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Exklusive Studie: Das bedeutet die Bundestagswahl für den Dax


Kursgewinne möglich
Was die Bundestagswahl für Anleger bedeutet

Von Mauritius Kloft

Aktualisiert am 20.09.2021Lesedauer: 4 Min.
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Wahlplakate für die Bundestagswahl: Eine neue Studie zeigt die Auswirkungen von Wahlen auf Aktienkurse.Vergrößern des Bildes
Wahlplakate für die Bundestagswahl: Eine neue Studie zeigt die Auswirkungen von Wahlen auf Aktienkurse. (Quelle: Winfried Rothermel/imago-images-bilder)

Angela Merkel wird nach 16 Jahren nicht mehr als Kanzlerin antreten. Doch was heißt das für den Aktienmarkt? Eine exklusive Studie zeigt, wie der Dax auf Bundestagswahlen reagiert.

Am Sonntag stehen Bundestagswahlen an – und nach 16 Jahren tritt Angela Merkel nicht mehr an. Ihre Amtszeit endet in den nächsten Wochen. Nicht nur Politikexperten, Medienvertreter und die Wähler interessiert den Ausgang der Wahl.

Auch Anleger sollten einen Blick auf Wahlen werfen, wie eine neue Studie der Dekabank nahelegt, die t-online exklusiv vorliegt. Die Dekabank ist das Wertpapierhaus der deutschen Sparkassen.

Zentrales Ergebnis: In den 100 Handelstagen vor Wahlterminen tendiert der deutsche Aktienmarkt zur Schwäche, wie die Deka-Experten herausfanden. Dazu werteten sie die Dax -Entwicklungen vor allen 16 Wahlterminen seit 1961 aus. In den 100 Tagen nach der Wahl konnten sich die Aktienkurse stabilisieren – oder sogar deutlich zulegen.

Kam es nach einer Wahl zu einem Regierungswechsel, legten die Kurse besonders kräftig zu. Allerdings mahnen die Experten auch an, dass die Aussagekraft hiervon eingeschränkt sei. Immerhin kam das nur vier Mal vor (zählt man den Regierungswechsel 1983 ebenfalls dazu, obwohl er schon nach einem Misstrauensvotum zustande kam).

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Außerdem haben die Experten herausgefunden: Die Aktienkurse schwanken vor und nach einer Wahl besonders stark, verglichen mit denen vom US-Index S&P 500. Das sei besonders sichtbar in den 20 Handelstagen um die Wahlen herum.

"Einzelne Politentscheidungen können Kursentwicklung beeinflussen"

Weitere wichtige Ergebnisse der Studie:

So gibt es keinen systematischen Regierungseinfluss auf die Performance des Dax. Deshalb spielt es für den Aktienmarkt auch kaum eine Rolle, dass Angela Merkel nun nach 16 Jahren nicht mehr die nächste Bundeskanzlerin sein wird. Doch: Es gibt einzelne Entscheidungen, auch von Angela Merkel, die für die Aktienentwicklung wichtig werden können.

Oder wie Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte bei der Dekabank und Mitautor der Studie, es ausdrückt: "Es ist genauso wenig möglich, die historische Aktienmarktentwicklung an einzelnen Regierungsperioden festzumachen, wie zu versuchen die Zukünftige zu prognostizieren", sagt er t-online. "Allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, dass einzelne politische Maßnahmen sehr wohl die Kursentwicklung am Aktienmarkt beeinflussen können."

Als Beispiel nennt er den Atomausstieg, der 2011 beschlossen wurde. Kurz zuvor, im Herbst 2010, wurde dagegen noch eine Laufzeitverlängerung der Atommeiler umgesetzt. Die Folge: Die Aktienkurse der Energiekonzerne brachen ein.

