FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine erste Einigung im Zollkonflikt zwischen den USA und China hat den Dax am Montag in Richtung 24.000 Punkte getrieben. Wie aus einer gemeinsamen Erklärung hervorgeht, beschlossen die beiden weltgrößten Volkswirtschaften, ihre Zölle gegenseitig für 90 Tage zu senken.
"Sowohl die USA als auch China sprechen von einem Durchbruch in den Zoll-Gesprächen", kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets. Was danach passiere, sei zwar immer noch nicht klar, doch "reicht das den Anlegern, um das Risiko eines Handelskriegs nun vollständig aus den Kursen auszupreisen. Quer durch alle Asset-Klassen steigen die Kurse, während der sichere Hafen Gold auf einmal nicht mehr so attraktiv erscheint."
Der Dax stieg kurz nach dem Handelsstart bis auf rund 23.912 Punkte, kam dann jedoch etwas zurück. Im frühen Handel gewann das deutsche Börsenbarometer noch 1,0 Prozent auf 23.725 Zähler. Laut Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners in Frankfurt werden obendrein auch die anstehenden Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine über einen möglicherweise dauerhaften Frieden positiv gesehen sowie an den asiatischen Börsen die Waffenruhe zwischen Indien und Pakistan.
Noch Anfang April war das deutsche Börsenbarometer bis auf knapp 18.490 Punkte abgesackt, nachdem US-Präsident Donald Trump massive Zollpakete bekannt gegeben und China mit Gegenmaßnahmen reagiert hatte. Seitdem hat der Leitindex in einer kräftigen Erholungsbewegung wieder um rund 29 Prozent zugelegt. Seit Jahresbeginn liegt er bereits wieder fast 20 Prozent im Plus.
Der EuroStoxx 50 notiert derweil noch etwas unter seiner Bestmarke aus dem Monat März. Für den Leitindex der Eurozone ging es an diesem Morgen um 1,4 Prozent auf 5.386 Punkte nach oben. Der MDax, der Index der mittelgroßen Unternehmen hierzulande, gab unterdessen seine Gewinne vollständig ab und zeigte ich mit 29.733 Punkten auf seinem Niveau vom Handelsschluss am Freitag. Ihn belasteten vor allem die Kursverluste der Rüstungswerte Renk und Hensoldt.
Auto- und Technologieaktien reagierten unterdessen mit kräftigen Gewinnen auf die Einigung zwischen den USA und China. Im Dax waren Infineon Spitzenreiter mit plus 6,5 Prozent, gefolgt von Autowerten wie Porsche AG, BMW, Mercedes und Daimler Truck, die zwischen 5,0 und knapp 6,0 Prozent stiegen.
Quartalszahlen standen vor allem von Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe im Blick. Eine Teil-Übernahmeofferte für ProSiebenSat.1 ließ die Anteile des Medienunternehmens im SDax um knapp 18 Prozent auf 7,02 Euro nach oben schnellen. Der tschechische Großaktionär PPF will seine Beteiligung von knapp 15 auf knapp unter 30 Prozent erhöhen und so unter der Schwelle bleiben, ab der eine Offerte für den gesamten Konzern Pflicht wäre.
Im MDax nahmen die Anteile von United Internet die Spitze ein mit einem Plus von knapp 10 Prozent. Die Töchter 1&1 sowie Ionos legten im SDax um 3,0 Prozent sowie 9,7 Prozent zu. Zwar hatten Kosten für den Netzausbau bei 1&1 das Ergebnis des Mutterkonzerns im Auftaktquartal gedrückt, doch das Jahresumsatzziel wurde leicht angehoben. Tochter Ionos wurde unterdessen aufgrund besserer Geschäfte in der kleineren Sparte AdTech rund um digitale Werbung und Domain-Handel ergebnisseitig optimistischer für das laufende Jahr, was die Aktie half, ihr Rekordhoch aus der vergangenen Woche zu übertreffen.
Die Anteile des Software-Dienstleisters Adesso und SDax-Neulings Procredit legten nach Quartalszahlen ebenfalls zu. ProCredit stiegen um 2,2 Prozent und Adesso um 1,7 Prozent.
Die Aktie der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS stieg um 2,0 Prozent und dürfte von einer Aussage des Vorstandschefs Stefan Hoops profitieren. Dieser hatte der Wirtschaftszeitung "Financial Times" gesagt, dass die Marktschwankungen wahrscheinlich die Geschäftsabschlüsse der Vermögensverwalter vorantreiben würden./ck/stk
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