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Tiefstand: Deutsche spenden 2019 so wenig wie noch nie


Ein "trauriger Trend"
2019 so wenige Spender wie noch nie

Von dpa
02.12.2019Lesedauer: 3 Min.
Jemand gibt Geld in einen Sammelkorb: Besonders viele Spenden kamen bei Katastrophen zusammen, die in den Medien groß präsentiert wurden.Vergrößern des BildesJemand gibt Geld in einen Sammelkorb: Besonders viele Spenden kamen bei Katastrophen zusammen, die in den Medien groß präsentiert wurden. (Quelle: Henning Kaiser/dpa-bilder)
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Vor allem in der Vorweihnachtszeit sind die Chancen für Spendensammler gut. Experten gaben nun eine Prognose zur Höhe deutscher Hilfsgelder bekannt – die Zahlen sind ernüchternd.

Auf Plakatwänden, per Brief oder in Online-Anzeigen wird zum Spenden für wohltätige Zwecke aufgerufen. Laut Deutschem Spendenrat spenden aber so wenige Privatleute wie noch nie seit Beginn der Erhebung im Jahr 2005. Von Januar bis Ende September 2019 gaben hochgerechnet rund 15,7 Millionen Menschen für gemeinnützige Organisationen und Kirchen Geld – das sind 800.000 weniger als im Vorjahreszeitraum. Das geht aus Daten hervor, die der Spendenrat am Montag in Berlin vorgestellt hat.

Trotz Tiefstand hohe Spendenbereitschaft

Ein "trauriger Trend", so Bianca Corcoran-Schliemann von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Die GfK erhebt für die Untersuchung die monatlichen Selbstauskünfte von 10.000 deutschen Privatpersonen ab zehn Jahren. Insgesamt seien bis Ende September 3,26 Milliarden Euro für gute Zwecke zusammengekommen, 1,3 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2018. Damit seien die Folgen des Spenderrückgangs auf das Gesamtvolumen gering. Das hänge damit zusammen, dass die einzelne Spende (35 Euro) höher ausfällt als in manch früherem Jahr. Und diejenigen, die spenden, tun dies mehrfach – im Durchschnitt knapp sechs Mal bis Ende September.

Bis Jahresende werde mit einem Ergebnis von deutlich über fünf Milliarden Euro und damit einem "recht guten Spendenjahr" gerechnet, sagte Corcoran-Schliemann. Im Vergleich zu 2018 (5,3 Milliarden) gebe es voraussichtlich nur "leichte Verluste". Drei Viertel des bisher gespendeten Geldes flossen in die humanitäre Hilfe. Erneut mehr Spenden flossen auch für Kultur- und Denkmalpflege sowie Sport. Rückgänge gab es insbesondere beim Umwelt- und Tierschutz.

Senioren Ü70 sind am großzügigsten

Mit großem Abstand am spendenfreudigsten zeigt sich der Analyse zufolge die Generation der Über-70-Jährigen mit insgesamt 1,3 Milliarden Euro im untersuchten Zeitraum, das macht 255 Euro pro Spender. Danach kommen die 50- bis 59-Jährigen mit 570 Millionen. Die 60- bis 69-Jährigen fallen dahinter zurück (462 Millionen). In dieser Altersgruppe gibt es nach einer ergänzenden GfK-Befragung auch den höchsten Anteil (42 Prozent) an Menschen, die der Aussage zustimmen, dass Hilfe für die Ärmsten Sache des Staates sei.

Besonders viele Spenden kamen in Jahren zusammen, in denen sich große, in den Medien präsente Katastrophen ereigneten. Etwa im "Ausnahmejahr" 2005 nach dem verheerenden Tsunami Ende 2004 in Thailand, wie Corcoran-Schliemann sagte. Im damaligen Untersuchungszeitraum waren annähernd doppelt so viele Spender verzeichnet worden wie aktuell: 29,9 Millionen und damit 44 Prozent der Bevölkerung (2019: 23 Prozent). Schon 2006 waren es nur noch 22 Millionen Spender – und der ist Trend weiter rückläufig, mit Ausreißern in einzelnen Jahren.

Gründe für den Spenden-Tiefstand?

Auch wenn der Spendenrat sich mit der Gesamtsumme weiter zufrieden zeigt: Der Rückgang der Spenderzahl sei für die sammelnden Organisationen durchaus ein Problem, sagte der Fundraising-Experte Michael Urselmann von der TH Köln. "Wir wissen aber nicht genau, woran es liegt." Eine mögliche Ursache sei ein Generationenwechsel: Die nun ins typische Spendenalter kommenden Babyboomer hätten womöglich andere Prioritäten als ihre Eltern, die selbst im Krieg Leid erfahren und gerne etwas zurückgegeben hätten.

Ein weiterer Erklärungsversuch sei, dass der Rückgang an Spendern mit einer Aushöhlung der Mitte der Gesellschaft zusammenhänge, die Spenden immer mitgetragen habe, so Urselmann. Gemeint sei damit, dass auf der einen Seite der Reichtum zunehme, auf der anderen die Armut wachse.

Andere Spendenarten außer Acht gelassen

Ein Teil des Engagements läuft heute auch auf anderen Wegen, die der Spendenrat nicht erhebt: Sachspenden, soziales Engagement oder Spendenaufrufe von Privatleuten in sozialen Medien etwa.


Der Spendenrat ist ein gemeinnütziger Dachverband von 68 Organisationen, die Spenden sammeln. Während er bei der Untersuchung auf die klassische Geldspende blickt, stellte der Deutsche Fundraising Verband kürzlich eine Rechnung inklusive Erbschaften und Großspenden an und kam auf insgesamt "eher zwölf Milliarden private Spenden pro Jahr". Würden auch noch Kirchensteuer und Unternehmensspenden mit betrachtet, komme man sogar auf ein Gesamtspendenvolumen von 33,9 Milliarden Euro, hieß es.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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