2023Lesedauer: 6 Min.
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Hamburgs Robert Glatzel (l.), Schalkes Simon Terodde (m.) und Herthas Pál Dárdai: Alle drei Teams sind Teil des Aufstiegsrennens.Vergrößern des Bildes
Hamburgs Robert Glatzel (l.), Schalkes Simon Terodde (m.) und Herthas Pál Dárdai: Alle drei Teams sind Teil des Aufstiegsrennens.

Die 2. Bundesliga beginnt am Freitag mit dem Duell zweier Hochkaräter. Ein dritter spielt 24 Stunden später. Doch alle drei haben noch einige Hürden vor sich.

"Was jetzt in dieser Liga los ist, toppt noch mal alles", sagte Torsten Mattuschka dem "Kicker". Der 171-fache Zweitligaspieler und heutige TV-Experte bei Sky ist sich sicher, dass die kommende Saison in der 2. Bundesliga viel zu bieten hat. Die Liste der Traditionsklubs mit großen Fanscharen ist lang.

Neben Teams wie dem 1. FC Kaiserslautern, Fortuna Düsseldorf, Hannover 96, Hansa Rostock oder dem Hamburger SV sind nun auch Hertha BSC und Schalke 04 dabei. Die beiden Bundesliga-Absteiger, bei denen im vergangenen Jahr im Schnitt mehr als 53.000 (Hertha) bzw. 61.000 Zuschauer (Schalke) zu den Heimspielen kamen, erhöhen die Attraktivität der Liga. Gerade auch, weil mit Darmstadt 98 und dem 1. FC Heidenheim zwei Klubs aufgestiegen sind, die weitaus geringere Zuschauerzahlen hatten.

Im Kampf um den Aufstieg ist der Kandidatenkreis groß. Fortuna Düsseldorf könnte nach Platz vier im Vorjahr weiter oben landen, auch wenn Torjäger Dawid Kownacki nach Bremen gewechselt ist. Der FC St. Pauli ist nach der starken Rückrunde ebenfalls ein Kandidat, auch wenn in der Abwehr eine wichtige Stütze in Leart Paqarada (1. FC Köln) weggebrochen ist.

Der Karlsruher SC, Hannover 96 und der SC Paderborn zählen aufgrund der Transfers von Lars Stindl (KSC), Marcel Halstenberg (Hannover) und Max Kruse (Paderborn) zumindest zum erweiterten Kreis. Die Favoriten sind aber die drei Hochkaräter der Liga: Schalke, Hertha und der Hamburger SV. Doch alle drei Teams stehen vor komplett anderen Hürden. Und jedes von ihnen hat ein großes Problem.

Hamburg und die Verletzungen

Schon wieder scheiterte der Hamburger SV in der vergangenen Saison in der Relegation. 2022 war es die Hertha, 2023 der VfB Stuttgart. Die "Rothosen" von Trainer Tim Walter verpassten es, sich gegen die Bundesligisten durchzusetzen. Dennoch war der Frust in Hamburg verhältnismäßig gering. Schnell richtete der HSV den Blick nach vorne, tütete den Verbleib von Stars wie Torjäger Robert Glatzel, Torwart Daniel Heuer Fernandes oder Mittelfeldmotor Ludovit Reis ein.

Sonny Kittel war der einzige Stammspieler, der den Verein verließ. Und das auch nur, weil es kein neues Angebot gab. Auf der Seite der Zugänge passierte jedoch einiges. Für die Innenverteidigung, die nach der Dopingsperre von Abwehrspieler Mario Vušković stark dezimiert war, kamen Guilherme Ramos (Arminia Bielefeld) und Dennis Hadžikadunić (FK Rostow). Für die rechte Abwehrseite wurde das belgische Talent Ignace Van der Brempt von Red Bull Salzburg ausgeliehen.

Als Kittel-Nachfolger kam Immanuel Pherai aus Braunschweig, der im vergangenen Jahr neun Tore und fünf Vorlagen erzielte. Und Offensivallrounder Levin Öztunali (Union Berlin) unterschrieb ablösefrei an der Elbe.

