So funktioniert das Elterngeld
Berlin/Bochum (dpa/tmn) - Ein positiver Schwangerschaftstest stellt das Leben erst einmal auf den Kopf. Neben den ganzen Anschaffungen wie Kinderwagen und Babybett mΓΌssen sich werdende Eltern auch mit ihren Finanzen beschΓ€ftigen. Nach der Geburt erhalten sie fΓΌr einige Zeit Elterngeld, mit dem sie die ersten Lebensmonate als Familie finanzieren kΓΆnnen. Wichtige Fragen und Antworten:
Wer hat Anspruch auf Elterngeld?
Die Leistung kΓΆnnen alle Eltern beantragen, egal ob sie vor der Geburt gearbeitet haben oder nicht. Sie erhalten Elterngeld sowohl fΓΌr leibliche Kinder als auch Adoptivkinder oder das leibliche Kind der Lebenspartnerin. In AusnahmefΓ€llen kΓΆnnen auch GroΓeltern oder zum Beispiel Tanten und Onkel Elterngeld erhalten.
"Schwierig wird es aber unter UmstΓ€nden bei auslΓ€ndischen Eltern", weiΓ Carla Roder von der Beratungsstelle Pro Familia in Bochum. "Neben der jeweiligen StaatsangehΓΆrigkeit kommt es darauf an, ob der Aufenthalt voraussichtlich dauerhaft in Deutschland sein wird und ob hier gearbeitet werden darf. Kein Elterngeld gibt es wΓ€hrend des Asylverfahrens oder mit einer Duldung."
Wie lange gibt es Geld?
Es gibt zwei Varianten: Basiselterngeld und Elterngeld Plus. Das Basiselterngeld zahlt der Staat zwΓΆlf Monate lang. Beantragen beide Eltern die Leistung, erhalten Eltern noch zwei Monate zusΓ€tzlich. Die bekommen auch Alleinerziehende. Ein Monat Basiselterngeld entspricht zwei Elterngeld Plus-Monaten. Wer sich fΓΌr diese Variante entscheidet, hat also 24 bis 28 Monate Anspruch auf Zahlungen.
"Wie lang genau der Bezugszeitraum ist, hΓ€ngt auch davon ab, wie Eltern sich die Monate untereinander aufteilen. Sie kΓΆnnen diese ganz flexibel nehmen, nacheinander oder gleichzeitig. Auch Pausen sind innerhalb der ersten 14 Lebensmonate mΓΆglich", erklΓ€rt Roder. Festlegen muss sich ΓΌbrigens niemand. WΓ€hrend des Bezugs lΓ€sst sich der Antrag fΓΌr kΓΌnftige Monate noch immer Γ€ndern.
Einen Stolperstein gibt es noch: "FΓΌr MΓΌtter die nach der Geburt Mutterschaftsgeld erhalten, gelten die betroffenen Lebensmonate des Kindes als Basiselterngeld-Monate und kommen in der Regel nicht zur Auszahlung", sagt Roder.
Noch etwas verlΓ€ngern lΓ€sst sich das Elterngeld mit dem Partnerschaftsbonus. Arbeiten beide Elternteile gleichzeitig vier Monate lang jeweils zwischen 25 bis 30 Stunden pro Woche, erhalten sie dafΓΌr vier Elterngeld Plus-Monate. Alleinerziehende haben dazu ebenfalls die MΓΆglichkeit. Ab September 2021 gibt es den Partnerschaftsbonus zwei bis vier Monate lang bei einer Wochenarbeitszeit zwischen 24 bis 32 Stunden.
Wie hoch ist das Elterngeld?
Mindestens 300 und maximal 1800 Euro betrΓ€gt das Basiselterngeld. Beim Elterngeld Plus gibt es davon monatlich genau die HΓ€lfte. Zwillingseltern erhalten jeweils einen kleinen Zuschlag.
Wie hoch die Zahlung genau ausfΓ€llt, hΓ€ngt vom frΓΌheren Verdienst ab, erklΓ€rt Michael Sittig, Rechtsexperte bei der Stiftung Warentest: "Als Faustregel gilt, dass es etwa 65 Prozent des vorgeburtlichen Nettoeinkommens gibt." Genauer kΓΆnnen das Eltern mit demElterngeldrechnerdes Bundesfamilienministeriums ausrechnen.
Je nach ArbeitsverhΓ€ltnis ist das relevante Nettoeinkommen ein anderes. FΓΌr Beamte, Soldaten und angestellte VΓ€ter gilt der Verdienst der letzten zwΓΆlf Monate vor der Geburt als Berechnungsgrundlage. Bei angestellten MΓΌttern sind es zwΓΆlf Monate vor dem Mutterschutz. SelbststΓ€ndige mΓΌssen die SteuererklΓ€rung aus dem letzten Kalenderjahr vor der Entbindung vorweisen.
Bringt der Wechsel der Steuerklasse etwas?
Ja, damit kΓΆnnen Verheiratete das Elterngeld ein bisschen erhΓΆhen. Der Ehepartner, der mehr Monate Elterngeld beantragen wird als der andere Elternteil, sollte in die Steuerklasse III wechseln. Dadurch steigt der Nettolohn. "Bei den allermeisten Paaren bringt das etwas, sogar wenn sie die Monate gleich aufteilen", sagt Sittig. "In dem Fall sollte der Mehrverdiener wechseln."
Damit die Steuerklasse fΓΌr das gesamte Jahr angerechnet wird, muss der Wechsel allerdings mindestens sechs Monate vor dem Mutterschutz geschehen - also gleich nach dem Schwangerschaftstest.
Derzeit greift ΓΌbrigens noch eine spezielle Corona-Regelung: Monate mit Einkommensverlusten durch Kurzarbeitergeld oder Arbeitslosengeld, die zwischen MΓ€rz 2020 und Dezember 2021 liegen, kΓΆnnen Eltern von der Berechnung ihres Elterngelds ausnehmen.
Was gilt bei Steuern und Versicherung?
MΓΌtter und VΓ€ter, die in der gesetzlichen Krankenkasse pflichtversichert sind, bleiben auch wΓ€hrend der Elternzeit pflichtversichert, und zwar beitragsfrei. Freiwillige Mitglieder mΓΌssen sich weiterhin versichern, zahlen aber in der Regel nur den Mindestbeitrag von knapp 170 Euro im Monat. DafΓΌr erhalten sie ein etwas hΓΆheres Elterngeld. Wer einen pflichtversicherten Partner hat, ist ΓΌber diesen beitragsfrei versichert.
Auch privat Krankenversicherte mΓΌssen weiterhin ihre BeitrΓ€ge zahlen und erhalten ebenfalls dafΓΌr etwas mehr Elterngeld, weil keine Versicherungspauschale bei der Berechnung ihres Nettoeinkommens abgezogen wird.
Bei den Steuern kann es fΓΌr manche Eltern im Folgejahr eine bΓΆse Γberraschung geben. Zwar ist das Elterngeld selbst nicht steuerpflichtig, aber es steht unter Progessionsvorbehalt. Das bedeutet: Das Elterngeld wird bei der Bestimmung des Steuersatzes, der auf das restliche Einkommen fΓ€llig ist, angerechnet. Das fΓΌhrt dazu, dass Eltern teilweise Steuernachzahlungen leisten mΓΌssen.