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Materialmangel: Bundesregierung verfehlt wohl ihr Wohnungsbauziel


Branche erwartet Einbruch
Bundesregierung verfehlt wohl ihr Wohnungsbauziel

Von dpa, cho

Aktualisiert am 18.04.2022Lesedauer: 3 Min.
Baustellenschild und Kräne in München: Der Branche mangelt es nicht an Aufträgen, aber an bezahlbarem Material.Vergrößern des BildesBaustellenschild und Kräne in München: Der Branche mangelt es nicht an Aufträgen, aber an bezahlbarem Material. (Quelle: Carsten Hoefer/dpa-bilder)
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Die Ampelkoalition will jedes Jahr 400.000 Wohnungen bauen. Doch Lieferschwierigkeiten und steigende Preise verunsichern die Branche. Bauvorhaben werden zurückgestellt.

Der Wohnungsbau in Deutschland steht nach Einschätzung von Branchenverbänden 2023 vor einem Einbruch. Auch das Ziel der Bundesregierung, 400.000 neue Wohnungen jährlich zu bauen, gerät dadurch in Gefahr.

Hauptgründe für die negative Prognose sind Materialmangel und ein rasanter Anstieg der Kosten, bedingt durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg. Das macht die Kosten neuer Bauvorhaben sowohl für die auftraggebenden Wohnungsunternehmen als auch für viele ausführende Baufirmen und Handwerker unkalkulierbar, wie es übereinstimmend in der Wohnungs- und Baubranche heißt.

"Da wird es Einbrüche geben, und zwar ganz deutliche", sagt Hans Maier, Direktor des Verbands der bayerischen Wohnungswirtschaft (vdw), der Nachrichtenagentur dpa.

Start vieler Neubauprojekte wird verschoben

Das stimmt mit der Einschätzung des norddeutschen Schwesternverbands VNW überein: "86 Prozent der Wohnungsgenossenschaften und der sozial orientierten Wohnungsgesellschaften in Norddeutschland schätzen die Aussichten für den Neubau derzeit als schlecht beziehungsweise als sehr schlecht ein", sagt ein VNW-Sprecher in Hamburg.

"60 Prozent wollen deshalb den Start von Neubauprojekten verschieben beziehungsweise sind noch unsicher." Beide Verbände vertreten überwiegend sozial orientierte Vermieter wie Genossenschaften und kommunale Wohnungsgesellschaften.

"Eine Situation, wie wir sie noch nie hatten"

Derzeit bauen die Wohnungsunternehmen trotz Kostensteigerungen landauf, landab noch fleißig. Doch mittel- und langfristig sind die Aussichten unerfreulich. In einer kürzlich veröffentlichten Umfrage des Hauptverbands der deutschen Bauindustrie klagten 90 Prozent der Unternehmen über Preissteigerungen, 80 Prozent über Lieferengpässe. Demnach geben Baustofflieferanten für viele Materialien derzeit nur noch tagesaktuelle oder gar keine Preise mehr an.

"Es ist eine Situation, wie wir sie noch nie hatten", berichtet ein Sprecher des Landesverbands der bayerischen Bauinnungen in München. "Wir haben eine Riesen-Auftragswelle und gleichzeitig fehlen die Rohstoffe. Wir haben alle acht Wochen massivste Preissteigerungen."

Diese Baustoffe fehlen oder sind knapp

Teilweise nicht verfügbar sind nach Angaben der Bau- und Wohnungsbranche demnach Stahl und Stahllegierungen, das in vielen Baumaterialien eingesetzte Aluminium und Holz. Knapp sind demnach Dämmstoffe ebenso wie das für den Straßenbau wichtige Bitumen, es gibt Engpässe und massive Teuerung auch bei Fliesen und Keramik.

Bauherren und Baufirmen vereinbaren in ihren Verträgen in der Regel vor Baubeginn Festpreise. Wenn die Materialkosten so schnell steigen wie derzeit, laufen die Bauunternehmen Gefahr, am Ende trotz voller Auslastung Verluste zu machen. Um roten Zahlen vorzubeugen, bewerben sich viele Firmen deswegen nicht mehr um neue Aufträge: "In der Konsequenz geben über 30 Prozent der Bauunternehmen keine neuen Angebote mehr ab", heißt es beim Bauindustrie-Hauptverband.

Corona-Lage in Asien könnte Problem verschärfen

Besserung ist derzeit nicht in Sicht: "Die Gefahr einer Verknappung von Baustoffen besteht überall dort, wo die Länder Russland, Ukraine und Belarus in der Prozesskette mit vorkommen", sagt eine Sprecherin des Münchner Mischkonzerns und Baustoffhändlers Baywa.

Abgesehen vom Ukraine-Krieg kommen zusätzliche schlechte Nachrichten für die deutsche Baubranche aus Ostasien. Die drakonische Corona-Politik in China und der Lockdown in Schanghai könnten die internationalen Lieferketten nach Einschätzung von Ökonomen noch weiter in Unordnung bringen. Der Großraum Schanghai ist die Herzkammer der chinesischen Wirtschaft, der Hafen der größte Containerhafen der Welt.

Und noch eine Entwicklung hemmt den Bau: Die Kreditzinsen haben in den vergangenen Monaten kräftig angezogen. Waren Immobilien in der Vergangenheit wenigstens noch vergleichsweise günstig zu finanzieren, fällt dieser Vorteil nun zunehmend weg.

Verwendete Quellen
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