Doch nicht nur der Atomausstieg, der von der Merkel-Regierung vor zehn Jahren beschlossen wurde, hat Auswirkungen auf die Aktien. "Weit über die Ära von Angela Merkel hinaus werden ihre Weichenstellungen, sowohl für die Wirtschaft als auch für die Aktienmärkte, für die Energiewende in Deutschland von zentraler Bedeutung bleiben", so Schallmayer.

Das droht dem Aktienmarkt bei langen Koalitionsverhandlungen

Bis Merkel jedoch endgültig aus dem Amt scheidet, muss sich eine neue Koalition auf einen neuen Kanzler oder eine neue Kanzlerin einigen. Sollte es indes zu langen Sondierungsgesprächen und Verhandlungen kommen, wäre das für den Aktienmarkt nicht gut.

"Investoren am Kapitalmarkt wie auch Unternehmen benötigen Planungssicherheit", erklärt Schallmayer. "Entsprechend bevorzugen Investoren einen Wahlausgang, der zu möglichst klaren und auch stabilen Koalitionen führt. Dabei ist die genaue Zusammensetzung der dann gebildeten Koalition weniger entscheidend als das Tempo der Koalitionsbildung sowie deren Bestand."

Das heißt eine Rot-Rot-Grüne Koalition für den Aktienmarkt

Auch zu einer Koalition der SPD, Grünen und der Linkspartei liefert die Studie Antworten: Eine Koalition von Rot-Rot-Grün wäre für den Kapitalmarkt der größte Kontrast zu den vergangenen Regierungsjahren, heißt es. Allerdings seien sich alle Parteien über die Notwendigkeit von hohen Investitionen in den großen Zukunftsthemen Digitalisierung und Nachhaltigkeit einig.

"Beide Mega-Themen werden Mega-Investitionen auslösen und damit die Entwicklung von Unternehmen und Kapitalmärkten prägen", sagt Schallmayer. Unabhängig vom Wahlausgang könnten sich Anleger auf eine in den kommenden Jahren weiterhin aktiv und expansiv agierende Fiskalpolitik einstellen, heißt es in der Studie.

Doch es gibt auch einige Faktoren, die auch die Regierung nicht beeinflussen kann, so die Studienautoren. Als Beispiel nennen sie die Ölkrisen der 1970er-Jahren, die Deregulierungswelle im Finanzsektor der 1980er-Jahre oder das Platzen der Aktienblase Anfang des Jahrtausends. Die Ergebnisse sind also insofern mit Vorsicht zu betrachten.

Was heißen die Studienergebnisse für Anleger?

Nimmt man die historische Performance als Entscheidungshilfe, dann wäre es angebracht, vor dem Wahltermin vorsichtiger zu agieren, heißt es. Also: Aktien lieber nach der Wahl kaufen. Gleichzeitig sollten sich Anleger, rein aus der Historie betrachtet, von höheren Kursausschlägen nach der Wahl nicht verunsichern lassen, sondern im Gegenteil, diese für den Positionsaufbau nutzen, so die Studienautoren.

Investoren, die langfristig anlegen, sollten die Wahl und ihre Auswirkungen auf den Aktienmarkt nicht zu sehr in ihre Anlageentscheidungen mit einbeziehen, rät Experte Schallmayer. "Für taktische Positionierungen kann man das im Hinterkopf behalten, für eine langfristige Anlagestrategie sind derartige Erkenntnisse aber nicht von Relevanz", sagt er.

Für sie spielt weniger die Wahl als mehr das angesprochene "Mega-Thema", die Klimakrise, eine Rolle. "Vor allem wird Nachhaltigkeit, egal welche Koalition sich im Anschluss der Wahlen bildet, das zentrale Anlagethema der 20er Jahre werden", sagt er. "Aspekte der Nachhaltigkeit werden bei Anlageentscheidungen eine zunehmend größere Rolle spielen."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Studie Dekabank: Volkswirtschaft Spezial – Kurze Beine von großer Ausdauer"
  • Statement Joachim Schallmayer
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