Wirtschaftsweise Grimm warnt: AfD ist Gefahr für Ostdeutschland

Die Konjunktur im Osten wächst in diesem Jahr mehr als im Westen – Wirtschaftsweise Grimm sieht dafür gleich mehrere Gründe. Doch sie warnt vor einer Bedrohung.

Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm hat vor den Folgen von Extremismus für den Wirtschaftsstandort Ostdeutschland gewarnt. Der "aufkommende Extremismus, die größere Zustimmung zu extremistischen Parteien, insbesondere der AfD", sei eine Gefahr, sagte Grimm am Dienstagabend im ZDF-"heute journal". Viele politische Positionen der AfD machten die Standortvorteile schnell zunichte.

Grimm führte diese Vorteile an: Zwar sei die Wirtschaftsleistung noch nicht ganz angeglichen und auch die Löhne- und Rentenniveaus seien niedriger, "aber der Osten hat die Krise besser überwunden, ist besser aus der Krise gekommen und das sogar trotz der signifikanten Probleme rund um die Chemiestandorte". Insofern gebe es Grund zur Hoffnung, so die Wirtschaftsweise.

"Hier können die ostdeutschen Flächenländer profitieren"

"Auch in diesem Jahr ist die Vorhersage der letzten Konjunkturprognosen, dass Ostdeutschland leicht wächst, während Gesamtdeutschland leicht schrumpft", so Grimm. Die Löhne stiegen stärker als die westdeutschen Löhne, ebenso die Renten. Zudem verschöben sich im Zuge der Klimaneutralität "die relativen Standortvorteile in Deutschland", sagte Grimm den Funke-Zeitungen vom Dienstag. "Hier können die ostdeutschen Flächenländer profitieren, die ein deutlich größeres Potential für Erneuerbare Energien haben als der dichter besiedelte Westen."

Grimm, auch Mitglied im Sachverständigenrat Wirtschaft, sagte, die "aktuell herausfordernde Situation (...) sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass in den vergangenen drei Jahrzehnten viel passiert ist". Die ostdeutschen Länder hätten viel in Forschung und Entwicklung investiert, was sich nun in Ansiedlung von technologieorientierten Unternehmen und Gründungsaktivität niederschlage.

Eine Wiederholung der Erfahrungen der Jahrtausendwende mit extremer Arbeitslosigkeit im Osten drohe aufgrund der demografischen Entwicklung nicht, sagte Grimm den Funke-Zeitungen. Die einzig wirkliche Bedrohung des Wohlstands sei die wachsende Zustimmung zu extremistischen Parteien – insbesondere der AfD.

"Das ist wirklich eine Herausforderung"

Grimm sieht außerdem noch großen Mangel bezüglich Ostdeutschen in Führungspostionen: "Ich glaube gerade bei der Beteiligung von Ostdeutschen in Führungspositionen, das ist wirklich eine Herausforderung, der sich die Gesellschaft auch stellen muss", appellierte sie im ZDF. Man müsse das Problem "an der Wurzel anpacken, um wirklich viele Leute zu ermächtigen und ihnen die Chance zu geben, in Führungspositionen hineinzuwachsen".

"Da muss noch sehr viel passieren, um tatsächlich zur Gleichberechtigung hinzukommen und das auch in den Führungspositionen gespiegelt zu haben", sagte die Wirtschaftsweise. Sie betonte auch die Wichtigkeit ausländischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer: Grade die großen Fabriken und Start-ups, die sich ansiedelten, bräuchten hoch qualifizierte Mitarbeiter und Zuwanderung aus dem Ausland. Nicht nur, weil Fachkräftemangel herrsche, so Grimm, sondern auch, weil durch die Diversität ganz neue Impulse und Innovationskraft in den Osten komme.