Doch in den vergangenen Tagen und Wochen musste der HSV einige Hiobsbotschaften hinnehmen. Ludovit Reis verletzte sich an der Schulter, fällt mehrere Wochen aus. Rechtsverteidiger William Mikkelbrencis, einer der Gewinner der Vorbereitung, verletzte sich an der Hüfte, muss ebenfalls lange pausieren. Mittelfeldtalent Anssi Suhonen brach sich das Wadenbein. Die Stammverteidiger Sebastian Schonlau und Miro Muheim verpassten zuletzt viele Trainingseinheiten und Abwehr-Neuzugang Hadžikadunić trainierte reduziert.

Trainer Tim Walter gab sich jedoch auf der Pressekonferenz zum Auftakt gegen Schalke 04 (am Freitag ab 20:30 Uhr im Liveticker bei t-online) entspannt: "Ich habe genügend andere Spieler, die dann auch in die Bresche springen können. Darauf freue ich mich, dass ich die Jungs dann auch sehe."

Bis auf die fraglichen Muheim und Hadžikadunić fallen alle genannten Spieler sicher aus. Walters Experimentierfreudigkeit ist früh gefragt. Reis, Mikkelbrencis und Suhonen werden auch im zweiten Spiel fehlen. Der Druck ist also schon zu Beginn groß. Denn die Euphorie in Hamburg könnte bei einem schlechten Saisonstart schnell verfliegen. Wenn der Auftakt jedoch gelingt, ist der HSV ein absoluter Topfavorit auf den Aufstieg.

Schalke und die Unterschiedsspieler

Bei dem Abstieg vor zwei Jahren musste Schalke den halben Kader umbauen. In diesem Sommer war die Liste der Aufgaben zwar auch lang, jedoch kürzer als damals. Viele ausgeliehene Stammspieler verließen den Klub. Moritz Jenz ging nach Wolfsburg, Tom Krauß nach Mainz und Alex Král zu Union Berlin. Zudem verkauften die "Knappen" ihre Unterschiedsspieler in der Offensive.

Rodrigo Zalazar unterschrieb beim SC Braga in Portugal und Marius Bülter bei der TSG Hoffenheim. Für den Kreativspieler im offensiven Mittelfeld und den Flügelstürmer nahm Schalke inklusive Bonuszahlungen rund zehn Millionen Euro ein. Reinvestiert wurde davon jedoch bisher kaum etwas.

Zalazars Rückennummer 10 bekam Lino Tempelmann, der aus Freiburg nach Gelsenkirchen wechselte. Und für die offensive Außenbahn kam Bryan Lasme ablösefrei aus Bielefeld. Der Franzose war mit der Arminia in die 3. Liga abgestiegen. Doch weder Tempelmann noch Lasme werden als klassische Unterschiedsspieler gesehen, die mit Einzelaktionen regelmäßig eben jenen Unterschied ausmachen können.

Zwar verpflichtete Schalke früh eine vielversprechende Mittelfeldachse aus Ron Schallenberg (SC Paderborn) und Paul Seguin (Union Berlin), jedoch erhoffen sich die Fans noch den einen oder anderen Toptransfer. Vor allem im Abwehrzentrum besteht Bedarf. Der erfahrene Pole Marcin Kaminski gilt zunächst als gesetzt. Neben ihm war für den Saisonstart Leo Greiml eingeplant, der sich jedoch schwer am Knie verletzte. Ibrahima Cissé spielte im vergangenen Jahr fast nur in der U23 und Henning Matriciani meist auf der linken oder rechten Abwehrseite. Sie sind mehr in der Rolle der Herausforderer.

Am Mittwoch holte Schalke zwar Timo Baumgartl aus Eindhoven, doch ein weiterer Innenverteidiger wäre angesichts der Aufstiegsambitionen nötig. Trainer Thomas Reis sagte der "Bild": "Als Schalke 04 kannst du in unserer Situation – bei allem Respekt vor anderen Vereinen – nicht sagen, dass wir mal schauen werden. Ich habe klar gesagt, dass wir aufsteigen wollen."

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Doch dafür könnte noch einiges auf dem Transfermarkt nötig sein.

Hertha und die Kaderfrage

Das wohl größte Rätsel der neuen Saison ist Hertha BSC. Die Berliner bekamen mit Ach und Krach die Lizenz, mussten zudem einen Transferüberschuss von mehr als 20 Millionen Euro erwirtschaften.

Das Problem: Die anderen Klubs wussten um die Notlage der Hertha, versuchten, den Preis überall zu drücken. Sportdirektor Benjamin Weber war gefordert und musste unliebsame Entscheidungen treffen. Fanliebling Jessic Ngankam wechselte für vier Millionen Euro plus Bonuszahlungen zu Eintracht Frankfurt. Großverdiener Krzysztof Piątek gab er sogar ablösefrei an Basakseshir nach Istanbul ab, nur um ihn von der Gehaltsliste zu bekommen. Denn selbst in der 2. Liga hätte der Pole jährlich rund drei Millionen Euro verdient.

Ein anderer Fanliebling, Lucas Tousart, musste sogar für einen günstigen Preis zu Union Berlin verkauft werden. Drei Millionen Euro zahlten die Köpenicker an Sockelablöse für den Franzosen. Bis zu sechs Millionen Euro kann der Deal am Ende wert sein. Auch Alexander Schwolow wechselte innerhalb Berlins und schloss sich den "Eisernen" an. Für den Torhüter erhielt Hertha keine Ablöse.

Bis zum Ende der Transferperiode kann in Berlin noch einiges passieren. Flügelstürmer Myziane Maolida soll weg, auch Mittelfeldmann Suat Serdar muss dringend von der Gehaltsliste. Serdar könnte eine Millionensumme einbringen. Das gilt auch für Dodi Lukébakio, bei dem die Hertha auf zehn Millionen Euro hofft. Interessenten soll es in Frankreich, Italien, Spanien und der Türkei geben.

Dazu werden auch Jonjoe Kenny, Marc Oliver Kempf, Marco Richter, Filip Uremovic und Wilfried Kanga bei den möglichen Abgängen genannt. Auch Torwart Oliver Christensen könnte noch gehen. Sein Nachfolger sollte eigentlich Marius Gersbeck werden, doch der Neuzugang aus Karlsruhe ist aktuell suspendiert, weil er im Trainingslager einen 22 Jahre alten Österreicher geschlagen haben soll.

Trainer Pál Dárdai muss daher pragmatisch arbeiten. Weil er kaum zentrale Mittelfeldspieler zur Verfügung hat, setzt er dort zum Auftakt wahrscheinlich auf seinen Sohn Márton Dárdai und Pascal Klemens, beides Innenverteidiger. Dárdai wolle nicht jammern, betont er immer wieder, doch der Ungar weiß am besten, dass die komplizierte Kaderplanung die Aufstiegschancen dämpfen wird.

Präsident Kay Bernstein legte das Saisonziel Wiederaufstieg daher bereits im Juni auf Eis. Dem "Tagesspiegel" sagte er: "Die sportliche Führung kann erst Anfang September ein Ziel ausrufen, wenn wir mit Ende der Transferperiode letztlich wissen, wie unser Kader aussieht."

Die Frage ist nur, ob sich die klammen Berliner einen Nichtaufstieg leisten können. Im Vergleich zu Schalke 04 und dem Hamburger SV ist die Aufstiegseuphorie jedoch weitaus kleiner.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Nachrichtenagenturen SID, dpa
  • kicker.de: "Mattuschka und Franz: 'Die Bundesliga muss die 2. Liga fürchten, definitiv'"
  • sportbild.bild.de: "Schalke-Trainer gibt Aufstiegs-Versprechen"
  • tagesspiegel.de: "Hertha-Präsident Kay Bernstein: 'Zu viele haben sich für Führungskräfte gehalten, aber nicht geführt'"
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